Cingene, ein kleiner, lächelnder früherer Straßenhund, und Oglus, ein grummeliger Siamkater, ergänzten die Crew. Wir waren plötzlich zu viert.
Mit Respekt, aber ohne Angst
Wegen Corona und der schwer einschätzbaren Lage auf den Karibikinseln verschoben wir unsere Atlantik-Pläne auf 2022. Eine ideale Vorbereitung für die große Fahrt fand ich in einem Überführungstörn von Les Sables d’Olonne in die Türkei auf einer Lagoon 42, zusammen mit Sebastian Kummer, der 2020 als Corona-Segler für Schlagzeilen sorgte, als er allein auf einem Katamaran wochenlang kein Land ansteuern durfte.
Für mich waren es die ersten Meilen auf der Biskaya und dem Atlantik. Ein beeindruckendes Erlebnis, das mir Respekt einflößte, aber die Angst vor dem Atlantik nahm. Im März diesen Jahres überführte ich dann eine Bavaria 38 C von Slowenien in die Türkei. 4.200 Seemeilen Praxis zu den Törns mit der Dilly-Dally gaben mir zusätzliches Selbstvertrauen.
Die Dilly-Dally hatte ich bereits in den vergangenen zwei Jahren Schritt für Schritt langfahrttauglich ausgerüstet. Solarpanele mit 840 Watt speisen die neuen Gel-Batterien, genug um zwei Kühlschränke laufen zu lassen, den Watermaker zu versorgen und die Bordelektronik zu versorgen. Neue Segel hatte ich bereits 2019 in Deutschland bei meinem Freund Sven Kraja von Frog Sails anfertigen lassen, für entspanntes Downwind-Segeln gönnte ich mir einen Parasailor.

Das stehende und laufende Gut ließ ich in Marmaris von einem Rigger ersetzen, gönnte dem Boot einen Coppercoat-Anstrich, kaufte ein stabileres Dinghy mit Aluminum-Boden, das mittlerweile von einem 15-PS-Zweitakter angetrieben wird, ersetze die Funke, installierte AIS und besorgte mir ein Iridium Go für Satellitenempfang.
Für ein bisschen Luxus sorgt eine kleine Tiefkühltruhe und eine Eiswürfelmaschine, die über den Inverter betrieben werden. Für den Fall, dass der Sonnenuntergang bei einem Sundowner mal etwas länger dauert.
Zahlen zählen nicht
Für etwas mehr als 60.000 Euro hatte ich 2018 die Moody aus dem Jahr 1999 gekauft, gut die Hälfte des Kaufpreises habe ich mittlerweile noch einmal investiert. Vielleicht auch mehr. Ich habe es nicht aufgeschrieben, die großen Zahlen würden mich traurig machen.
Die lange Vorbereitungszeit auf die große Fahrt und das Leben als Liveaboard hatten jedoch etwas Gutes. Ich konnte Schritt für Schritt das Boot ausrüsten, es kennenlernen und nur das besorgen und nachrüsten, was ich persönlich für wichtig empfinde.
Die letzten Monate vor der Abreise vergehen wie im Flug. Da mein Marinavertrag in Kas Mitte Juni ausläuft, peilen wir unsere Abreise für diese Zeit an. Genug Zeit, um genüsslich durch das Mittelmeer zu kreuzen. Auf einem letzten Vorbereitungstörn. Ende April wollen wir noch einmal nach Marmaris. Ein verrosteter Kielbolzen unter dem Motor bereitet mir Sorgen.