In der Nachhut ist die Moral mies nach gut drei Monaten Golden Globe Race 2022. Aber was soll man machen, wenn das Material sich bockig zeigt? Arnaud Gaist hat (wie erwartet) aufgegeben. Sein labiles Rigg lässt kein Segeln gegen den Wind zu. Deshalb biegt er 200 Seemeilen vor Sankt Helena auf Raumschotkurs in die Karibik ab, um von dort nach Les Sables d’Olonne zurückzukehren. Möge er in der Karibik ein Belikin-Bier genießen!

Auch Guy Waites steckt noch im Atlantik fest, Kapstadt kommt gerade in Sicht, während der Mann an der Spitze, Simon Curwen, das südafrikanische Photogate schon vor fünf Wochen passierte. Um seine lebenden Bremsklötze, die Seepocken, loszuwerden, wird Guy Waites seine Tradewind-Yacht aus dem Wasser holen, den Rumpf reinigen und neu mit Antifouling streichen.
Nach dieser Regelwidrigkeit kann er nur noch in der B-Liga des Golden Globe Race, der Chichester Class, weitermachen. Ob ihm das munden wird, weiß er noch nicht.
Mit Musik geht alles besser
Im Pazifik kommt Elliott Smith mit einem blauen Auge davon. Der 27-jährige US-Amerikaner wurde hängen gelassen. Sein Sekundenkleber war ihm keine Hilfe, um einen gebrochenen Plastikstift am Sextanten zu reparieren. Der Sextant ist unbrauchbar – Elliott Smith aber nicht untröstlich. Zum Glück hat ihm Mitstreiter Michael Guggenberger vor der Abfahrt einen EBCO-Plastiksextanten überlassen, auf dem jetzt die ganze Navigationslast liegt.

Aber einfach war es für Elliott Smith nicht, sein Karma sauber zu halten. Die widrigen Umstände zwischen Sturm, Flaute und illoyaler Selbststeuerfahne haben ihm die Galle geschwärzt. Doch was macht man, wenn die Nacht am dunkelsten ist? Man pfeift sich ein Liedchen. „I dove into the cassettes, into the music“, gibt Elliott Smith als Seelenmedizin an.

Stramm aufs Hobart Gate in Tasmanien steuern Simon Curwen und die Zweitplatzierte Kirsten Neuschäfer zu, die noch im Dezember ankommen sollten. Sie hangeln sich dicht an der verbotenen Zone entlang, der Exclusion Zone südlich vom 44 Breitengrad, die aus sicherheitstechnischen Gründen festgelegt wurde.

Die anderen vier Teilnehmer, Michael Guggenberger, Ian Herbert-Jones, Jeremy Bagshaw und Abhilash Tomy, finden ihren Weg, was für sie sicherlich recht aufregend ist, für das Publikum aber keine weiteren Attraktionen bietet. Man möchte ihnen wünschen, dass es so bleibt.