Am Sonntag geht es weiter bei The Ocean Race, der Regatta um die Welt. Nach der längsten und anspruchsvollsten Etappe durch den Southern Ocean folgt nun das vierte Leg. Die Schäden sind repariert, die Teams haben sich erholt. Diese Etappe führt über 5.500 Meilen (10.280 Kilometer) vom brasilianischen Itajaí nach Newport, Rhode Island (USA).
Für Boris Herrmann war früh klar, wie er das Team für das 4. Leg aufstellen wollte. Nach der tollen Performance bei der zweiten Etappe vertraut er seinem Co-Skipper Will Harris das Ruder erneut an. Der hat sich in diesem Ocean-Rennen schon ordentlich bewiesen.

Nicht nur ist der 29-jährige Brite ein verdammt guter Skipper, er ist auch ein mutiger Segler, der keine Aufgabe scheut. So befreite er mitten in der Nacht das Foil von einem Fischernetz und stieg in den knapp 30 Meter hohen lädierten Mast der Malizia und machte sich beim Reparieren des Mastes nicht nur die Finger schmutzig.
Die Lieblingscrew
Boris Herrmann hat vieles richtig gemacht in diesem Rennen. Nicht nur das Boot hat bewiesen, was es kann im Southern Ocean, auch bei der Teamauswahl hat Herrmann ein gutes Händchen. Nach dieser Feuerprobe im Southern Ocean mit Mast- und Kopfverletzungen kann er sich voll auf seine Crew verlassen. Das gut harmonierende Team gewann den Ritt durch den Southern Ocean und damit die höchste Punktzahl aller Etappen und liegt mit 14 Punkten auf Platz zwei.

Boris Herrmann kann also bei seiner Familie an Land bleiben und sich sicher sein, dass die Crew das Schiff schon schaukeln wird. Der Teamgedanke ist bei Herrmann sichtbar ausgeprägt. Auch seine Crewmitglieder stehen ausgiebig vor der Kamera. So ist Rosalin Kuiper inzwischen zur beliebtesten Seglerin in diesem Ocean Race avanciert.
Sie steht trotz Kopfverletzung vor Kap Hoorn zum vierten Mal in den Startlöchern. Die 27-jährige Holländerin hat nicht nur viel Power, sie strahlt auch gute Laune aus. Das Ocean-Race-Publikum dankt es ihr mit voller Sympathie.

Neu an Bord im Team Malizia ist Christopher Pratt. Der 42-jährige Franzose war vier Jahre lang Co-Skipper von Jérémie Beyou auf der Charal, hat an der Transat Jacques Vabre 2019 und 2021 teilgenommen und in beiden Rennen den dritten Platz belegt. Will Harris und er sind gut miteinander bekannt. Navigieren wird wie gehabt Nicolas Lunven und Antoine Auriol sorgt für gute Bilder.
Guyot Environnement – Team Europe
Die Amerika-Etappe wird wieder in voller Besetzung von fünf Teams gesegelt. Die Imoca von Guyot Environnement – Team Europe ist nach dem Rumpfbruch im Southern Ocean wieder startklar und das Team geht gut ausgeruht und mit frischem Mut in diese Etappe. Sie liegen mit nur zwei Punkten auf dem letzten Platz im Rennen, weit hinter Holcim PRB, das mit 19 Punkten in Führung liegt. Aber das Rennen ist noch nicht vorbei und es liegen noch fünf Wertungen vor dem Ziel in Genua, wo dieses Team schon einmal beim Ocean Race Europe gewonnen hat.

Es ist also noch etwas drin für Guyot Environnement – Team Europe von Skipper Benjamin Dutreux. Auch die erfahrene Ocean-Racerin Annie Lush ist wieder an Bord und kann ihre Trimmfähigkeiten ausspielen. Der dritte Mann an Bord ist Sébastien Simon als Navigator und Robert Stanjek sorgt als Grinder auch für den taktischen Input. Ihn wurmt die Punkte-Lücke zu den anderen Teams. Der Berliner will jetzt endlich abliefern.
Eine ganz neue Besetzung hat auch Kevin Escoffier angekündigt. Der Spitzenreiter im Rennen wird auch in der vierten Etappe das Ruder nicht aus der Hand geben. Wie angekündigt, wechselt er sein Team weiter durch und tritt mit drei neuen Crewmitgliedern in der nächsten Etappe an. Als neue Frau ist die Niederländerin Annemieke Bes gesetzt. Sie hat bereits auf der Scallywag 2017/18 ein Volvo Ocean Race bestritten.

Neben ihr ist der in Elektronik sehr erfahrene Franzose Benjamin Schwartz zum ersten Mal im Rennen. Fabien Delahaye ist der dritte Mann an Bord. Er hat das Boot bereits bei der letzten Route du Rhum zurückgesegelt. Als Onbordreporterin ist Georgia Schofield als zweite Frau dabei. Susann Beucke bereitet sich währenddessen intensiv auf ihr nächstes Solitaire-du-Figaro-Rennen in Lorient vor.
Fifty-Fifty?
Ob sich im Team von Charlie Enright auf 11th Hour Racing etwas ändert, ist noch nicht bekannt. Auch Biotherm hat noch nicht verlautbaren lassen, wer an den Start geht. Es wird jedoch gemunkelt, dass in diesem Leg zwei Frauen an Bord gehen sollen. Es wäre das erste Mal, dass es eine 50-Prozent-Besetzung gäbe.