Noch vor dem Finale der Vendée Globe 2020/21 begannen die Vorbereitungen zur Vendée Globe 2024/25. Hinter den Kulissen hat schon seit letztem Herbst das technische Komitee, das 15 Teams vertritt, das Reglement für die IMOCA-Klasse überarbeitet. Die neuen Klassenregeln wurden am 15. April 2021 genehmigt.
Der grobe Rahmen wurde schon im August 2020 festgelegt. Aber die Ingenieure haben im ständigen Abgleich mit dem laufenden Rennen die Details erarbeitet. Fast 100 Stunden (Online-) Sitzungen gipfelten in dem Entwurf, der jetzt bei der Jahreshauptversammlung abgesegnet wurde.
„Es ist keine leichte Aufgabe, faire Regeln aufzustellen, die Raum für Innovationen lassen, aber gleichzeitig die bestehende Flotte unterstützen und das Budget unter Kontrolle halten. Die Sicherheit der Segler bleibt unsere Priorität. Wir haben es endlich geschafft, Regeln aufzustellen, die eine nachhaltigere Performance begünstigen und die Kreativität der Ingenieure und Teams fördern“, zeigt sich Antoine Mermod, Präsident der IMOCA-Klasse, zufrieden.
#1 Nachhaltige Performance
Bei allen Innovationen müssen Ingenieure, Sportler und Event-Organisatoren den CO2-Fußabdruck einberechnen. Die IMOCA-Klasse arbeitet seit Jahren an diesen Themen. Das neue Reglement legt einen entsprechenden Rahmen für die Teams vor.
1. Die Verwendung von Materialien aus biologischem Anbau wird begünstigt. Das betrifft alle Elemente des Bootes, die nicht strukturell sind und demontiert werden können (Kartentisch, Sitze, Kojen, Unterlegscheiben usw.). Dies war bereits bei Solarpanels, ökologischen Energiesystemen und wissenschaftlichen Instrumenten der Fall.
2. Bis 2023 muss jeder Teilnehmer ein „Grünes Segel“ unter den acht erlaubten bei den „IMOCA Globe Series Championship“-Rennen an Bord führen. Dieses Segel kann aus „alternativen“ Materialien hergestellt werden und/oder vollständig recycelbar sein. Pip Hare und Ari Huusela absolvierten die letzte Vendée Globe mit einem ISO-14040-zertifizierten Segel, das zu 100 Prozent recycelbar war.
3. Eine aktuelle IMOCA segelt dank Wasserstoffgeneratoren, Solarenergie und Windturbinen nahezu energieautark um die Welt. Der Dieselmotor wird aus Sicherheitsgründen beibehalten. Aber die Regeln ermöglichen es nun einem Team, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, wenn es eine alternative Lösung für die Motorisierung vorlegt.
4. Alle Teams sind verpflichtet, eine Ökobilanz für den gesamten Lebenszyklus eines neuen Bootes oder bestimmter Teile (Standardteile, Rumpf, Deck, Ausleger, Ruder) zu erstellen. So werden vergleichbare Daten gewonnen, anhand derer der weitere Weg bestimmt wird, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Hierzu arbeitet IMOCA mit einem technologischen Partner zusammen, der demnächst vorgestellt wird.
5. In der „IMOCA Teams Charta“ wurden sieben Punkte festgelegt, nach denen die Teams ihren Segelalltag ausrichten sollen. Vor allem werden die Teams aufgerufen, die Umwelt nicht unnötig zu belasten.
#2 Einschränkungen für die Foils
Die IMOCA-Regeln legen die Abmessungen und Leistungs-/Stabilitätskriterien für die Foils ebenso wie für die obligatorischen Standardteile wie Mast und Kiel fest. Bislang war die Größe der Foils nicht limitiert. Aber aus zwei wesentlichen Gründen wurde eine Begrenzung notwendig.
1. Es soll ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Leistung und Sicherheit erhalten bleiben. Je größer die Foils sind, desto leistungsfähiger ist das Boot, aber desto mehr Verstärkungen sind erforderlich und desto schwerer und komplizierter ist es zu steuern, insbesondere einhändig.
2. Je größer die Foils sind, desto komplexer, teurer und langwieriger ist ihre Herstellung.
Das Reglement sieht eine Berechnungsmethode vor, mit der die Foils untereinander verglichen werden können. Die Rahmenbedingungen sind für alle Foils gleich, ihre Designs und Geometrien können sich individuell unterscheiden.