Sach? Zarnekau? Da war doch was! Ja, in dem kleinen ostholsteinischen Dorf in der Nähe Eutins lebt eines der erfolgreichsten Brüderpaare der Mehrrumpfszene. Gemeint sind Helge und Christian Sach, einst Landwirte und mehrfach dekoriert mit insgesamt acht EM- und WM-Medaillen im olympischen Tornado und in der internationalen Formula-18-Klasse. 1994 wurden sie Vizeweltmeister im Tornado, zwölf Jahre später Weltmeister in der F-18-Klasse.
Christian scheint seine Gene fürs schnelle Segeln erfolgreich weitervererbt zu haben, denn mit Johann (16) und Bruder Anton (14) traten in diesem Jahr seine zwei Söhne aus dem Schatten des Vaters und ins Rampenlicht der Regattaszene. Überraschend gewannen die beiden im 29er die diesjährige Kieler Woche und holten sich wenig später in Berlin auch den DM-Titel. Prompt wurden sie anschließend als jüngste Mitstreiter zur Kultregatta des HSC auf die Alster eingeladen: zur Meisterschaft der Meister.

float-Mitarbeiter Tommy Loewe traf die beiden bei der Regatta in Hamburg, Michael Krieg besuchte die Jungs in deren Zuhause in Zarnekau, einem kleinen Ort in der Nähe Eutins.
Bugspriet statt Plattschnauze
Kids erleben, wenn sie den Opti verlassen und anschließend auf den 4,45 Meter langen und 1,77 Meter breiten 29er steigen, sofortigen und aufregenden Segelspaß. Und den wollten die beiden auf keinen Fall missen, erfuhren sie doch schon als gerade mal 6- und 8-Jährige mit Papa Christian auf dem F 18, was Geschwindigkeit heißt. Da bot sich der 29er als Einstieg ins schnelle Segeln geradezu an.
Hinzu kommt, dass die Macher dieses Trapez-Skiffs mit Selbstwendefock und Gennaker, die 49er Design Group, Julian Bethwaite & Dave Ovington, glauben, dass das Boot die beste Jugend-Segelklasse der Welt ist. Der Einstieg scheint also direkt nach dem Opti möglich. Und – nach dem 29er kannst du alles segeln!, heißt es in einem Statement eines schleswig-holsteinischen Bootshändlers. Außerdem: Die Jugend will Skiff segeln!
Lange sind sie aber Opti nicht gesegelt. Johann segelte Regatten nur in Schleswig-Holstein, Anton gerade mal so ein oder zwei. Er sei in dieser Zeit lieber gesurft – und er liebt, wie sein großer Bruder, auch das Wakeboarden. „Das brachte mir mehr Spaß. Und wir waren ja auch von Papa infiziert. Die beiden“ – gemeint sind sein Vater und dessen Bruder Helge – „sind ja nur schnelle Boote gesegelt. Und da waren wir natürlich immer schon etwas anderes gewöhnt als in einer solchen Kiste zu sitzen. Und wir wollten immer schon gerne zu zweit oder im Team segeln.“
Mit guter Chemie zum Sieg
Aber erst seit diesem Jahr segeln die beiden Brüder zusammen. Umso erstaunlicher scheinen deshalb auch die Erfolge in dieser Saison zu sein. Anton steuert, Johann steht im Trapez. Wie vorher schon eineinhalb Jahre mit einem anderen 29er-Kameraden. Dabei ist es für Johann nur wichtig, dass sein Bruder sich in den Regatten hauptsächlich darauf konzentriert, das Boot immer am Geschwindigkeitslimit zu halten. „Was er können muss an Bewegung, um das Boot in der Balance zu halten und gleichzeitig schnell zu sein, ist schon viel, das merkt man. Aber das bringt er vom Surfen mit“, erklärt er mir auf die Frage, warum er als derjenige mit der größeren Erfahrung nicht steuert.
Und die Chemie scheint zwischen den beiden auch zu stimmen. Nicht selbstverständlich unter Geschwistern. Gebrüllt auf dem Wasser wird jedenfalls gar nicht. Anton: „Das bringt nichts. Eher an Land, da wird schon mal gestritten. Oft auch nur um banale Dinge. Der ganz normale Geschwisterstreit.“ „Es wird meist sachlich ausdiskutiert, was nicht so gut lief“, ergänzt Johann.

Als Mitglieder im Lübecker Yacht-Club trainieren die Brüder regelmäßig mit der Trainingsgruppe des Landesverbandes Schleswig-Holstein in Strande an der Kieler Außenförde. So hatten sie sich vorgenommen, bei entsprechenden Bedingungen beim Euro-Cup mit 83 Meldungen zur Kieler Woche vielleicht schon weiter vorne mitzufahren. Dass es gleich, und vor allem auch gegen starke internationale Konkurrenz, mit deutlichem Vorsprung zum Sieg reichte, freute sie um so mehr. Spannender verlief es für die beiden dagegen auf der Deutschen Meisterschaft in Berlin.
Hohe Erwartungen knapp erfüllt
Johann: „In Berlin waren 62 Boote am Start. Die Bedingungen waren mit wenig Wind sehr tricky. Auf der Ostsee kann man das Land mit einbeziehen, wenn der Wind den Berg runterkommt, wenn da Häuser sind, kann man sich ein bisschen ausrechnen, wo man theoretisch langfahren müsste. Das war auf dem Wannsee schon schwierig. Da musste man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Das hat die ersten Tage nicht so geklappt, da waren wir auch ein bisschen gefrustet. Das hatten wir auch zunächst nicht so erwartet, weil durch den Kieler-Woche-Erfolg bei uns selbst die Erwartungen hoch waren.“
Nach dem ersten Tag waren die Brüder noch sechste. Dann haben sie sich aber nach vorne gearbeitet. „Die letzte Wettfahrt am Schlusstag war, unserer Meinung nach, relativ normal, wie wir es von der Ostsee auch kannten. Der Wind kam aus einer Ecke, wo er relativ viel Anlauf hatte. Er war also für eine Wettfahrt konstant da, und da konnten wir uns gleich gut absetzen und haben den Lauf gewonnen.“ Als Gesamtzweite starteten sie ins letzte Rennen. Vorne lagen mit sieben Punkten Vorsprung ihre Trainingspartner aus Kiel, ein Mädchenteam.