Am Sonntag, den 8. April 2018, wurde auf Wangerooge der seetüchtige Neubau und die jüngste Rettungseinheit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) aus der Taufe gehoben. Dagmar Irmler, die Frau an der Seite des Wissenschaftlers Fritz Thieme, taufte das 10 Meter lange Schiff auf den Namen „Fritz Thieme“ und wünschte der Besatzung „allzeit gute Fahrt und eine sichere Heimkehr“.
Fritz Thieme (1925-2013) war Professor für physikalische Chemie an der Universität Hamburg. Thieme, der ein großer Freund der Seenotretter war, hatte die Seenotretter als seine Erben eingesetzt und damit ermöglicht, dass der Neubau vollständig aus dem Erbe finanziert werden konnte. „Für sein außerordentliches Engagement sind wir sehr dankbar“, so der ehrenamtliche Vorsitzer Gerhard Harder bei der Taufe. „Das Boot nach Fritz Thieme zu benennen, ist für uns eine ehrenvolle Verpflichtung, der wir sehr gern nachkommen.“

Neue Boote mit hoher Seetüchtigkeit
Bei dem neuen Rettungsboot handelt sich um einen modifizierten Typ, der die Unterbringung und Behandlungsmöglichkeiten an Bord für Schiffbrüchige, Erkrankte und Verletzte verbessert. Die neuen Seenotrettungsboote zeichnen sich durch besondere Seetüchtigkeit aus. Sie sind als Selbstaufrichter konstruiert und im bewährten Netzspantensystem vollständig aus Aluminium gebaut. In Grundsee und bei Brandung besitzen sie gute See-Eigenschaften, manövrieren einwandfrei, überstehen heftige Grundstöße und sind in der Lage, dank des rundum laufenden Fendersystems, auch bei höherem Fahrttempo und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen. Das acht Tonnen schwere Boot ist mit 380 PS motorisiert und schafft bis zu 18 Knoten.
Bei der Konstruktion wurden umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt. Die Neubauten sind mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet. Mit knapp einem Meter Tiefgang kann das Boot auch im anspruchsvollen Tidenrevier mit vielen Sandbänken und Flachs rund um die Insel seine vielfältigen Aufgaben erfüllen.

Gefahren wird die „Fritz Thieme“, wie alle von Boote der deutschen Seenotretter, von einer Freiwilligen-Besatzung. Mehr als 800 der rund 1.000 Seenotretter an Nord- und Ostseeküste sind freiwillige Seenotretter.
Das neue Seenotrettungsboot ersetzt auf der Freiwilligen-Station Wangerooge die 1999 in Dienst gestellte „Wilma Sikorski“. Wangerooge zählt zu den ältesten Stationen der Seenotretter. Bereits 1863, zwei Jahre vor Gründung der DGzRS, hatte der Bremische Verein zur Rettung Schiffbrüchiger, einer ihrer regionalen Vorläufer, auf der Insel das erste Ruderrettungsboot stationiert.
Die Seenotretter
Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze. Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird, ohne Steuergelder, ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen mehr als 84.500 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.