Mehr Abonnenten als alle deutschsprachigen Wassersportmagazine zusammen hat Nick Burnhams Youtube-Kanal Aquaholic. Alleine in den letzten 28 Tagen kamen gut 14.000 Zuschauer beim Internet-Bootssender des britischen Bootsjournalisten dazu. Was ist das Geheimnis seines Erfolgs?
Eigentlich ist Nick Burnham Verkäufer. Der stets freundliche Brite aus Torquay an der warmen englischen Südküste war viele Jahre Yachtbroker. Dann wurde er Bootsjournalist, man sah sich auf den großen Test-Events. Eine Festanstellung bei einem renommierten Bootsmagazin folgte. In der Krise wurde er arbeitslos. Was tun? Nick kaufte eine Videokamera und eine Drohne.
Mit Aquaholic stellt sich der Erfolg ein
Als Freelancer startete er neu, um in den Marinas der englischen Riviera kleine und große Boote zu porträtieren – mit Sachkenntnis, Charme und Selfiestick. Und er begann, seine Videos zu veröffentlichen. Mit dem eigenen Youtube-Kanal Aquaholic stellte sich der Erfolg ein.

Im Frühjahr 2019 hat der Kanal erstmals mehr als 20.000 regelmäßige Zuschauer. Ein Jahr später, zum Ende des Corona-Lockdowns kurz vor den Sommerferien 2020, knackt das Sendeformat die Grenze von 100.000 Abonnenten. Nick springt, zumindest virtuell, vor Begeisterung im Achteck. Wenige Wochen später sind diese Zahlen schon Makulatur.
Am 19. August, einen Tag vor seinem 52. Geburtstag, geht es über die nächste Hunderttausender-Marke: Über 200.000 Menschen haben den Internet-Bootssender von Nick Burnham in ihrer Leseleiste gespeichert. Er postet, ganz ohne Video: „Ich bin total erstaunt, demütig und sehr dankbar.“ Und ganz schön erfolgreich.
„Es war nicht mehr als ein Hobby“
Wir haben mit Nick Burnham über seinen langen Weg zum Youtube-Bootsreporter gesprochen.
Ich erinnere mich, als Aquaholic zu Beginn des letzten Jahres den Meilenstein von 20.000 Abonnenten erreichte. Jetzt, ein Jahr später, sind wir bei 200.000, einer zehnmal höheren Zahl. Wann hast Du begonnen, Bootsvideos zu drehen?
Nick Burnham: 2009 habe ich als freiberuflicher Journalist angefangen, nachdem ich wegen der Rezession als Yachtmakler entlassen wurde. Ich hatte 20 Jahre für Torquay Marine Sales in meiner Heimatstadt Torquay gearbeitet. Es dauerte ein Jahr, bis ich richtig Boden unter die Füße bekam.
Dann nahm Motor Boats Monthly regelmäßig Artikel von mir an und das wuchs, bis ich 2012 – immer noch freiberuflich – ihr Testredakteur wurde. Bis 2013 schrieb ich jeden Monat etwa ein Viertel des Magazins. Damals machte ich die Bootstests, aber sie schickten mir einen Fotografen.

2011 baten sie mich, ein Video als Teil eines Bootstests zu drehen. Es war eine Cobalt 243, und ich fühlte mich vor der Kamera so unbehaglich, dass ich den Händler bitten musste zu gehen. Ich konnte mich nicht filmen lassen, während er zuschaute! Das Video ist immer noch auf YouTube. Es ist schrecklich!
Das war kein hoffnungsvoller Start…
Danach fing ich an, mehr Videos zu machen, und ich lernte auch Videobearbeitung, so dass ich alles selbst machen konnte. Ich dachte, das würde mich als Freiberufler attraktiver machen, was es auch tat. Ich bekam deshalb später mehr Aufträge. Nach ein paar Jahren gab ich meine Kamera den Bootshändlern und bat sie, mich zu filmen.
2014 wurde Motor Boats Monthly eingestellt und ich war wieder arbeitslos. Ich fing an, kleine Beträge für andere Magazine zu machen. Die Geschichte wiederholte sich bei Motor Boat & Yachting irgendwie – in der Weise, dass MBY mir immer mehr abnahm und wir schließlich zu einer Exklusivvereinbarung kamen.

Und wann kam Aquaholic?
2016 startete ich einen YouTube-Kanal, um ein paar Videos einzustellen, die noch nicht verwendet worden waren. Aber hauptsächlich, um Videos von meinem eigenen Boot und meinen Bootserlebnissen zu zeigen. Es war nicht mehr als ein Hobby, allenfalls eine Idee, um zu sehen, wie es läuft. Ein paar der Videos liefen ganz gut dafür, wenn man bedenkt, dass ich auf YouTube völlig unbekannt war.
Eines der Themen war das Miami-Vice-Boot aus den 1980er-Jahren. Über das Boot hatte ich 2011 ein Feature geschrieben. Damals wusste ich noch nichts über Video. Aber ich lieh mir einen Camcorder und nahm auf, was ich konnte. Motor Boats Monthly veröffentlichte nicht viel davon. Also schnitt ich es und brachte es Ende 2017 in fünf Videos auf Aquaholic.
Das war für dich der Anfang des Erfolgs…
2018 war ich für Motor Boats Monthly in Südfrankreich und berichtete über eine Boots-Rallye, als ich etwas Merkwürdiges bemerkte. Eines der Miami-Vice-Bootsvideos war viral gegangen und wurde stündlich 1.000 Mal angesehen – damals eine unglaubliche Zahl!

Es lief ein paar Tage lang so und geriet dann wieder in Vergessenheit. Aber es bedeutete, dass meine Videos so viel gelaufen waren, dass ich eine der Bedingungen erfüllt hatte, damit Youtube mich an den Werbeeinnahmen beteiligt. Ich hatte aber nicht genug Abonnenten – man braucht 1.000 Abonnenten und 4.000 Video-Stunden innerhalb von 12 Monaten.