Es ist Mitte April und der Frühling zieht ein in Port Townsend. Der Rennkutter Tally Ho bekommt einen Luxus-Niedergang. Im Jahre sechs des Refits nimmt der Salon Form an und die Tanks werden fest montiert. Im Video zum April-Anfang wurde das Deck kalfatert und das schöne Niedergangshaus samt Cockpitsüll montiert (und – Obacht – ein Aprilscherz installiert).
Im aktuellen Video zeigt Leo Sampson nach der Elektronik-Exkursion seine ganze Tischlerkunst beim Bau der Niedergangstreppe (Companionway). Aus einem guten (teuren, weil zertifizierten) Stück Teakholz sägt er die Wangen und Stufen aus. Der Niedergang ist dreigeteilt, damit der Zugang zu den dahinterliegenden Strom-Aggregaten gewährleistet ist.

Die hatte Tyson der Elektro-Wizard schon im letzten Herbst installiert. Sie werden durch zwei wasserdichte Klappen geschützt, auf denen die Niedergangstreppe fest und sicher montiert wird. Es ist für jeden Holzwurm eine Freude zuzusehen, wie präzise er aus den Teakholzbohlen mit Nutensäge, Tischfräse und Oberfräse die Treppe zaubert.
Trial and Error
Für jeden Arbeitsschritt hat Tyson eine Anschlagschablone (ein Jig) gebaut, mit der er ganz exakt die Nuten (Dados) und ovalen Zapfenlöcher in die Wangen bohrt und fräst. Die Stufen passen dann auch ganz genau und an den Außenseiten sieht man keinen Millimeter Luft an den Zapfen. Sogar die vorderen Überstande der Stufen sind an den Ecken konkav mit Schmiege ausgefräst.
Aber auch der Meister macht mal einen Fehler. Nächstes Mal würde er die Zapfen länger lassen und anfasen, dann würde auch kein Holzspan beim Zusammenfügen mehr ausbrechen – Trial and Error, man lernt nie aus. Doch Leo trägt es mit Humor, es ist die teuerste Treppe seiner Laufbahn als Bootsbauer. Am Ende entsteht ein wahres Schmuckstück – wie fast alle Bauteile auf dieser Replik.
Wie kann man so bauen?
Dass das alles mit normalem ökonomischen Bootsbau nicht mehr viel zu tun hat, stört nur professionelle Bootsbauer, die arbeiten, um Geld zu verdienen. Der Unterschied ist einfach: Yachtbau ist Luxus und wenn so perfekt gearbeitet werden soll, braucht auch ein Profi viel Zeit. Und die kostet. Beim Edel-Yachtbau steht meist ein kapitalkräftiger Eigner im Hintergrund, der die vielen Stunden bezahlt. Allerdings achtet er auch darauf, dass für eine bestimmte Arbeit nicht zu viel Zeit gebraucht wird.
Leo Sampson als Selfmademan hat die Zeit und kann es sich leisten, auch mal länger für eine Arbeit zu brauchen. Inzwischen hat er auch die Mittel dafür, denn die YouTube-Videos und die immer häufiger auftretende direkte Werbung in den Videos lässt das Projekt auf einer soliden finanziellen Basis stehen.
Er kann jetzt auch mehrere Bootsbauer und Yacht-Techniker bezahlen. Das war nicht immer so und er hat es sich hart erarbeitet. Dafür kann er sich jetzt feinstes Holz und die beste technische Ausstattung leisten. Es gehört aber auch immer ein motiviertes Team dazu und auf seine Jungs (und manchmal auch Mädels) kann er setzen.
George und der Salon
Die gute Stube an Bord soll auch bei Kälte mollig und gemütlich sein. Dafür hat Youngster George eine Nische für den Holzofen mitsamt Brennholzschapp direkt neben der langen Bank ausgespart. Die Bank mit Rückenlehne baut er direkt auf die Spanten. Sie soll später auf kuscheligen Polstern die ausgepumpte Freiwache wieder aufbauen und für fröhliche Runden am (noch zu bauenden) großen Esstisch sorgen.
