Nach der langen Auszeit sind all hands wieder an Deck. All hands? Nicht ganz, Rowan aus Brooklyn ist mal wieder an die Ostküste gedüst zu neuen Aufgaben. Er war über die letzten zwei Jahre immer wieder über längere Zeit dabei und kommt bestimmt wieder. Dafür gibt es einen neuen Volunteer: George aus Wisconsin, 23 Jahre alt und seit vielen Jahren begeisterter Holzwurm. Nach seiner Medienschule möchte er sich gerne in dem Tally-Ho-Projekt einbringen, dem Wiederaufbau der Albert-Strange-Kutterjacht von 1909, Gewinnerin des Fastnet Race 1927.

Seit bald sechs Jahren ist Leo Sampson Goolden, der Bootsbauer aus Süd-England, schon mit diesem Projekt beschäftigt. Dabei hat er vielen ungelernten freiwilligen Helfern den Bootsbau vermittelt. Mit der Zeit setzt er aber immer mehr auf Profis oder Volunteers, mit denen er schon über längere Zeit zusammenarbeitet.
Um die erfahrenen Schiffszimmerer braucht er sich nicht viel zu kümmern. Sie können die lernbegierigen Volunteers gut anleiten. Und gelacht wird viel in diesem kleinen Team. Leo legt viel Wert auf eine homogene menschliche Zusammensetzung.
Höchste Obacht bei den Leibhölzern
So überlässt er die Anfertigung und Anpassung der Leibhölzer (Coverboards) komplett seinen beiden besten Leuten: Pete aus Port Townsend, der nun schon im dritten Jahr an dem Projekt ist, und Zeal, dem Künstler, der im Winter kam und im Sommer nach Alaska zum Fischen geht.
Das Legen der Decksplanken aus Gelbzeder war ein relativ einfacher Job verglichen mit den Covering Boards. Sie müssen genau an die abgeflachten Spitzen (die Nibs) der Decksplanken angepasst werden. Dabei folgen sie innen der Rundung des Schiffsrumpfes. Außerdem müssen die Löcher für die Schanz-Stützen (den Bullwark Stanchions) genau an der richtigen Position gesetzt werden. Die Punkte wurden vorher festgelegt, denn die Stützen müssen fest mit den Decksbalken verbunden werden.
Die Leibhölzer bilden die Einfassung des Decks und verbinden den Rumpf mit der Deckskonstruktion. Coverboards deshalb, weil sie die Decksplanken abdecken. Sie werden später außen genau der Rumpfform angepasst (trimmed) und erhalten einen gerundeten zölligen Überhang, der abgerundet wird und als Scheuerleiste dient. Diese Hölzer werden aus teurem Teakholz gefertigt, die einzelnen Stück sind zwei bis drei Meter lang und werden mit Laschen verbunden, fünf Stück auf jeder Seite. Pete macht die gesamte Backbord-Seite, Zeal an Steuerbord.
Mit Respekt und Spucke
Da beide unterschiedliche Erfahrungen mitbringen, ist ihre Arbeitsweise auch verschieden. Am Ende ist das Ergebnis allerdings von gleichbleibender Qualität. Um die genauen Formen der Einkerbungen für die Nibs zu erhalten, bauen sie sich Modelle aus Sperrholz und Heißkleber auf. Das Sägen des Holzes geht Pete mit höchstem Respekt an. Die Leibhölzer sind aus edelstem Teakholz, das Leo teuer eingekauft hat – und kein Stück zu viel. Fehler dürfen sie sich nicht erlauben bei dem Zuschneiden dieser zwei Zoll (fünf Zentimeter) starken Puzzleteile.
Pete merkt man die Anspannung an, Zeal ist etwas gelassener. Beide gehen mit höchster Konzentration zu Werke, vergessen darüber aber auch das Lachen nicht. Am Ende sind beide Seiten rundum „trocken“ montiert und die Löcher für die Stützen gestochen. Im nächsten Schritt folgt die endgültige Montage mit Schrauben und Dichtmasse.
Zeal geht fischen
Lange war er nicht da und Leo lässt ihn nur ungern ziehen. Zeal möchte weiter nach Norden, nach Alaska, um in der Sommersaison zu fischen. Im August kommt er wieder nach Port Townsend, um an der Tally Ho weiterzuarbeiten.
Er sei ein wirklich versierter Bootsbauer und die Art, wie er das hinterste Leibholz einpasst, dabei den Deckssprung, die Neigung des Spiegels, des Spiegelbalkens und die Schanzstützen berücksichtigt, zeugt von seiner sorgfältigen Arbeitsweise. Schwer, so einen guten Mann zu ersetzen.