Wie nennen Österreicher ein Boot, wenn es den größten Erfolg haben soll und sie das Projekt besonders lieben? Klar, oder? Sisi natürlich, so wie die vielgeliebte Kaiserin der ehemaligen k.u.k.-Monarchie. Sisi wird die erste Teilnahme für Österreich am Ocean Race, der härtesten Regatta, die rund um die Welt führt – und im Herbst 2021 stattfindet, wenn der Termin nicht verschoben wird.

Die junge Kampagne mit dem Namen The Austrian Ocean Race Project (TAORP) kehrt gerade nach Europa zurück. Nach 18-tägiger Überfahrt ist das Schiff „Sisi“ am 6. Mai im niederländischen Scheveningen eingelaufen. An Bord: Oliver Kobale (20) und Micky Montoya (USA, 33) von der TAORP-Stammcrew, außerdem sechs in der Karibik gestrandete Segler aus Österreich, den Niederlanden und Estland. „Es war keine Option, unsere Sisi unbeaufsichtigt zurückzulassen“, sagt Teammitglied Oliver Kobale. Der Neupreis einer VO65-Yacht wie der „Sisi“ beträgt 6,5 Millionen Euro. Das Risiko war einfach zu groß.
Die VO65-Einheitsklasse wurde eigens für das Volvo Ocean Race 2014/15 gezeichnet, sie löste ihren um fünf Fuß längeren Vorgänger ab. Sie waren auch beim letzten Rennen um die Welt – float hat ausführlich berichtet – die Boote der Wahl. Wegen der Coronakrise waren in der Karibik sämtliche Rennen abgesagt und Häfen geschlossen worden. Das Management des Austrian Ocean Race Project beschloss, Sisi wieder nach Europa zurückzuholen. Seit Ende letzter Woche ist „Sisi“ nun zurück in Europa.
In Scheveningen wird der Racer erstmal bis August oder September bleiben müssen. Noch darf das Schiff wegen der derzeitigen Lage nicht zurücksegeln in den Heimathafen in Portopiccolo bei Triest. Die nächsten regulären Rennen für die Sisi starten Herbst im Mittelmeer. Und bis dahin hoffen die Organisatoren, das Schiff zurück nach Italien überführen zu können.
Sehr junges Team um Julian Kircher
Der 33-jährige Julian Kircher hat das Austrian Ocean Race Project im Frühsommer 2019 ins Leben gerufen, um an der Neuauflage von The Ocean Race teilzunehmen. Der Spitzensegler aus Kärnten hat als Organisator der österreichischen Ocean-Race-Kampagne ein sehr junges, engagiertes Team um sich versammelt: Zwischen 20 und 36 Jahre jung sind die Top-Segler und Top-Seglerinnen, die aus ganz verschiedenen Klassen kommen – die meisten von ihnen sind aus Österreich.

Die Coronakrise hat das Projekt, das von der Öffentlichkeit bisher begeistert aufgenommen wurde, hart getroffen – und auch vor finanzielle Herausforderungen gestellt. „Viele unserer Sponsoren mussten die Zahlungen vorübergehend auf Eis legen.“ sagt Initiator Julian Kircher. „Alle Rennen und Überstellungsfahrten, die wir teilweise verchartern, um die Grundkosten decken zu können, sind auf unbestimmte Zeit komplett ausgefallen.“
Das ist kein Grund für die Österreicher, den Kopf in den Sand zu stecken: „Jede Krise birgt auch Chancen“, so Julian Kircher. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch durch diese schwierigen Zeiten kommen werden.“ Denn noch sucht das Projektteam des Austrian Ocean Race Projects nach einem Hauptsponsor.
Die Coronakrise erwische das Sisi-Team auf St. Maarten
Ein Blick drei Monate zurück: Anfang Februar ist das Race-Team zur Regattasaison in der Karibik. Nachdem sie erfolgreich das RORC Caribbean 600, eine der anspruchsvollsten Big-Boat-Regatten in der Karibik, mit Platz 6 absolviert hatten, erwischte die Coronakrise das Sisi-Team auf St. Maarten – mitten bei den Vorbereitungen auf den für März angesetzten BVI Spring Cup.
Dann begann die komplizierte und lange Rückhol-Odyssee, die erst am vergangenen Freitag endete – mit einem vorläufigen Happy End.
Wie es ist, als Teil der Crew an Bord auf einem Ocean Racer zu sein, hat unser Partner Ümit Uzun von Charterbar Yachting in der Karibik in einem beeindruckenden Video zusammengefasst. Er nahm an Bord der „Sisi“ an der Regatta RORC Caribbean 600 teil. Den Zuschauern erklärt Ümit, wie ein Ocean Racer funktioniert und wie es sich anfühlt, dabei zu sein: Berauschend!
Wer auch mal auf der „Sisi“ als Mitsegler dabei sein möchte, kann sich bei Sail with us anmelden und unterstützt damit gleichzeitig das Projekt.