Das Offshore Team Germany mit Skipper Robert Stanjek liegt seit dem Start in Alicante auf der letzten der drei Etappen des Ocean Race Europe weiter klar in Führung. Nachdem das deutsche Team auf der Einstein als einziges Team den Küstenkurs eingeschlagen hatte, so wie auch von Sebastian Wache vorgeschlagen, lagen sie während der gesamten Etappe immer bis zu 100 Seemeilen vorn.
Für das Offshore Team Germany zahlt sich der nördlichere Kurs weiter aus, den die „Einstein“ segelt. Im Augenblick – Stand Mittwoch nachmittags – haben Stanjek, Lush, Dutreux und Kasüske einen Vorsprung von etwa 60 Seemeilen auf die übrige IMOCA-Flotte.
„Wir sind sehr glücklich an Bord, haben eine gute Brise und segeln in die richtige Richtung. Und wir pushen weiter bis zum Ziel“, so Grinder Phillip Kasüske. Für die Weltumsegelungs-erfahrene Annie Lush ist das Rennen abseits der Flotte eine gute Möglichkeit, um die Lernkurve weiter nach oben zu treiben: „Wir genießen es und lernen mehr über Einstein. Wir freuen uns über den Wind und jede Meile, die wir näher an Genua herankommen. Wir pushen rund um die Uhr so sehr wir können.“
Gute Chancen als Erste über die Ziellinie zu gehen
Sebastian Wache hat die aktuelle Wettersituation für das Offshore Team Germany heute Nachmittag analysiert: Grundsätzlich ist das Windfeld geprägt vom Hochdruckgebiet mit nordöstlichem Wind. Es gibt aktuell eine kleine Störung im Hinterland, auf der Höhe von Nizza. Dort bilden sich aktuell Schauer und Gewitter, die am Winddfeld ziehen, genau dort, wo die Deutschen sich aktuell befinden. Der Windwinkel ist dadurch für sie besser.

Während die von hinten kommende Flotte noch mit Nordostwind zu kämpfen hat, hat der Wind für das Offeshore Team Germany ein bisschen nach rechts gedreht, so dass sie gut hoch am Wind segeln können. Das Windfeld ist allerdings sehr kleinräumig, mal haben sie einen Zieher, mal ein Flautenloch, es ist sehr lokal begrenzt und es ist ein bisschen Lotterie-Segeln. Zum Abend hin, wenn die Schauer und Gewitter nachlassen, wird es wieder flauer, so dass für alle TeilnehmerInnen der Druck nachlässt. Der Vorsprung dürfte relativ gleichbleibend sein. Dadurch hat das Team von Robert Stanjek gute Chancen als erstes Boot gegen fünf bis sechs Uhr morgen früh über die Ziellinie zu gehen.
Aber Navigator Benjamin Dutreux bleibt wachsam: „Bisher bin ich glücklich, wir haben eine solide Führung. Aber im Mittelmeer ist es immer schwierig, und es ist niemals vorbei, bevor es vorbei ist.“
Früheste Ankunft für die VO65 Mittwochnacht
Für die vier Boote mit Foils in der IMOCA-Klasse ist es nach wie vor ein enges Rennen – mit Geduldsproben. „Wir hatten komplette (Wind-)Ausfälle, und dann hatten wir eine Zeit lang 16 Knoten am Wind. Das ist großartig. Mal sehen, wo es hingeht!“
Das in der Klasse VO65 führende Sailing Team Poland hat noch etwas weniger als 100 Seemeilen bis Genua vorm Bug, dicht gefolgt von Team Childhood und Mirpuri Racing. Das führende IMOCA-60-Team, Offshore Team Germany, ist noch 140 Seemeilen vom Ziel entfernt. Die geschätzte Ankunft der ersten Boote wird für Mittwochnacht erwartet.
Das Rennen war von Anfang an spannend: Alle anderen, außer dem holländischen Childhood-Team auf dem VO65, entschieden sich für die Seeroute. Sie segelten östlich an Mallorca vorbei, deutlich langsamer als das Team Stanjek, Kasüske, Lush und Dutreux. Skipper Robert Stanjek hatte schon vorab im float-Interview am Samstag die Route als schwierig eingeschätzt, als er sagte: „Es wird ein schwieriges Risiko-Management im Mittelmeer.“
Dann wurde es still um das Team
Von Anfang an hatte man dem Offshore Team Germany auf dieser Etappe bessere Chancen vorausgesagt. Dann wurde es still um das Team – und alle hielten die Luft an, ob der gewählte Kurs die richtige Entscheidung war.
„Es wird bis zum Ende eng bleiben. Das Rennen wird wahrscheinlich nicht einmal auf dieser Etappe entschieden, sondern beim abschließenden Coastal in Genua“, hatte Thomas Ruyant vom Team LinkedOut gesagt. Im Moment sieht es danach nicht aus.
Die „Einstein“ kam auf ihrer Küstenroute deutlich besser voran als die restliche Flotte. Die dümpelte in den Flauten um Mallorca bei Windstärken um vier Knoten und weniger herum. Währenddessen fuhr das Offshore Team Germany auf und davon – und das bis jetzt.
Für wechselnde Wetterbedingungen gut gerüstet
Die Crew auf der Einstein ist für die wechselnden Wetterbedingungen gut aufgestellt. Benjamin Dutreux hat gerade seine ähnlich alte IMOCA allein um die Welt navigiert, er weiß, was er tut. Vor Alleinsein hat er dabei keine Angst. Er verlässt sich mehr auf das Wetterrouting als auf das, was die übrige Flotte tut.

Robert Stanjek vertraut dem Weltumsegler: Für den Berliner ist es das erste Ocean Race. Der ehemalige Starboot-Olympionike kann sich auf die Skills seiner erfahrenen Crewmitglieder verlassen.
Das Team ergänzt sich für dieses Rennen perfekt. Annie Lush, ehemalige Olympionikin, hat auch große Erfahrung im Offshore Racing auf VO65 Racern beim Volvo Ocean Race gesammelt. Sie ist eine begeisterte Match-Racerin. Robert Stanjek und Beinahe-Olympionike Phillip Kasüske sind dagegen noch Rookies in diesem Rennen.
Das Team ergänzt sich perfekt
Aber die Crew hat das Rennen im Griff, und es ist schon keine Rede mehr davon, dass sie als einziges Team „Nichtfoiler“ sind. Die seglerische Qualität macht das allemal wett – auch bei Leichtwind.
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