Als Oliver Heer am 17. Februar um 17:29 Uhr vor Les Sables d’Olonne über die Ziellinie der Vendée Globe fuhr, kam er als 29. Teilnehmer ins Ziel. Der Deutschschweizer erfüllte sich mit dieser Vendée Globe einen Kindheitstraum. Erst vor vier Jahren war er in sein eigenes Vendée-Globe-Projekt gestartet.
Nach dem frühen Tod seines segelbegeisterten Vaters gab Heer seinen Job in der Wirtschaft auf, ging 2014 nach England und startete ins professionelle Segeln. 2016 wurde er Boatcaptain von Alex Thomson. Der ermutigte ihn, die Vendée Globe selbst in Angriff zu nehmen.
Das Gespräch zündete. Heer kaufte 2022 eine Gitana 80 von 2007 (Farr Yacht Design). Jean le Cam wurde damit 2012 Fünfter. Nach einem ausgesprochen harten zweijährigen Qualifikationsprozess, bei dem er gerade noch die Hürde als 40ster ins Rennen schaffte, beendet Heer sein Rennen auf der Imoca Tut Gut nun in 99 Tagen, 5 Stunden. float sprach Oliver Heer vor seinem Start in Les Sables und jetzt nach dem Zieleinlauf persönlich.
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Herzlichen Glückwunsch, Oliver! Du hast dein Ziel erreicht, bist angekommen und unter Platz 30 geblieben. Hat sich dein Traum erfüllt?
Ja, hat er, absolut!

Die Flauten waren in dieser Vendée Globe dein größter Gegner. Fehlt dir noch Erfahrung im Wetterrouting?
Bei den Windlöchern und Flauten hatte ich sicher die schwierigste Route von allen Seglern. Der Südatlantik war wettertechnisch der schwierigste Abschnitt, das haben viele gesagt. Und für mich war das erfolgreiche Ankommen ja das Wichtigste. Aber du hast wahrscheinlich recht, dass mir ein bisschen die Erfahrung im Routing fehlt. Ich habe alle Wetterdaten gespeichert, damit ich das mit meiner Meteorologin analysieren kann.
In unserem Interview vor dem Start hast du gesagt, dass dein Boot ein Happy Place sein wird. Hat sich das eingelöst?
Ja, das kann man schon so sagen. Es muss eine Harmonie da sein, wenn man fast 100 Tage zusammen unterwegs ist und 45.000 km segelt. Ich war auf einem Happy Place.

Hast du immer deinen Apéro getrunken, wie du wolltest?
Geplant hatte ich ja einen pro Woche, aber das waren wohl etwas zu romantische Vorstellungen. Die Bedingungen waren oft nicht so, dass ich mit meinem Schneidebrett, meinem Trockenfleisch und Essiggurken entspannt im Cockpit sitzen konnte, um meinen Apéro zu trinken. Aber ich habe es immer versucht. Diese Momente sind gold wert!
Salz im Motor
Warst du gut im Kontakt mit deinen Leuten?
Sehr gut! Ich habe fast täglich mit meiner Frau telefoniert und mit meiner Familie. Und das Team war immer auf Standby. Die Kommunikationskette hat super funktioniert.

Was waren die technischen Herausforderungen auf deiner Imoca „Tut Gut“?
Technisch war die schwierigste Herausforderung, als ich über vier Liter Salzwasser in meinem Motor hatte. Es passierte vor Kapstadt und hätte sehr gut das Ende meiner Vendée sein können. Ich habe sechs Stunden gebraucht, um das Problem zu lösen. Ich habe es bemerkt, als ich meinen Startmotor starten wollte und er zu viel Kompression hatte. Als ich das Öl gemessen habe, stellte ich fest, dass sich darin literweise Salzwasser befand.
Um das Wasser wieder aus den Zylindern zu bekommen, habe ich den Riemen entfernt, ein Loch ins Schwungrad gebohrt, habe eine Leine um das Schwungrad gelegt und habe die Leine über ein paar Umlenkrollen ins Cockpit geführt. Über die Winsch konnte ich den Motor langsam drehen, etwa 50 Mal. Dann habe ich einen Ölwechsel gemacht und der Motor lief wieder.