Sie feiern auf der Malizia. Das Team von Skipper Boris Herrmann sprüht vor guter Laune. Eine Flasche Rum geht rum und Rosalin Kuiper, die vielleicht stärkste Frau im ganzen Rennen, hat Tränen in den Augen vor Rührung.

Es war nicht selbstverständlich, dass sie bis hierher gekommen sind – und die 27-jährige Holländerin hatte viel dafür getan, dass dies möglich wurde. Am dritten Tag gab es einen Zwischenfall. Der Mast war defekt und musste mitten im Southern Ocean repariert werden. Rosalin Kuiper und Will Harris stiegen dafür in lichte 28 Meter Höhe und reparierten den Riss im Mast.
Der Vorfall hätte für das Team auch das Aus für diese Etappe bedeuten können, wenn die Reparatur nicht funktioniert hätte. „Ich bin so glücklich und erleichtert, dass wir es geschafft haben“, freut sich Co-Skipper Will Harris. „Das war eines der engsten Offshore-Rennen, das ich je gefahren bin. Wir haben 11th Hour Racing in einem Abstand von nur 200 Metern passiert.“ Auch Boris Herrmann ist sehr zufrieden mit dem Boot und seinem Team.
Und so hat das Team Malizia heute, am 13. März, um 0:44:08 Uhr als zweite Crew die Halbzeit-Linie beim Ocean Race auf dem 143. Längengrad auf Höhe von Cape Otway passiert. Dafür gibt es vier Punkte, einen weniger als Holcim – PRB, die als Erste diese gedachte Linie überfuhren. Hier geht’s zum Tracker.
Malizia aktuell auf Platz 3
Und nicht nur das: Im Gesamt-Ranking liegt das deutsch geführte Team aktuell auf Platz 3. Die gesamte Etappe wird mit 10 Punkten belohnt. 11th Hour Racing Team lag während der letzten Meilen vor der Linie mit nur 10 Meilen Abstand dicht hinter Team Malizia, gefolgt von Biotherm auf dem letzten, dem vierten Platz.
10 Meilen bedeuten bei den Imoca-Geschwindigkeiten circa eine halbe Stunde Abstand. Komfortabel ist der Vorsprung nicht. Aber das Team Malizia scheint die Stärken ihrer Imoca beim Ocean Race endlich ausreizen zu können. Die Crew von 11th Hour Racing Team staunte beim Kopf-an-Kopf-Rennen nicht schlecht, wie Malizias extremer Flachbug-Rumpf über die Wellen bügelte, die von den leichteren Imocas mit steilerem Bug mühsam abgeritten werden mussten.

Die außerirdischste Leistung bleibt aber weiterhin die von Team Holcim – PRB. Kevin Escoffier und Crew haben alle Einzelwertungen des Ocean Race gewonnen, halten den aktuellen Etmal-Geschwindigkeitsrekord von 595,26 Seemeilen und haben die maximale Punktzahl eingeheimst.
11th Hour Racing mit Problemen am Großsegel
Die Liste der Probleme beim 11th Hour Racing wird länger! In Kapstadt musste das amerikanische Team die Foils wechseln, dann brachen beim Rennstart der dritten Etappe die Latten des Großsegels und kurz nach dem Start gab es Risse im Ruder. Jetzt wurde das Großsegel schwer beschädigt: Es riss entlang einer Latte auf Höhe des ersten Reffs. Damit kann das Team das Groß nicht voll einsetzen.

„Es ist ziemlich schwierig, es an Bord zu reparieren, fast unmöglich, denke ich, wegen des Risses in einem strukturellen Teil des Segels. Diese Phase ist im Moment ziemlich schmerzhaft,“ kommentiert Jack Bouttell. Erst hatte die Crew überlegt, in Neuseeland oder Tasmanien anzuhalten, aber Skipper Charlie Enright will das Rennen fortsetzen und sehen was geht.
Unterdessen ist Guyot Environnement – Team Europe in Kapstadt fast fertig mit den Reparaturen und kann die Rennyacht in Kürze nach Itajaí überführen. Dort treffen sich dann alle fünf Teilnehmer für die vierte Etappe wieder. Bis dahin sind es noch gut 14 Tage und ein schweres Stück um Kap Hoorn.