Zwischen morschen Balken schlagen wir in der Nähe unser Nachtlager auf. Das Meer rauscht und aus dem Dschungel dringen zirpende und glucksende Laute. Vor meinem inneren Auge sehe ich das türkisblaue Wasser, den weißen Sandstrand, Sonne und Palmen. Die Karibikidylle ist für die Menschen hier nicht wichtig.

Zwei Tage hängen wir im Hafen fest, ohne dass sich eine Bootsmitfahrgelegenheit ergibt. Am dritten Tag macht uns Oswald, ein ansässiger Touranbieter ein Angebot: Er wird eine Gruppe Touristen nach La Miel fahren und kann uns – für ein kleines Taschengeld ein paar Meilen weiter zum nahegelegenen Ort Puerto Obaldia fahren.
Next Stop: Puerto Obaldia
Im kleinen panamaischen Grenzstädtchen Puerto Obaldia patrouillieren ebenfalls schwer bewaffnete Soldaten am Strand. Das Dorf, das aus einer Bäckerei, einer handvoll Restaurants und ein paar kleinen Kiosken besteht, liegt mitten im Darién Gap, es gibt weder Autos noch Straßenverbindungen, nur einen kleinen Flughafen, von dem Buschflugzeuge nach Panama City fliegen.

Vom einzigen Kapitän im Hafen – bekommen wir den Hinweis, dass bald ein Handelsschiff hier vorbeikommen wird, das uns möglicherweise nach Colon am Panamakanal mitnehmen kann. Er gibt uns die Adresse von Umberto, der das einzige Telefon im Dorf besitzt. Er könne uns gegebenenfalls mit dem Kapitän des Schiffes in Verbindung bringen. Wir finden Umberto und bekommen die mündliche Zusage des Kapitäns. Das Problem: Die Ankunftszeit des Schiffes lässt viel Raum für Spekulationen.
Offiziell sollte das Schiff gestern ablegen
Offiziell sollte das Schiff schon gestern abgelegt haben. Heute heißt es: am Nachmittag oder erst morgen. Morgen sind Wahlen, da steht alles still im Land. Der Grenzbeamte will uns keinen Einreisestempel geben, bevor wir ein Ticket über die Weiterreise vorlegen können. Eineinhalb Tage haben wir noch. Wenn wir bis übermorgen keine Möglichkeit zur Weiterreise haben, will uns der Migrationsbeamte nach Kolumbien zurückschicken.

Wir schlagen unser Camp hinter dem Dorf am Strand auf. Am Ufer entlang führt ein kleiner Pfad über angeschwemmte Stämme und alte Fischernetze, über Plastikmüll und Korallenreste an einer Militärbasis vorbei. Hinter einem Holzschild „No tocan los cocos“ (Finger weg von den Kokosnüssen) finden wir eine alte Hütte am Strand, neben der wir unser Lager aufbauen.
Am nächsten Morgen treffen wir im Dorf Miguel, einen Spanier auf Weltreise, Raul aus San Salvador, der nach Jahren zurück zu seiner Familie reist und José aus Kolumbien, der einen krebskranken Freund nach Costa Rica begleitet, wo er auf eine Behandlung hofft. Unsere Geschichten können unterschiedlicher nicht sein, aber im Moment stecken wir alle in derselben Situation: Keiner weiß so recht, wie wir von hier aus weiter kommen können.

Ein interessantes Angebot vom Fischer
Am übernächsten Morgen gibt es vom Handelsschiff immer noch keine Nachricht. Stattdessen macht ein Fischer aus dem Dorf uns interessantes Angebot: Wenn wir alle unsere Dollars zusammenlegen, fährt er uns nach Carti, das nächstgelegene Örtchen mit Straßenanbindung – acht Stunden von hier entfernt.
Wir schlagen ein und finden uns kurz darauf – mit Stempel im Pass – auf einem kleinen Motorbötchen wieder, das uns Richtung Norden bringt. Nach einem langen Wellenritt kommen wir erschöpft in Carti an. Von hier aus wollen wir zur Panamericana und dann morgen weiter nach Panama City trampen. Guter Dinge laufen wir los und tatsächlich hält nach kurzer Zeit schon ein Jeep…“

Wer mehr von Julia und Lisa erfahren möchte, findet ihre spannenden Reisebeschreibungen in ihrem blog outthere. float begleitet Lisa und Julia weiter auf dem Wasser.