Nördlich von Aachen, auf der Höhe von Maastricht und Köln, befindet zwischen Maas und Rhein das kleine Örtchen Alsdorf. Drumherum liegen grüne Felder, gewundene Landstraßen und viel Weite. Nahe liegende Gewässer: keine. Dafür hat eines der bekanntesten und ältesten Bootshandelsunternehmen Deutschlands hier seinen Sitz. Denn die Brüder Gustav und Bernd Salomon gehören zu den Händlerfamilien, die den Boots- und Wassersport in Deutschland aufgebaut haben und bis heute prägen – seit nun 46 Jahren.
An einem Frühsommertag besuche ich die Salomons in Alsdorf. Während ich mit Gustav Salomon spreche, betreut Bruder Bernd die Kundschaft. Er ist der Fachmann für alles Technische, während Gustav Salomon für den Verkauf und den Kontakt zu Werften, Kunden und Medien zuständig ist. An der Wand hängen Fotos, aufgenommen in Amerika. Sie zeigen die jungen Salomons neben amerikanischen Werftchefs, mit Urkunden in den Händen.
Salomons Vater fuhr bei der Handelsmarine zur See. Anfang der 1960er-Jahre kauft er eine kleine Fiberline, das damalige Einsteigerboot, damit fährt die Familie an den Wochenenden auf der Maas. Urlaube führen die Salomons nach Grömnitz und an den Gardasee. Wassersport ist in den 1960ern noch etwas ganz Besonderes. Erst langsam kommen internationale Marken wie Glastron und Sea Ray aus Amerika nach Deutschland. Zu dieser Zeit kaufen die Salomons ihr erstes Kajütboot, eine dänische Coronet 21 DC. „Das war damals der King unter den Booten“, erinnert sich Gustav Salomon, „super verarbeitet und ein echter Hingucker.“
Die Brüder studieren Maschinenbau. Während eines Streiksemesters kaufen sie Schiffsraritäten aus Abwrackwerften auf, mit denen man in den Siebziger Jahren in Einfamilienhäusern gerne die Kellerbars dekorierte, und verkaufen sie weiter. Die Familie Salomon wohnt in der Aachener Innenstadt und zum Haus gehört ein kleines Ladengeschäft, in dem ein Schuster arbeitet. Als der den Laden aus Altersgründen aufgibt, übernehmen die Brüder das kleine Geschäft und verkaufen von dort aus die maritimen Raritäten. Ihre Kundschaft rekrutiert sich vor allem aus denen, die im gegenüber liegenden Gericht arbeiten – Richter, Rechtsanwälte, Büroangestellte.

Als die Nachfrage nach kleinen Booten steigt, kaufen die Brüder eine Sessa mit Außenborder und bauen das Schaufenster um, damit das Boot in den kleinen Laden hineinpasst. Mehr als Hobby denn aus Profession verdienen sie so etwas Geld neben dem Studium.
Fast ohne Englischkenntnisse fliegen sie 1973 zum ersten Mal, etwas umständlich über Luxemburg, sie hatten ja wenig Geld, in die Vereinigten Staaten, um US-Boote vor Ort in Augenschein zu nehmen. Die ersten Boote, die sie aus den USA importieren, sind von Cobia: fünf bis sechs Meter lang und mit OMC- und Mercruiser-Innenborder-Motoren. Aber es ist noch nicht die passende Marke für den deutschen Bootsmarkt in Deutschland.

In den 1980er-Jahren gibt es in Deutschland bereits zwei erfolgreiche Importeure amerikanischer Boote, die Sea Ray und Glastron verkaufen. Für die Brüder Salomon, die gerade erst beginnen, ist da (noch) kein Platz. Nach verschiedenen Anläufen wechseln die Salomons zum Verkauf von Motorseglern und handeln sehr erfolgreich mit Southerly-Yachten mit Schwenkkiel. Bernd und Gustav Salomon steigen nun richtig ins Geschäft ein.

Mit dem Erlös aus den Bootsverkäufen bauen sie 1980 ihr Unternehmen mit Bootshalle in Alsdorf auf und bieten verschiedene Bootsmarken an, unter anderem die Marke Etap. „Mein Bruder ist ja mehr der Segler, ich mehr der Motorbootfahrer“, sagt Gustav Salomon. „So konnten wir immer gut beide Bootstypen verkaufen.“ Als der Laden läuft, importieren sie amerikanische Boote. Weil die großen Marken für sie noch nicht in Reichweite sind, fliegen sie nach Chicago, wo die seinerzeit weltgrößte Bootsmesse stattfindet, und suchen nach interessanten Nischenprodukten.
Als sie Veer Beri, den Vizechef für internationale Verkäufe bei Brunswick, kennenlernen, wendet sich das Blatt für die Salomons. Beri sucht für die neue Marke Maxum einen Importeur für Deutschland. Nach reiflicher Überlegung sagen die Brüder Salomon zu und stellen 1989 auf der Boot Düsseldorf neben der Marke Celebrity auch eine Maxum aus. Es wird ein voller Erfolg: „Die Leute standen Schlange auf unserem Stand, um die Maxum 21 SC zu kaufen. Ich habe die Verträge auf einem karierten Schreibblock geschrieben. Sogar unsere Mutter half uns, sie machte Termine und bot Sekt an“, erinnert sich Gustav Salomon amüsiert.
Mit der Marke Maxum geht es für die Salomons sehr erfolgreich weiter: Sie werden Generalimporteure, bauen ein deutsches Händlernetz auf, und das Geschäft läuft gut. Sie gehören international zu den erfolgreichsten Händlern und feiern bei den Händlermeetings in Amerika mit den Brunswick-Chefs ihre Erfolge.

2010 stellt Brunswick im Zuge der Finanzkrise die Marke Maxum ein. Für die Brüder Salomon ist das ein Schock. Brunswick bietet ihnen als Ersatz die Bayliner-Vertretung an, aber die Boote sind nicht so hochwertig wie Maxums. Und die Salomons, die für hohe Qualität stehen, werden nicht warm mit der Marke. „Wir kannten uns mit Cruisern gut aus, verkauften Sportboote im regionalen Bereich und Cruiser in ganz Deutschland.“ Nach zwei, drei Jahren endet die Episode.
Die Salomons suchen wieder eine hochwertige Importmarke – und alles fügt sich. „So kamen wir zu Four Winns und haben uns mit Veer Beri, damaliger Vizechef von Maxum und nun Vizechef bei Four Winns, auf den Import für Deutschland und Österreich geeinigt.“ Seit 2011 sind die Salomons nun Händler für Deutschland und Österreich. Seit kurzem gehört auch die französische Marke Jeanneau mit zum Sortiment. Sehr gut verkaufen sich Boote wie die Jeanneau Merry Fisher 795 und Four Winns Vista 255. Trotz des gestiegenen Dollarkurses gibt es weiter großes Interesse an den gut verarbeiteten US-Booten.
Für Gustav und Bernd Salomon ist der Kundenkontakt das A und O. Jeder für sich hat 46 Jahre Erfahrung – das ergibt in Summe fast ein Jahrhundert Bootsexpertise.

Ein Kommentar
Schöne Story, Ich freue mich auf den nächsten Teil