Bei Privilége haben wir einen Auftragsbestand von 53 Millionen Euro, das ist ein Rekord: Wir haben vor, die Kapazität und Effizienz des Werks deutlich zu erhöhen. Ein Zukauf weiterer Marken ergibt deutlich weniger Sinn als ein Einstieg mit einer bestehenden Marke in ein anderes Multihull-Segment.
Segelyachten sind wieder gefragt
Natürlich entwickeln sich einzelne Marktsegmente unterschiedlich und unterliegen auch Schwankungen. Deshalb haben wir eine Mehrmarkenstrategie. Das ist auch eine Art Risikomanagement.
Marc Diening: Wir sind generell in der Größenordnung von 30 bis Mitte 50 Fuß unterwegs. Das ist ein größeres Segment, von dem wir glauben, es in den nächsten Jahren gut bedienen zu können. Traditionell kommen wir aus dem Segelbereich, der noch immer unser wichtigstes Kernsegment auch beim Umsatz ist. Wir sehen hier in den letzten zwei Jahren eine neue Dynamik.
Wir sehen, dass die neuen Produkte, die wir in den letzten zwei, drei Jahren auf den Markt gebracht haben, extrem gut funktionieren – auf der Seglerseite mit der Bavaria C42 und Bavaria C38, wo wir dreistellige Stückzahlen pro Jahr verkaufen, bei den Motorbooten mit der SR-Linie, wo wir nach der gut angenommenen SR 41 jetzt die Bavaria SR 36 vorstellen.
Welche neuen Bootsmodelle können wir für 2023 erwarten?
Marc Diening: Die Bavaria SR 36 ist sicherlich nicht das letzte Modell in der SR-Reihe. Im Motorbootsegment werden wir Modelle nach und nach ersetzen, und im Segelbereich die Serie ausbauen, die sowohl im Eigner- als auch im Chartermarkt sehr gut ankommt. In beiden Hauptsegmenten werden wir in den nächsten ein, zwei Jahren Neuheiten zeigen.
Polen sorgt für Tempo
Hanjo Runde: Wir haben gerade eine größere Analyse gemacht, wie einzelne Marktsegmente sich weiterentwickeln und was sich daraus ableitet. Eins kann ich sagen: Wir werden mehr Entwickler haben und unsere Innovationsgeschwindigkeit steigern.
Wie entwickelt sich das Hanse-eigene Konstruktionsbüro in Polen?
Hanjo Runde: Wir haben im Baltic Design Institute sieben Mitarbeiter und werden perspektivisch 25 Kollegen hinzubekommen, aber unabhängig vom Standort. Ich finde es faszinierend, wie Engineering-Kollegen aus Frankreich, Deutschland und Polen zusammenarbeiten. Der erste Prototyp, den unser Baltic Design Institute maßgeblich bearbeitet hat, wird in Greifswald gerade gebaut.
Beide Serienbootwerften in Deutschland gehören Finanzinvestoren, die Unternehmen üblicherweise in einigen Jahren wieder verkaufen. Wie ist das bei Ihrem Unternehmen?
Marc Diening: Ich glaube, einer der wesentlichen Punkte für den künftigen Erfolg von Bavaria ist eine gewisse Konstanz, Nachhaltigkeit und eine klare, umsetzbare Strategie. Genau das ist mit dem Investor besprochen und vereinbart.
Wir haben die gleichen Vorstellungen, was Bavaria braucht: die Rückbesinnung auf die Kernpositionierung, dann einen klaren Kurs legen und diesen auch über mehrere Jahre durchhalten, um dann die Früchte ernten zu können von dem, was man in neue Produkte, Belegschaft und Kompetenzen investiert.
Es ist klar, dass dies Zeit braucht, und diese Zeit bringt der Investor mit. Der Investor ist mit der Entwicklung von Bavaria in den letzten drei Jahren sehr zufrieden, auch wenn Corona im ursprünglichen Businessplan nicht berücksichtigt war.