„Das Meer ist der letzte freie Ort auf der Welt“, schrieb einst Ernest Hemingway, der seiner Liebe zur See mit dem Werk „Der alte Mann und das Meer“ ein Denkmal setzte. Hemingway wusste, wovon er schrieb. Er segelte auf vielen Yachten, fing tonnenweise Fisch und überlebte mehr als einen Sturm. Vielleicht ist es genau diese Freiheit, von der Hemingway sprach, die auch viele Prominente aus Kultur und mit Krone, aus Wissenschaft und Wirtschaft und natürlich der Politik mit dem Segeln verbinden. Hier eine Auswahl von Wirtschaftskapitänen, gekrönte Häuptern, Politikern und Wissenschaftlern an der Pinne.
Politiker
John F. Kennedy
© Public Domain
Segeln war – neben den Frauen – eine der größten Lieben von JFK. Der US-Präsident lernte das Segeln schon als Kind und besaß als Teenager mit seinem Bruder Joseph eine Reihe von Booten der Star-Klasse – die „Flash“ und die „Flash II“. Als begeisterter Segler gewann JFK die Nantucket Sound Star Class Championship in der Flash II, segelte mit dem Boot auch während seines Studiums in Harvard und gewann 1938 den McMillan Cup. Er verkaufte das Boot 1941, ging aber immer noch mit seiner 26-Fuß-Wianno-Senior-Schaluppe „Victura“ aufs Wasser, die ein Geschenk seiner Eltern zum 15. Geburtstag war. „Victura“ war wohl das am meisten geschätzte Boot in JFKs Leben – es war das Boot, auf dem er seiner Frau Jackie das Segeln beibrachte und auf dem er und Jackie für das berühmte Life-Magazin-Shooting fotografiert wurden.
Kennedy segelte im „schwimmenden Weißen Haus“
Vielleicht verkörperte niemand den Glamour des Segellebens so sehr wie die Familie Kennedy. Aber Kennedy war auch ein ambitionierter Regattasegler in der Star-Klasse und stellte sogar einen Geschwindigkeitsrekord auf, als er 1938 am Chicago-Mackinac-Race teilnahm. Als Präsident genoss JFK dann die Vorzüge der hölzernen 92-Fuß-Präsidentenyacht, die er in „Honey Fitz“ umbenannte. Später ließ er eine 62-Fuß-Yacht von Sparkman and Stephens, die „Manitou“, mit der neuesten Kommunikationsausrüstung ausstatten, damit er mit seinem Büro während des Segelns in Kontakt bleiben konnte – sie wurde als das „Schwimmende Weiße Haus“ bekannt.
Helmut Schmidt
© Hans Schafgans CC BY-SA 2.0
Helmut Schmidt ohne Elbsegler auf dem Haupt? Schwer vorstellbar. Dabei liegen die seglerischen Wurzeln des ehemaligen Bundeskanzlers nicht an der Elbe, sondern auf der Alster. Was den Hamburger Jung‘ am Segeln so begeisterte, erklärte er einmal in einem Gespräch mit Hamburgs damaligen Bürgermeister Olaf Scholz. „Ich bin seit meiner Kindheit nicht mehr gerudert. Das war mir zu anstrengend. Ich war froh, dass ich segeln konnte.“ Schmidt war begeisterter Conger-Segler, seit 1958 besaßen er und seine Ehefrau Loki ein Ferienhaus am Brahmsee, wo auch der Congar lag.
Mit dem sportlichen Laser, den Schmidt vom kanadischen Premierminister Pierre Trudeau geschenkt bekam, konnte er hingegen nichts anfangen: Er nannte ihn „das Plättbrett“. Bei einer Rede an der Sporthochschule Köln 1979 wurde Schmidt mit dem Vorwurf konfrontiert, Segeln sei doch elitär. Der Kanzler konterte trocken: „Segeln? Das ist schon lange nicht mehr elitär. Vielleicht bei euch in Köln, aber nicht bei uns an der Küste!“ Mit einer Aussage bei der Kieler Woche 1976 zu der staatliche Einmischung in den Segelsport dürfte Schmidt noch heute viel Zustimmung unter den Seglern finden: „Als Segler möchte ich, um es einmal so frei auszudrücken, von Behörden möglichst nicht belämmert werden!“
Wirtschaftskapitäne
Ted Turner
Ted Turner war nur der See treu. Dreimal war der US-Milliardär verheiratet, zuletzt mit Jane Fonda, dreimal wurde er geschieden. Bereits mit neun Jahren hatte Turner das Segeln gelernt. Auch für ihn war das Boot ein Rückzugsort. Seine Jugend verlief alles andere als einfach. Seine Schwester starb früh, sein Vater beging Selbstmord. Turner übernahm dessen kleine Werbefilmfirma und gründete später die News-Giganten CNN und TNT. Er scheffelte Milliarden – und steckte viele Millionen in den Yachtsport.
© John Mathew Smith
Aber nicht nur als Geschäftsmann war er erfolgreich, sondern auch als Regattasegler auf höchstem Niveau – beim America’s Cup. So gewann Turner gemeinsam mit Dennis Conner 1974 den 22. America’s Cup für die USA auf der Segelyacht „Courageous“ und konnte den Sieg drei Jahre später verteidigen – beide Male gegen Australien. Mit seiner eigenen Segelyacht „Tenacious“ erreichte er zudem viele Regattasiege, unter anderem gewann er 1979 das Fastnet Race im Rahmen der Cowes Week in England. Für seine Leistungen beim America’s Cup wurde Turner 1993 als Ehrenmitglied in die America’s Cup Hall of Fame aufgenommen.
___STEADY_PAYWALL___
Larry Ellison
© Hartmann Studios CC BY 2.0
Er mag seine Millionen im Silicon Valley als CEO des Tech-Unternehmens Oracle gemacht haben, aber für Larry Ellison ist das Meer sein wahres Zuhause. Nachdem Ellison das für sechs Segler tödliche Sydney-Hobart-Rennen von 1998 überlebt und gewonnen hatte, nahm er den America’s Cup ins Visier. Die beiden ersten Anläufe bei der berühmtesten Regatta der Welt, 2003 und 2007, scheiterten in den Ausscheidungsrennen, dem Louis Vuitton Cup. Aber Ellison gab nicht auf.
2010 konnte Ellison mit seiner Yacht „USA 17“ dann endlich den Sieg gegen die Alinghi einfahren. Drei Jahre verteidigte er den Titel. 2017 wurde das Finale gegen das Team New Zealand dann zum Fiasko. Oracle unterlag mit sieben zu eins Punkten.
Hasso Plattner
Die deutsche Antwort auf Larry Ellison heißt Hasso Plattner. Die beiden sind Erzrivalen – im Beruf wie auf dem Wasser.
Vor Jahren sorgte die sogenannte Moonshining-Affäre für Aufsehen. Ellison ließ kolportieren, Plattner hätte ihm den nackten Hintern gezeigt. Ein Skandal. Plattner wehrte sich gegen die Darstellung, mittlerweile nennt er die Anekdote „Schnee von gestern“.
© CC BY-SA 3.0
Der Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP ist ein begnadeter Segler, der viele Erfolge im 505er feierte. Erst später entdeckte er seine Liebe für größere Klassen. In der Farr40 fühlte er sich wohl, einer Klasse, in der die Eigner selbst am Ruder oder der Pinne stehen. Als Sponsor mischte Plattner auch beim America’s Cup mit. Er unterstützte das Team New Zealand, Ellisons Gegner. In den vergangenen Jahren mischt Plattner, mittlerweile 76 Jahre alt, bei der TP52 World Series mit. Natürlich steht er auch hier am Ruder. Seine Leidenschaft hat er an seine Tochter Tina weiter gegeben. Anfangs wechselten sie sich an Bord ab, mittlerweile treten sie gegeneinander an.
Genies
Albert Einstein
© public domain
Der wohl bekannteste Wissenschaftler unter Segeln dürfte Albert Einstein sein. Wenn auch nicht gerade der beste. Wie Zeitzeugen überliefert haben, war Einstein aber nie glücklicher, als wenn er sanft auf einer seiner beiden geliebten Boote „Tinef“ und später dem Jollenkreuzer „Tümmler“ über die Berliner Seen segelte – und es schien ihn überhaupt nicht zu stören, wenn er häufig auf Grund lief oder gegen den Steg krachte. Für das unbestrittene Genie gehörte das einfach zum Spaß dazu. Im August 1929 schrieb Einsteins Frau in einem Brief an seine Schwester: „Unser Schiff ist herrlich. Albert hat seinen eigenen Landungssteg am Garten, er genießt dieses Segelglück sehr ausgiebig. Das Schiff ist ein Geschenk von sehr reichen Freunden (15.000 Mark!). Ich schreibe diese Protzerei, damit Du eine Ahnung hast, welch stolzes Schiff Dein Bruder segelt.“
Einsteins Segelboot, er nannte es liebevoll „mein dickes Segelschiff“, hatten ihm Freunde zu seinem 50. Geburtstag geschenkt. Später beschlagnahmten es die Nazis, nachdem Einstein in die USA geflohen war.
Gekrönte Häupter
Felipe von Spanien
© Borja Puig de la Belleacasa
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – zumindest, was die Leidenschaft für den Segelsport anbelangt. Wie sein Vater, der nach Sex- und Korruptionsskandalen zurückgetretene König Juan Carlos, ist auch der inthronisierte spanische König Felipe ein begeisterter Regattasegler. Vor der Küste Mallorcas nimmt das Königshaus aus Madrid regelmäßig an der sogenannten Königsregatta, der Copa den Ray, teil. Felipe ist dabei nicht nur gekrönte Staffage an Bord, er weiss, was er an Bord tut. Als Kronprinz war Felipe bereits 1992 Mitglied des spanischen Segelteams bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona, stolz trug er bei der Eröffnungszeremonie die spanischen Flagge. Im Soling-Wettbewerb erreichte er den sechsten Platz.
Harald von Norwegen
© Samediggi Sametinget CC BY-SA 2.0
König Harald V. von Norwegen vertrat sein Land sogar bei drei Olympischen Spielen – 1964, 1968 und 1972. Bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio war er zudem der Träger der norwegischen Flagge. Der Monarch ist seit Jahrzehnten nicht nur begeisterter, sondern auch erfolgreicher Hochseesegler. 1987 wurde er Segelweltmeister mit seiner Yacht Fram X. 2005 gewann er in Schweden mit Fram XV die IMS-Europameisterschaft. In der sogenannten Non-Corinthian-Class segelte der König auch auf der 1938 gebauten 8mR-Yacht „Sira“ sehr erfolgreich als Steuermann. Mit ihr wurde er 2008 in Hankø (Norwegen) Weltmeister. Bei der Weltmeisterschaft 2018 auf dem Bodensee belegte er mit „Sira“ den dritten Platz.
Prinz Frederik von Dänemark
In jungen Jahren war es das erklärte Ziel des dänischen Thronfolgers, als Teil der dänischen Segelmannschaft bei den Olympischen Spielen teilzunehmen. Doch dazu sollte es nicht reichen, auch wenn der sportbegeisterte Frederik mehrmals auf Dänemark bei internationalen Segelregatten an den Start ging. Auf die Nachfrage eines Reporters, ob er denn eine Chance gehabt hätte, bei den Olympischen Spielen zu starten, sagte der Kronprinz selbstbewusst: „Wenn ich mit allem anderen aufgehört und vier Jahre lang darauf hin trainiert hätte, wäre das wohl möglich gewesen.“
© M. Engelhund CC BY-SA 3.0
Doch die Segelleidenschaft kam nicht bei allen Untertanen gut an. Der Kronprinz würde mehr segeln als repräsentieren, hieß es damals. Außerdem sei der Sport sehr kostspielig und dürfe auf keinen Fall von Frederiks Apanage, die aus Steuergeldern finanziert wird, bezahlt werden. Sponsoren sollten aber auch nicht als Finanzquelle dienen, da sich der Thronfolger so in Abhängigkeit großer dänischer Firmen begeben würde. Wie der Kronprinz es auch machte, den Dänen war es nicht recht. Mittlerweile hat Frederik einen neuen Segelpartner – seinen Sohn Christian. Im zarten Alter von zehn Jahren starteten Vater und Sohn 2016 zusammen beim Drachen Gold Cup vor Hornbaek.
Mehr davon? In Künstler an der Pinne porträtiert Jens Brambusch segelnde Schauspieler, Musiker und Entertainer.