Götterdämmerung für Diktatoren: Die Superyacht „Graceful“ ist wieder unterwegs. Gesichtet wurde das Wladimir Putin zugeschriebene 82-Meter-Schiff in der nördlichen Ostsee.
Verstörend: Das Luxusschiff des russischen Präsidenten eskortiert ein stark bewaffnetes Schiff der russischen Küstenwache. Der Kurs: Richtung Norden.
Die „Graceful“ war direkt vorm Beginn des Ukraine-Kriegs vom Refit in Hamburg mit zunächst unbekanntem Ziel aufgebrochen. Wenig später – als die Superyachten russischer Oligarchen bereits an die Kette gelegt wurden – tauchte die „Graceful“ in der Exklave Kaliningrad auf.

Fotograf Carl Groll sichtete die beiden Schiffe in den Morgenstunden des 25. September in der Ostsee westlich der estnischen Insel Saaremaa. Die Insel liegt auf halber Strecke zwischen Kaliningrad und Sankt Petersburg am östlichen Ende der Ostsee. Stockholm und Helsinki, die Hauptstädte der künftigen Nato-Partner Schweden und Finnland, liegen nur rund 200 Kilometer von der Sichtung entfernt.
Ohne AIS, und doch nicht unsichtbar
Im Mai 2021 hatte Putin den belarussischen Machthaber Lukaschenko auf der „Graceful“ im Schwarzen Meer empfangen. Blohm + Voss überholte das Schiff seit September 2021 in Hamburg. Dabei sollen unter anderem zwei Balkone installiert, das Unterboot gereinigt und die Motoren überholt worden sein. In Hamburg lag die Superyacht Bug an Bug mit einer nur sieben Meter längeren, im Bau befindlichen deutschen Korvette.

Beide Schiffe fuhren, erklärt Yachtfoto-Broker Peter Seyfferth gegenüber float, mit ausgeschaltetem AIS in Richtung Norden. Den Konvoi führte die 82 Meter lange, frisch refittete Putin-Superyacht an, gefolgt von einem Kanonenboot.
Verlegung zwei Tage vor der Sabotage
Da das AIS ausgeschaltet war, ist unklar, welches Ziel der Konvoi hatte. Sehr wahrscheinlich ist es, dass er zur nächst erreichbaren russischen Hafenstadt fuhr: nach Sankt Petersburg, Putins Heimatstadt.

Bis zu zwölf Gäste können an Bord in sechs Kabinen untergebracht werden. Dazu kommen 14 Besatzungsmitglieder. Auf dem Oberdeck befindet sich ein Hubschrauberlandeplatz. Die Reichweite des Fünfdeckers gibt Blohm + Voss mit 6.000 Seemeilen an. Damit kommt man weiter als bis ans Ende der Ostsee.

Wie sich die Bilder gleichen: Kurz vor Beginn der russischen Invasion im Februar verließ das Schiff überraschend Deutschland und fuhr unbehelligt durch den Nord-Ostsee-Kanal Richtung Baltikum. Gilt nun die russische Exklave Kaliningrad nicht mehr als sicherer Hafen?
Ein pikantes Detail gibt es noch: Die neuen Fotos zeigen zum ersten Mal, dass die „Graceful“ (zu deutsch „anmutig“) umbenannt wurde. Der neue Name der Superyacht ist „Kocatka“. Auf Deutsch heißt das „Killerwal“.