Der Freitag fällt als Tag für Taufen aus (das Gleiche gilt übrigens in der christlichen Seefahrt für das Auslaufen, weil der Freitag der Tag der Kreuzigung Jesu ist). Ein Schiff ungetauft in See stechen zu lassen, ist grob fahrlässig, das Unglück kaum noch abzuwenden. Siehe Titanic, die wurde auch nicht getauft.

Neuer Name für altes Schiff
Bis heute gibt es heftige Diskussionen darüber, ob die Umbenennung eines Schiffes Unglück bringt. Und das hängt der Legende nach mit dem „Ledger of the Deep“ zusammen, einer Art Register des Meeres, in dem jedes Schiff vermerkt ist. Jede Änderung dieses Registers erregt den Zorn Neptuns, weil er glaubt, mit dem neuen Namen wolle man ihn täuschen. Wer sein Schiff dennoch umbenennen will, sollte zuvor unbedingt den Macoui töten, der Sage nach eine Schlange, die im Kielwasser lebt.
Und das geht so: Während der Fahrt wird ein kräftiger Schluck des Lieblingsgetränks des neuen Eigners ins Kielwasser gekippt, um den Macoui betrunken zu machen. Dann wendet man sehr kurz und kreuzt dreimal durch das eigene Kielwasser. So trennt man den Macoui vom Boot. Angeblich ist Neptun dann informiert, die Zeremonie kann beginnen.
Wichtig ist dabei, dass alle Spuren des alten Namens vom Schiff verschwinden, auch sollte der alte Name auf ein Blatt Papier geschrieben, anschließend verbrannt und die Asche bei Ebbe ins Meer geworfen werden. Ach ja, und benennen Sie ihr Schiff nie nach Ihrer Frau oder Freundin. Außer, Sie wollen sie loswerden. Denn sinkt das Schiff, bedeutet das auch nichts Gutes für die Partnerin.
Geistliche an Bord

Pfarrer und Priester an Bord beschwören das Unglück herauf, auch das ist ein weit verbreiteter Aberglaube unter Seeleuten. Der Grund ist einfach erklärt: Geistliche sind bei Bestattungen zugegen. Aus dem gleichen Grund sind auch Blumen an Bord verpönt, also Begräbnisschmuck. Ähnliches gilt für das Läuten von Glocken. Jedes Geräusch, das Glocken ähnelt, wie beispielsweise das Klirren von Gläsern, muss sofort unterbunden werden, weil es als Omen des Todes empfunden werden kann. Das gilt zum Beispiel auch für Schiffsglocken, die bei Sturm selbständig erklingen.
Töte niemals einen Albatros
Wer einen Albatros tötet, der beschwört das Pech herauf, denn die Seelen verstorbener Seeleute leben in den Seevögeln weiter. So lautet ein alter Aberglaube. Überfliegt ein Albatros aber das eigene Schiff, bedeutet das Glück. Quasi ein Gruß von Seemann zu Seemann.

Die Körperpflege
Gab es jemals einen gut frisierten Piraten? Wahrscheinlich nicht! Vielleicht lag das aber gar nicht allein an den hygienischen Bedingungen damals, sondern auch am Aberglauben. Das Schneiden der Nägel und Haare, das Rasieren des Bartes gilt als ein gefährliches Spiel mit dem Schicksal. Also verzichtete der Seemann auf Körperpflege.
Ich bin jedenfalls sehr froh, dass meinem Vater dieser Aberglaube damals nicht bekannt war und es bei der Opfergabe für Rasmus geblieben ist. Meine Mutter stimmt da sicherlich zu.