Nach zwei Wochen Aufwärmetappe passierten die Solosegler auf den Kanaren das erste Meet-and-Greet-Fenster. Für Guy de Boer und Elliott Smith war das der Auftakt zu ganz gegensätzlichen Erlebnissen.
Hat das Golden Globe Race 2022 schon seinen Bernard Moitessier? So wie Moitessier beim ersten Golden Globe Race 1968 scheint auch Elliott Smith eher einem spirituellen als einem sportlichen Ansatz zu folgen. Er warf vor dem Playa del Pozo den Anker und harrte schicksalssonnig der Dinge. „Nichts kommt, wie man es plant“, kommentierte der 27-Jährige frühweise: „Lass es einfach fließen!“

Guy de Boer hatte es unfreiwillig fließen lassen. Völlig übermüdet nahm er nicht wahr, wie sein Schiff bei auflandigem Wind vor Fuerteventura auf steinigen Grund lief. Nachträglich wirft er sich selbst vor, die falsche Route um die Insel gewählt zu haben. Momentan berät er mit lokalen Bergungsfirmen, wie seine Spirit vom Felsen gebracht werden könnte, bevor massiver Schwell einsetzt.

Da waren’s nur noch zwölf
Und auch Mark Sinclair, Spitzname Captain Coconut, blieb auf Lanzarote. Er habe sowieso geplant, beim zweiten Meet and Greet des Rennens in Kapstadt einen Stopp einzulegen, verriet er. „Der Start war viel langsamer als geplant und ich schaffe es nicht mehr rechtzeitig in Kapstadt zu sein, um an der Hochzeit meines Sohnes teilzunehmen.“ Sinclair hatte das GGR 2018 erst 100 Tage vor dem Start des jetzigen beendet und seine Familie seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Auch einige gesundheitliche Probleme bewegten ihn, das Rennen hier vorzeitig abzubrechen.

Die nächste Probe steht den Weltumseglern bevor
Im kämpferischen Aufwind befinden sich Damien Guillou und Kirsten Neuschäfer. Guillou musste gleich nach dem Start wegen einer Reparatur nach Les Sables d’Olonne zurück, hat aber bei seiner Aufholjagd mittlerweile die Schlusslichter des Feldes Arnauld Gaist und Mark Sinclair eingeholt.

Kirsten Neuschäfer hat sich hinter ihre Pinne geklemmt, um maximalen Speed rauszuholen, durchschnittlich über 7 Knoten in den letzten 24 Stunden. Das wurde mit einem fünften Platz belohnt. Vor ihr segelt Abhilash Tomy auf Platz vier. Michael Guggenheimer alias Captain Gugg folgt ihr auf Platz sechs.

Das Spitzenduo aus dem Engländer Simon Curwen und Tapio Lehtinen aus Finnland hat eine andere Route gewählt, sie segeln westlich an den Kapverden vorbei und haben schönen achterlichen Wind, während der Rest der Flotte unter Land geblieben ist und östlich an den Kapverden gegenan kreuzen muss.

13 Boote sind noch im Rennen
So bauen Curwen und Lehtinen ihren Vorsprung weiter aus und versuchen, vor dem angekündigten Tropensturm aus Senegal in die Doldrums zu entwischen.
13 Schiffe sind noch im Rennen. Ob das eine Glückszahl ist, muss jeder der Segler spätestens bei der Geduldsprobe im Flautengürtel der Doldrums für sich herausfinden.