Eigentlich herrschte Sonntagsstimmung auf der Malizia: Rosalin Kuiper blinzelte aus dem Bullauge der Malizia in die Sonne. Die stürmische See der letzten Tage hatte nachgelassen. Es gab über 40 Knoten Wind und Wellen bis zu sieben Metern. Albatrosse segelten mit der Malizia Richtung Kap Hoorn nach Süden.
Die junge Holländerin, die den Southern Ocean in vollen Zügen genossen hatte, war begeistert über das Blau des Südmeers. Währenddessen filmte Antoine Auriol die Malizia und den Albatros. So begeistert war er, dass er im nächsten Leben auch einer werden möchte. Doch wenig später war es vorbei mit der Ausgelassenheit.
Gegen 9.00 Uhr UTC erlitt Rosalin Kuiper, die Co-Skipperin des Teams Malizia, eine Kopfverletzung. Aufgrund einer großen Welle drehte die Malizia unerwartet und abrupt. Rosalin, die gerade keine Wache hatte und inzwischen schlief, wurde aus ihrer Koje geschleudert.
Sie schlug mit dem Kopf auf, knapp oberhalb der rechten Augenbraue. Zu diesem Zeitpunkt führte das Team Malizia mit einem Vorsprung von etwa 40 Seemeilen die Flotte Richtung Kap Hoorn an.
Rosalin blieb bei Bewusstsein
Rosalin Kuiper verlor nicht das Bewusstsein, blutete aber relativ stark, als die übrige Crew ihr schnell zu Hilfe kam. Während Nico Lunven das Boot sicherte, kontaktierte Boris Herrmann den Rennarzt Spike Briggs von MSOS. Will Harris und Antoine Auriol säuberten und verbanden die blutige Stelle.
Sie überwachten Rosalin anschließend stündlich auf Symptome einer Gehirnerschütterung. Dr. Briggs bestätigte um 17:30 Uhr UTC, dass die Seglerin wohl eine Gehirnerschütterung erlitten habe und sich ausruhen müsse.
Ein paar Stunden nach dem Vorfall erklärte Rosalin Kuiper in einer Nachricht an Teamdirektorin Holly Cova: „Ich werde darüber hinwegkommen. Ich sehe jetzt aus wie Pirat Rosalin. Die Schläge im Boot sind zwar ziemlich hart und hallen in meinem Kopf. Aber ich denke, ich werde wieder gesund. Ich schlafe viel und die Jungs kümmern sich sehr gut um mich.“
Im Nadelöhr zwischen Südamerika und Antarktis
Während Boris Herrmann mit seinem Team östlich führt, ist 11th Hour Racing Team das Schlusslicht der Flotte – und das 210 Seemeilen weiter westlich. Fünfmal ist Boris Herrmann schon um das berüchtigte Kap gesegelt. „Wer diesen finalen Schlag ins Kreuz übersteht, fühlt sich als Herrscher der Welt. Man hat es geschafft!“, beschrieb Weltumseglerin Dee Caffari die Umrundung des Kaps für float.
Es ist der Höhepunkt dieser längsten Etappe des Ocean Race. Im Nadelöhr zwischen Südamerika und Antarktis liegen Wellenchaos, Eisberge und Sturmböen dicht beieinander. Kein Wunder, dass mehr Menschen ins All aufgebrochen sind als erfolgreich einhand ums Kap Hoorn zu segeln.
Will Harris meldete sich gegen Mittag und sagte: „Es ist im Moment schwer, das Boot von spontanen Ausschlägen abzuhalten. Wir tun, was wir können, um es stabil zu halten, aber die Bedingungen sind unglaublich hart.“
Die vier Crews müssen auf 56 Grad südlicher Breite am Montag, den 27. März, Kap Hoorn umrunden. Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren hatte im Southern Ocean John Fisher sein Leben beim Volvo Ocean Race verloren.

Aufgrund der abgelegenen Lage des Bootes und der Tatsache, dass sich Rosalin Kuiper in einem stabilen Zustand befindet, sei es im Moment die beste Option, weiterzufahren, meldete Team Malizia in einem Pressestatement in der Nacht auf Montag.
Die Wettervorhersage sagt ruhigere Bedingungen voraus, sodass die Bewegung des Bootes allmählich geringer werden könnte. Harris: „Wir behalten Rosie genau im Auge und tun alles, was wir können, um sicherzustellen, dass es ihr gut geht. Sie ist wirklich tapfer und versucht, sich auszuruhen.“