Das Gerüst aus Kiel, Spanten und Decksbalken steht, jetzt geht es ans Aufplanken. Seit mehr als zwei Jahren arbeitet Leo Sampson nun an seiner Mission, den Albert-Strange-Cutter „Tally Ho“ von 1910 aufzubauen. Viele Volunteers haben geholfen, und viele Unterstützer haben das Projekt mitfinanziert. So konnte Leo mit Pete, dem Schiffszimmerer, seinen ersten festen Mitarbeiter einstellen. Und schon geht es weiter: Jetzt hat das Projekt seine erste Auszubildende: Rosie.
Sie ist jung, hat Erfahrung und ist motiviert
Rosie kommt ursprünglich aus Boston an der Ostküste. Ihre Liebe zu Booten entflammte bei den Segeltörns mit ihrem Vater. Ihrem Wunsch, mit Holz zu arbeiten, ging sie zunächst im Haus-, Tür- und Fensterbau in Oregon nach. Bei einer Europareise hörte sie in einer Bootsbauschule in Spanien von Leos Projekt – und hat sich sofort beworben. Das Refit-Projekt ist inzwischen international bekannt und genießt einen guten Ruf.

Rosie ist die erste Frau, die über längere Zeit aktiv am Tally-Ho-Projekt arbeiten wird. Ausbildung funktioniert in den USA anders als in Deutschland. Es gibt Bootsbau-Schulen, die von Azubis bezahlt werden müssen und die sich durch Spenden finanzieren – so wie der Apprenticeshop. Doch manchmal gibt es auch Stipendien.
Bootsbauerinnen in Deutschland
In Deutschland liegt der Anteil der Bootsbauerinnen unter zehn Prozent: Es ist ein sehr männerdominiertes Geschäft mit den Booten. Die Ausbildung selbst dauert dreieinhalb Jahre. Nach weiteren drei Jahren als Gesellin kann frau einen Meisterbrief machen und als Meisterin eine Werft leiten und Lehrlinge ausbilden. Nur eine Handvoll Frauen in Deutschland setzt das um.

Eine davon ist Kirsten Dubs, eine andere ist Uschi Latus. Ihre ehemalige Auszubildende Urte Rätsch hat in ihrer Heimat, der Uckermark, die 7-Seen-Werft gegründet. Und Nadine Borchardt von Yacht-Technik Potsdam beschäftigt sich mit schönen klassischen Motorbooten.
Es gibt etwas, dass sie alle verbindet: Die Frauen hat die Leidenschaft gepackt, die alle anspringt, die auf selbstgebauten Holzbooten unterwegs sind. Sie fühlen die Formen und Linien. Wenn sie dann das erste Mal einen Hobel in die Hand nehmen und das Holz mit der feinen Maserung unter dem scharfen Eisen hervorkommt, ist es um sie geschehen.
Dann, wenn die Schäftung genau passt und sie sehen, wie durch ihrer Hände Arbeit etwas so Schönes entsteht wie die neue Tally Ho. Sie leben ihren Traum.
Die Wrangen müssen passen
Rosie ist nicht die allererste Frau beim Refit-Projekt Tally Ho. Cecca, Leos englisch-italienische Freundin, die ihn seit Jahren unterstützt, ist seit einigen Wochen in „Good old Europe“ bei der Familie. Sie hat aber nicht wirklich mitgebaut. Bonnie, die Frau von Patrick, der beim Bodenwrangen-Gießen in der Foundry hilft, ist seit ein paar Wochen als Volunteer dabei.

Als Lehrerin an einer Metaller-Schule versteht Bonnie ihr Handwerk. Sie weist Rosie ins Schleifen und Polieren der Bronze-Teile ein.