Die Havarien häuften sich nach dem zweiten Sturm bei der Route du Rhum, die wegen der Tiefs schon drei Tage später startete. 14 Boote sind aus dem Rennen, 124 noch dabei. Am Sonntag, dem 13.11., Tag fünf der Regatta, vermeldete die Rennleitung am Nachmittag, dass Fabrice Amedeo auf seiner Imoca „Nexans – Art & Fenêtres“ Schiffbruch erlitt. Wegen des starken Seegangs war sein Steuerbord-Ballasttank gerissen, was zu einem Wassereinbruch im Inneren des Bootes führte.
Als Amedeo beidrehte, um das Wasser abzupumpen, riss zusätzlich noch das Großsegel. In der schweren See wurde die Batterie überflutet und die Imoca ist seitdem stromlos. Amedeo steuert nun nur unter Vorsegel auf Cascaïs zu. Sein Team ist mit ihm in Kontakt.

Am Samstagnachmittag erlitt auch der Franzose Louis Burton auf „Bureau Vallée“, der ebenfalls in der Imoca-Klasse segelt, Mastbruch. Der Drittplatzierte der Vendée Globe 2020 verstand die Welt nicht mehr: Er segelte bereits im zweiten Reff nur mit einem J3-Vorsegel, als der Mast brach – bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Er ist nun schon der Zweite neben Damien Seguin, der Probleme mit seinem Rigg hat und das Rennen aufgeben muss.
Ocean-Fifty
Der französische Skipper Thibaut Vauchel-Camus, der gestern Abend gegen 20:00 Uhr in der Ocean-Fifty-Klasse gekentert war und sich in den Mittelrumpf seines Trimarans „Solidaires En Peloton – Arsep“ retten konnte, wurde Sonntagmorgen rund 240 Meilen nördlich der Azoren abgeborgen. Es geht ihm gut.
Quentin Vlamynck führt auf seiner „Arkema“ das Feld der noch übrigen sechs von acht Ocean-Fifty-Trimaranen weiterhin an.

In der Ultim 32/23 jagt François Gabart Charles Caudrelier auf „Maxi Edmond de Rothschild“ mit nur wenigen Seemeilen Abstand vor sich her.
Mastbrüche auch in Class40
Auch in der Class40 kommt es zu Mastbrüchen. Die 28-jährige französische Skipperin Amélie Grassi auf „La Boulangère Bio“ meldete der Rennleitung gestern Abend, dass auch sie Mastbruch erlitten hatte. Sie lag zu dem Zeitpunkt an 10. Position vor Kap Finisterre. Auch ihr geht es gut und sie ist unverletzt.

Die Offshore-Seglerin Amélie Grassi hatte 2017 ihre Karriere als Anwältin auf Eis gelegt, um sich ganz ihrer Begeisterung für Hochseeregatten zu widmen. Nach zwei Jahren auf dem Mini 6.50 – 2021 gewann sie den Grand Premio d’Italia – will sie nun am Steuer der Class40 Frauen ermutigen, wie sie ihre Träume von Sport und Abenteuer zu verwirklichen. So wie Susann Beucke das in Deutschland in der Figaro-Klasse tut.
Den zweite Mastbruch in der Class40 vermeldete Aurélien Ducroz auf „Crosscall Sailing Team“, der am Samstagabend unter schwierigen Wetterbedingungen segelte. Der ehemalige Freeride-Skiweltmeister lag in der Spitzengruppe auf Platz 11 der Gesamtwertung, nur wenige Seemeilen hinter Corentin Douguet auf Quéguiner-Innoveo, als der Mast brach.
Spannendes Rennen der Imocas
Spannend zu sehen ist weiterhin die Imoca-Klasse. Wie von Boris Herrmann prognostiziert, führt Charlie Dalin mit sattem Vorsprung von mehr als 70 Seemeilen. Hinter ihm folgen die üblichen Verdächtigen, wie schon bei der Vendée Globe 2020: Jérémie Beyou auf Platz 2 und Thomas Ruyant auf Platz 3. Die schnellste Seglerin ist aktuell die Schweizerin Justine Mettraux auf Platz 7. Die 36-Jährige ist in einer Seglerfamilie am Genfer See großgeworden.

Sie ist bereits alle namentlichen Rennen gesegelt und hat eine bemerkenswerte Karriere als Offshoreseglerin vorzuweisen. Direkt hinter ihr liegt zur Zeit Benjamin Dutreux, der im Januar mit dem Team Europe beim Ocean Race starten wird.
Boris Herrmann behält die Oberhand
Boris Herrmann hat sich im Mittelfeld auf Platz 13 positioniert. Wie der Hamburger voraussagte, tastet er sich noch an das Rennen mit der nagelneuen Malizia – Seaexplorer heran und muss nach über einem Jahr Pause wieder in den Rennmodus finden. Schlaflosigkeit plagte ihn in den ersten drei Tagen.
Auch er hatte bereits kleinere Schwierigkeiten an Bord. Die Reffleine seines J2 hatte sich gelöst, aber mit Hilfe seines Teams konnte er den Schaden beheben. Auch das Vorsegel, das eingerissen war, konnte er wieder reparieren.


Das nächste Tief ist schon im Anzug und wird die Route-du-Rhum-Flotte auf Höhe der Azoren treffen. Man kann nur hoffen, dass die Masten halten, bevor es in ruhigere Gefilde mit Passatwinden geht.