Nachdem das Lazarett-Schott fest sitzt, die erste Querversteifung, die die Achterpiek vom Cockpit trennt, geht es jetzt – Schott für Schott – voran mit dem Ausbau der „Tally Ho“. Den englischen Rennkutter von 1909 aus der Feder von Albert Strange baut der englische Bootsbauer und Skipper Leo Sampson seit 2017 wieder auf.
Mit dabei sind wechselnde freiwillige Helfer und Pete, der Profi. Vor einigen Wochen mussten Bau-Crew und Boot vom beschaulichen Flecken Sequim an der US-amerikanischen Nordwestküste in die Küstenstadt Port Townsend umziehen.
Rowan aus Brooklyn ist zur Zeit der einzige Volunteer im Tally-Ho-Team. Er bohrt Holzproppen und hilft, wo Not am Mann ist. Außerdem ist er für den Spaß verantwortlich. „Wann immer dir dein Lineal in die Bilge fällt oder du ,Schmutz’ am Hemd hast“, sagt er, „sind die Werfthunde da und bauen dich wieder auf.“

Er mag die allgegenwärtigen Vierbeiner, die „Freiland-, Auto- und Leinenhunde“. Am meisten liebt er die freien, die überall auf dem Werftgelände herumwuseln und trotzdem nicht unter die Räder des riesigen Travel-Lifts kommen. Und natürlich mag er Backtrack, Petes gemütlichen Gefährten. So schnappt er sich Leos Kamera und fängt ein paar seiner Freunde in Filmchen ein.
Die Kunst des Schottenbaus
Leos erstes (Halb-)Schott, das er in der letzten Episode begonnen hat, ist jetzt fertig zum Einbau. Er belässt es zunächst übermaßig, um so Spielraum für die endgültige Form des Cockpits zu haben. Die Montage ist ein langwieriger Prozess, denn jedes Schott besteht aus vielen dreiviertel Zoll (rund 19 mm) starken Douglasien-Brettern. Sie werden mit Nut und Feder zusammengesetzt und diagonal zur Mittschiffslinie an Decksbalken und Spanten angeschraubt.
Dagegen wird im 90-Grad-Winkel eine zweite Lage mit Epoxidharz verleimt. Klingt einfach, besteht aber aus vielen Arbeitsschritten. Zunächst wird die Form mit Hilfe einer Sperrholzschablone abgenommen. Die Bretter, die an Balkweger und Bronzeknie anschließen, müssen sauber ausgeklinkt werden. Die äußeren müssen genau der Rumpfform folgen. Dann wird das Schott Brett für Brett „trocken“ eingesetzt, also ohne Leim und Einbettungsmasse – beide Lagen.
Wenn es passt, wird alles wieder demontiert, und die Hirnholzenden werden mit Epoxy versiegelt. Pete erklärt: „Idealerweise sollen die Schotten in einer Fläche an Decksbalken und Rahmenspanten anliegen.“ Die „fluchten“ allerdings nicht immer und haben manchmal auch keine gerade Oberfläche. So müssen die Jungs Leisten auf die Spanten setzen, um die Unebenheiten auszugleichen. Das ist manchmal sehr aufwändig und in Petes Fall ein echter „Motherlicker“, was auch immer er damit meint.
Schottfüße und geheime Zutaten
Wenn das Schott bis in die Bilge – also den untersten Bereich, wo bei einem Holzschiff immer etwas Wasser steht – ragt, bekommt es einen Fuß aus einem Hartholz namens Purple Heart. Das weiche Douglas-Fichtenholz würde zu schnell rotten, wenn es immer feucht ist.
Wird das Schott endgültig fest montiert, werden alle Flächen, wo Holz auf Holz aufliegt, mit Einbettungsmasse eingestrichen. Die Masse besteht aus Dolfinite (leider ist das in Deutschland nicht erhältlich), Pinienholzteer (gibt’s beispielsweise bei Toplicht) und einer „geheimen Zutat“, wie Pete grinsend erzählt.