Rechts oder links rum, das ist immer die Frage. Beim Silverrudder rund um die dänische Insel Fünen ist bis zum Vorabend des Starts am 16. September 2022 unklar, in welcher Richtung der Kurs gesegelt wird. Diesmal geht es links rum, hat uns der Wetterbericht brandaktuell geflüstert.
Bei der Einhand-Regatta zum Saisonabschluss machen sich 434 Segler und 16 Seglerinnen in 7 Bootsklassen auf, um von Freitagvormittag an ohne Zwischenstopp von Christiansminde nach Christiansminde zu segeln.
Die Ersten werden nach circa 17 Stunden einlaufen, also am Samstagmorgen. Die Langsamsten brauchen circa 40 Stunden, mehr als doppelt so lange. Durch die Nacht auf dem engen Parcours mit vielen Untiefen und Strömungen müssen sie alle. Motoren gilt nicht. Das Schwierigste auf dem Stück bei Fredericia: die Augen von der hässlichsten Stadt Dänemarks abgewendet halten.
Frauenanteil hat sich verdoppelt… auf 3,5 Prozent
Der Anteil von Frauen ist dieses Jahr etwas gestiegen. 16 haben dieses Jahr gemeldet statt 6 im letzten Jahr. Das sind 3,5 Prozent, letztes Jahr waren es nur 1,4 Prozent. Der Frauenanteil hat sich also mehr als verdoppelt, ist aber immer noch unterirdisch gering.
Zum Silverrudder 2021 hatten wir die Dänin Gry Thomsen vorgestellt. Sie ging mit ihrer Farr 727 auf einem schwer respektablen 23. Platz ins Ziel. Susann Beucke, die hier letztes Jahr zum ersten Mal einhand gesegelt ist, ist dieses Jahr nicht dabei. Sie kommt gerade erst aus Frankreich und hat das Solitaire du Figaro beendet.
Theresa Schulte-Kramer hat ihre Teilnahme für dieses Jahr zurückgezogen. Die angehende Ärztin hat noch nicht genug Einhanderfahrung – sie besitzt erst seit kurzem ein eigenes Schiff. Ihre Great Dane 28 kaufte sie mit Unterstützung von float und Yachtverstand.

Sebastian Wache ist aktuell vor Ort
Es wird sehr spannend. Das Wetter ist vor allem tiefdruckgeprägt. Wir haben zum einen ein stabiles Hoch über Großbritannien und dem gegenüber ein stabiles Tief bei Skandinavien. Fünen liegt genau dazwischen in einer Nordwesttrömung. Der Wind ist somit recht kräftig aus dieser Richtung und ganz stabil wird das Wetter dabei auch nicht.
Ein erster Schwung an Schauern wird am Morgen des Freitags durchgehen. Damit lässt der Wind langsam nach und dreht von West allmählich auf Nord. Dann stehen Wind und Strom im großen Belt gegenan. Es bleibt aber auch dank des Föhneffektes von Norwegen meistens trocken.
In der Nacht zu Samstag und am Samstag selbst wird es spannend. Denn im Lee des norwegischen Gebirges bildet sich ein sogenanntes Leetief aus. Bevor es sich so richtig bildet, stört es das Windfeld massiv. Im Norden der Insel bricht der Wind teils komplett weg. Am Nachmittag kommen Schauer und mögliche Gewitter hinzu.
Starke Schauer?
In der Nacht zu Sonntag dreht das Tief und dann auch der Wind so richtig auf. Zwischen Fünen und Als sind Winde von 30 Knoten und Böen bis teils 45 Knoten aus Nordwest möglich. Am Sonntag beruhigt sich der nordwestliche bis nördliche Wind zwar wieder, doch mit dem Abzug des Tiefs gehen auch noch mal sehr starke Schauer über die Region um Fünen.
Also alles dabei diesmal. Und kalt wird es auch, jeden Tage ein bis zwei Grad weniger und nachts nur um die neun Grad. Wird also sehr spannend für alle und stellenweise sehr kräftezehrend. Möge die Seglerinnen und Segler das Tümmlerpärchen begleiten, das in der westlichen Ostsee seit Jahren für gute Stimmung sorgt!