Die For People mit Thomas Ruyant und Morgan Lagravière hat als erstes Team Martinique erreicht. Nach einer gesegelten Zeit von 11 Tagen, 21 Stunden, 32 Minuten und 31 Sekunden kreuzte das französische Duo die Ziellinie des Transat Jacques Vabre vor Fort-de-France und wiederholte damit den Sieg von 2021 bei diesem Zwei-Jahres-Klassiker über den Atlantik.
In einem Abstand von rund vier Stunden folgten in einem engen Zweikampf das Schwesterschiff der Siegerin, die Paprec Arkéa mit Yoann Richomme/Yann Eliès, und die Rennstall-Kollegen von Ruyant/Lagravière auf der For the Planet (Sam Goodchild/Antoine Koch). Die Paprec Arkéa behielt mit nur neun Minuten Unterschied die Oberhand.

Boris Herrmann/Will Harris kämpften rund 200 Seemeilen hinter Spitze einen engen Fight um Platz sechs mit der tapferen Justine Mettraux, die sich auf der Teamwork.net gemeinsam mit Co-Skipper Julien Villion als Einzige aus der Spitzengruppe für die Nordroute entschieden hatte. Lange sahen Mettraux/Villion nördlich der Tradewinds gut aus. Noch am Freitag hatte Will Harris an einen möglichen Sieg der Schweizerin geglaubt. Doch auf der Passat-Autobahn zogen die Top-Teams im Süden mit ihren Neubauten durch zum Sieg. Im Schlussspurt konnte sich Mettraux allerdings noch knapp gegen die Malizia behaupten.

Knapp neun Stunden hinter Sieger Ruyant und nur etwas mehr als eine Minute hinter Mettraux erreichten Herrmann/Harris das Ziel. Auf Platz vier war zuvor die Charal mit Jérémie Beyou/Franck Cammas auf Martinique angekommen – nur 15 Minuten vor der besten Frau. Sam Davies führte die Initiatives Coeur gemeinsam mit Jack Bouttell auf Rang fünf.
Mit der eigenen Performance der Malizia ist Boris Herrmann sehr zufrieden. Nachdem die Yacht vom Team-Rennmodus bei The Ocean Race auf den Shorthanded-Bereich umgebaut wurde, hat die Malizia einige Kilogramm abgespeckt. Zudem wurden bei dem Refit weitere Optimierungen vorgenommen. Im Frühjahr sollen mit Blick auf die Vendée Globe noch frische Foils dazukommen. Dass die Malizia schon jetzt mit den aktuellen Designs sehr gut mithalten kann, sieht der Hamburger als große Bestätigung.

Der zweite Deutsche im Rennen, der Kieler Andreas Baden, liegt mit seinem Skipper Fabrice Armedeo auf der Nexans Art & Fenêtres auf Rang 28 und hat noch rund 1.200 Seemeilen vor sich. In der Class40 haben sich die beiden Hamburger Lennart Burke/Melwin Fink auf der Sign for Com für die Nordroute entschieden und hoffen nun, mit viel Speed von Platz 21 einen Sprung nach vorn machen zu können.
Siegerankunft in pechschwarzer Nacht
Es war pechschwarze Nacht in der Karibik, als die For People am Sonntagmorgen um 2:02 Uhr Ortszeit die Ziellinie in der 30-jährigen Jubiläumsausgabe des Transat Jacques Vabre von Le Havre nach Martinique überquerte. In weniger als zwölf Tagen hatten sie den Kurs bewältigt, der aufgrund der einwöchigen Startverschiebung auf 3.750 Seemeilen verkürzt worden war. Tatsächlich segelten die beiden 5.425 Seemeilen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19 Knoten.
Eine Rekordzahl von 40 Imocas war nach dem Durchzug mehrerer Orkanfronten über Frankreich schließlich am 7. November vor dem normannischen Ort Le Havre auf den Kurs geschickt worden. 34 sind aktuell noch im Rennen.

Die Ausfälle wurden insbesondere in der Startphase registriert, als die Imocas, aber auch die Class40, gegen heftige Winde ankämpfen mussten. Mit Rigg-Problemen und Segelrissen steuerten diverse Crews Häfen in der Biskaya an – darunter auch die Deutsch-Französin Isabelle Joschke. Nach der Reparatur auf ihrer Macsf ist sie mit Partner Peirre Brasseur wieder im Rennen und jagt dem Feld hinterher.
Thomas Ruyant krönte sich durch den Sieg zum aktuellen König der Imoca-Klasse. Vor zwei Jahren hatte er das Transat Jacques Vabre bereits gewonnen. Im vergangenen Jahr siegte er auf der Route du Rhum – damals noch mit der Linkedout, der heutigen For the Planet.
Neues Design mit hohem Speedpotenzial
Der Sieg des 42-Jährigen zeigt die hohe Leistungsfähigkeit der aktuellen Designs und den großen Wurf, der den Konstrukteuren Antoine Koch, Jean-Marie Finot und Pascal Conq gelungen ist. Vor allem in den Passatwinden bewiesen For People und Paprec Arkéa ihr hohes Speedpotenzial. Bis Madeira hatte noch die Charal mit Jérémie Beyou/Franck Cammas das Tempo vorgegeben, klagte dann aber über fehlende Segel. Auf dem Südkurs segelte die For People kontinuierlich an der Spitze.
In einer Topposition liegend hatten Justine Mettraux/Julien Villion drei Tage nach dem Start den Ausbruch nach Westen versucht. Verfolgt von der Groupe Dubriel mit Sébastien Simon/Iker Martinez stellte sich die Teamwork.net der Kälte und den harten Am-Wind-Kursen in der Tiefdruckzone. Dafür hatten sie den kürzeren Weg als die Crews im Passat.

Doch das Rennen in den angenehm temperierten Tropenwinden erwies sich schließlich als die Erfolgsroute. Vor vier Tagen zogen die Ruyant/Lagravière an der lange in Führung liegenden Justine Mettraux vorbei und erarbeiteten sich im schnellen Vorwind-Kurs einen deutlichen Vorsprung.
Bei seinem Neubau hat sich Ruyant für eine Zusammenarbeit mit Antoine Koch und dem Designbüro Finot-Conq entschieden. Sie haben offensichtlich ein sehr schnelles Design entwickelt, denn auch das nahezu identische Schwesterschiff Paprec Arkéa liefert ein fast perfektes Rennen ab. In den Passatwindbedingungen war es sogar das schnellste Boot. Auf Rang drei folgt der Brite Sam Goodchild, der Ruyants siegreiches Boot des Rennens 2021 mit Designer Antoine Koch segelt.
Konkurrenz zieht den Hut vor Thomas Ruyant
Goodchild zog bereits vor der Zielankunft des Transat Jacques Vabre den Hut vor Ruyant: „Thomas ist auf diesen Transatlantikflügen einfach großartig. Es ist kein Zufall, dass er sie alle gewonnen hat, den Mini, die Class40, den AG2R. Er weiß, wie man dieses Boot gut vorantreibt, und hat es zusammen mit Antoine entworfen. Sie sind ein sehr gutes Duo, und Morgan weiß wirklich, wie man das Boot schnell macht. Sie haben also Erfahrung, Talent und ein gutes Boot.“