Die Solitaire du Figaro gilt als eine der anspruchsvollsten französischen Einhand-Regatten. Bei der 55. Ausgabe vom 25. August bis 14. September 2024 gehen 37 TeilnehmerInnen an den Start, darunter nur vier Nicht-Franzosen. Eine von ihnen ist Sanni Beucke, die als erste deutsche Frau – zum dritten Mal – an den Start geht. Neben ihr sind acht weitere Frauen dabei, unter anderem Elodie Bonafous, die zum fünften Mal mitsegelt und letztes Jahr Sechste wurde.
Diese Regatta, die unter schwierigsten Bedingungen von Le Havre über die englische Küste bis nach Gijon in Spanien gesegelt wird, fordert viel Wissen, Erfahrung und Kraft von den OffshoreseglerInnen. Sie müssen unter der Küste bei extremen Gezeiten, im Ärmelkanal mit viel Schiffsverkehr, in der keltischen See und der Biskaya mit viel Wind und Welle zurechtkommen. Alle leiden zum Schluss unter großem Schlafmangel und Erschöpfung.
Die Olympiamedaillengewinnerin will dieses Mal alles geben und eine gute Platzierung erreichen. Wir haben mit Sanni kurz vor dem Start der Solitaire du Figaro gesprochen.
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Sanni, du hast als ehemalige 49FX-Seglerin und Silbermedaillengewinnerin die olympischen Segelwettbewerbe zusammen mit Peter Carstens im ARD kommentiert. War es schwierig, in die Rolle der Kommentatorin zu wechseln? Es ging ja auch um Surfen, Kiten und andere Segelklassen.
Es war viel Arbeit, sich in die jeweiligen Klassen einzuarbeiten. Aber es war eine tolle und positive Erfahrung. Gerade Windsurfen und Formula Kite, die ich ja von der letzten Olympiade nicht kenne, waren neu für mich. Ich habe versucht, Emotionen zu transportieren, gemischt mit Hintergrundinformationen. Ich finde, das hat sehr gut geklappt. Das Team war gut und die Leute in der ARD-Redaktion waren cool.

Wie war es, dieses Mal zuzuschauen und nicht zu segeln?
Ich hatte meinen ersten richtigen olympischen Moment, als die Wettbewerbe losgingen. Da musste ich ein paar Tränen verdrücken. Ich konnte von außen mehr Gefühl zulassen. Mir ist jetzt erst klargeworden, was Olympia in den Menschen auslöst. Das hat meine Perspektive noch mal verändert: das Mitfiebern. In Tokio waren es so viele Eindrücke, alles war so dicht. Jetzt habe ich besser verstanden, was die Olympischen Spiele bedeuten.
Wie hast du die Spiele in Marseille wahrgenommen? Immer, wenn ich zugeschaltet habe, schien gerade Flaute zu sein. Wir haben eigentlich kaum ein Rennen live gesehen.
Marseille hat dem Segelsport gar nicht gut getan. Wir haben alles dafür getan im Sender, die wichtigsten Minuten für den Zusammenschnitt zu bekommen. Aber das Segeln selbst konnten wir nicht gut verkaufen. Das hat mir wehgetan, weil es bei den anderen viel besser lief. Die Kollegen sagten: Wann geht’s denn heute bei euch los? Wieder gar nicht? Das war bitter. Segeln ist grundsätzlich kein einfaches Format fürs Fernsehen. Wenn es dann in solchen Revieren stattfindet, ist es eine Katastrophe.
Bei den Olympischen Spielen zählen Medaillen. Die Deutschen haben keine geholt. Du bist mit Tina Lutz weiterhin die Silbermedaillenhalterin. Wie findest du das?
Ich hätte mir sehr gewünscht, vor allem für Medaillenhoffnungsträger wie Philipp Buhl, dass sie eine Medaille mit nach Hause bringen.
Von Olympia zu Offshore
Nun wechselst du wieder von Olympia zum Offshoresegeln, wo ja jetzt dein Fokus liegt. Seit zwei Jahren arbeitest du an deiner Offshore-Kampagne „This Race is Female“. Wie weit bist du gekommen?
So weit, dass ich mich heute selbst als Offshoreseglerin bezeichne. Es war ein sehr intensiver Prozess, von Kleinraumtaktik auf Großraumtaktik umzuswitchen. Man darf keine schnellen Entscheidungen treffen, und man muss kein impulsiver Charakter sein. In zweieinhalb Jahren bin ich zur Offshoreseglerin geworden. Klar, ich bin ins kalte Wasser gesprungen, indem ich gleich alles alleine machen wollte. Aber so habe ich viel gelernt. Ich kann sagen, dass ich bei Problemlösungen schon viel weitergekommen bin. Das war das Ziel vom Ganzen.

Wie gehst du ins Solitaire du Figaro?
Aller guten Dinge sind drei. Ich mache bei dieser Solitaire einiges anders. Ich bin schon sehr akribisch, wenn es um die Vorbereitung geht. Das zieht viel Kraft und Zeit. Ich will dieses Jahr erholt und befreit an der Startlinie stehen. Denn ich habe sehr viel Arbeit reingesteckt, Sponsoren zu finden und zu halten, ich habe viel Zeit am Computer gesessen. Jetzt, da ich beide Sponsoren verloren habe, möchte ich das Ganze einfach genießen.
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