Es ist eine Nacht nach Neumond und die schmale Sichel ist bereits verschwunden, da erhellte die untergegangene Sonne noch den Horizont.
Das Sternenzelt über uns ist gewaltig. Und wir fühlen uns ganz klein. Hier mitten auf dem Meer, irgendwo zwischen Sizilien und Sardinien, kommt uns die Milchstraße wie eine befahrene Autobahn bei Nacht vor. Hin und wieder saust eine Sternschnuppe vom Himmel, hell strahlt die Venus wie ein Scheinwerfer.
Gespenstisch und wunderschön zugleich
Einerseits sind wir fasziniert, andererseits immer noch angespannt. In der tiefschwarzen Nacht können wir keine Wolken am Himmel erkennen und jedes Dunstfeld wird zunächst mit Schrecken wahrgenommen. Doch sobald wir durch unser Marine-Fernglas der NVA hinter den dünnen Wölkchen Sterne erkennen, sind wir wieder beruhigt.
Gegen halb sechs verändert sich der Himmel im Osten. Langsam schiebt sich die Sonne an den Rand des Meeres, spendet Licht und uns damit Entspannung. Hinter uns erleben wir ein Feuerwerk an Farben, vor uns liegt die Welt in einem graublauen Schleier. Wo hört das Meer auf, wo fängt der Himmel an? Die See ist ruhig, so ruhig, wie wir sie selten gesehen haben. Gespenstisch und wunderschön zugleich.
Der erste Fisch des Tages zappelt kurz nach Sonnenaufgang an der Angel. Aber er schafft es noch einmal der Pfanne zu entkommen. Als die Angelschnur erneut surrt, haben wir Sardinien bereits im Blick. Eine kleine Makrele konnte unserem Köder nicht widerstehen. Hund und Katze freut das sehr. Als Belohnung für die Nachtfahrt gibt es an diesem Abend ein Festessen für sie.

Hangeln von Bucht zu Bucht
Auf Sardinien haben wir keine konkreten Ziele. Außer, dass wir an der Ostküste gen Norden segeln wollen. In kleinen Etappen. An die Costa Smeralda, um von dort einen Abstecher nach Korsika zu machen. Wir hangeln uns von Bucht zu Bucht, ankern mal als einziges Boot vor traumhafter Kulisse, mal vor einsamen Sandstränden, mal vor imposanten Klippen mit Höhlen. Spätestens am Nachmittag, wenn die Tagesausflügler in ihren hochmotorisierten RIBs zurück zum nächsten Hafen müssen, sind wir oft allein. Und genießen die Natur und Ruhe.
