Die klassische, von Albert Strange entworfene Kutteryacht von 1910, die Leo Sampson mit Bootsbauer Pete und vielen freiwilligen Helfern, den Volunteers, neu aufbaut, steht noch dort, wo sie bisher war. Eine Restaurierung kann man es kaum nennen, denn kaum ein altes Stück Holz wurde bei dem Refit-Projekt wieder verbaut.
Aber das ist Leo auch nicht so wichtig. Ihm geht es darum, ein gutes Schiff zu bauen, dem der spirit der Fastnet-Race-Gewinnerin von 1927 innewohnt. Und so baut er das Segelschiff nach Originalplänen wieder auf.
So ein Quasi-Neubau macht Lärm, und das gefällt nicht jedem in der nächsten Umgebung von Leos Werkstatt-Werft in Sequim. Also hat Leo beschlossen, mit dem fertig geplankten Rumpf und seiner Werkstatt nach Port Townsend umzuziehen. Das ist das Mekka der Holzbootklassiker an der Nordwestküste von Washington State. Steif genug ist das Schiff nach der Kalfater-Aktion Anfang Mai schon.
Bevor es allerdings endgültig losgeht, ist noch viel zu organisieren, nicht zuletzt die Unterkünfte für die Crew. Um Pete braucht Leo sich nicht zu kümmern, er wohnt nahe Port Townsend mit Freunden auf einer Farm. Auch Tally-Ho-Helfer Cody stammt aus der Gegend.
Aber die beiden neuen Volunteers Patrick aus Santa Fé und Megan aus Pennsylvania brauchen ein Dach über dem Kopf. Und auch Leo selbst braucht nahe der Werkstatt ein Büro und eine Wohnung. Auch der Transport ist ein großes logistisches Unternehmen, das eine genaue Planung erfordert.
Schleifen, bis die Arme weh tun
Die Zeit bis zum Umzug nutzt die Refit-Crew, um die Außenhaut so glatt wie möglich zu schleifen. Immer wieder rückt das Team mit langen Schleifbrettern – den „Torture Boards“ – dem Rumpf zu Leibe, sodass der ganze Bauplatz unter einer feinen Staubschicht liegt.
Wenn man mit der Hand nicht mehr fühlen kann, wie glatt (oder „fair“) die Rumpffläche wirklich ist, wird sie komplett mit billiger weißer Farbe übergerollert und neu geschliffen. Wo jetzt die Farbe stehen bleibt, gibt es noch Vertiefungen. Das heißt, drumherum muss noch abgetragen werden. Als besonders hartnäckig erweist sich das harte Angelique-Holz im unteren und oberen Rumpfbereich. Patrick meint, es schleift sich so, als würde man eine David-Statue aus einem Marmorblock herausschleifen.
Während Megan und die Männer die Schleifbretter, die Longboards, über den Rumpf ziehen, kommt das Holz gleichmäßig unter der Farbschicht (dem „Guide Coat“) zum Vorschein. Gut geschliffen! Es fehlt nicht mehr viel, um Leo zufrieden zu stellen. Perfekt wird es nie, und es soll auch keine Luxus-Segelyacht aus der Tally Ho werden – aber die vielen Fans sollen beim Stapellauf ein makelloses Finish sehen.
Petes persönlicher Umzug
Pete hatte eine Woche frei, um mit seiner eigenen Werkstatt in Port Townsend ins Nachbarhaus umzuziehen. Dabei musste er schmerzhaft etwas Neues über Elektroinstallation lernen. Nämlich dies: Nein, ein Dreiphasen-Starkstromanschluss darf keine weißen Kabel beinhalten, also musste er das ganze weiße Kabel wieder rausziehen und durch ein blaues ersetzen. Und er durfte eine Sonderschicht im Autowaschen einlegen. Denn ein Hydraulikschlauch war oben an seinem Gabelstapler geplatzt. Er hat nicht nur Pete selbst, sondern auch alles in zehn Metern Umkreis eingesaut. Er nimmt es gelassen.
Wer sind die Neuen?
Patrick, der Künstler und Bildhauer ist, war schon vor einem Jahr dabei, als die Decksbalken eingebaut wurden. Er hat sich inzwischen zu Hause in Santa Fé ein Designstudio aufgebaut und ist Leos Hilferuf in den Norden gefolgt. Er will diesen Sommer bei Tally Ho verbringen, und er hat immer einen lustigen Spruch parat. Er dachte, so sagt er, er komme zum Surfen, als Leo von Longboards sprach.