Sie wollten wahrscheinlich die Migranten unauffällig in Italien absetzen und wieder verschwinden, um das Boot erneut einzusetzen. Doch dann tauchen Zweifel auf. „Die Täter müssten einige erhebliche Veränderungen an der Yacht vorgenommen haben“, sagt der Ermittler. Das sei eher ungewöhnlich.
Wie auf den Fotos von der Ankunft der Yacht zu erkennen ist, hat die „South Breeze“ ein anderes Rigg als die „Promise“. Lazy-Jacks statt Rollgroß. Auch die Segel sind dementsprechend andere, wie allein an der Farbe des UV-Schutzes zu erkennen ist. Bimini und Sprayhood unterscheiden sich ebenso. „Wir haben die italienischen Behörden um Überprüfung aller Seriennummern gebeten und eine Anfrage laufen, ob noch eine Oceanis 43 vermisst wird“, sagt der Ermittler.


Der Fall zeigt einmal mehr, wie schwierig es ist, gestohlene Yachten den Eignern zuzuordnen, da es kein einheitliches Schiffsregister wie beispielsweise bei Kraftfahrzeugen gibt, das international eingesehen werden kann.
Keine langen Strafen für Schleuser zu erwarten
Dass die Verhaftung der beiden Ukrainer nun ein Schlag gegen die mafiösen Strukturen ist, davon ist nicht auszugehen. Zu lukrativ ist das Geschäft. Für die Passage zahlen die Flüchtlinge zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Das heißt, bei einer Tour verdienen die Schleuser – oder zumindest deren Hintermänner – rund eine Viertelmillion Euro. Mit langen Gefängnisstrafen haben die Schleuser zudem auch nicht zu rechnen, wie der Ermittler aus der Vergangenheit weiß. „In der Regel werden sie einfach ausgewiesen“, sagt er.
Für den Eigner, sollte er ermittelt werden können, steht ein erheblicher behördlicher Aufwand an, will er seine Yacht zeitnah wiederbekommen. Über einen Anwalt muss er zunächst die Freigabe beantragen und alle erforderlichen Unterlagen beibringen. Ein Prozedere, das, selbst wenn es schnell geht, mehrere Wochen dauert. „Wenn die italienischen Behörden aber Zweifel haben und dem Verdacht nachgehen, dass der Flüchtlingstransport mit Wissen des Eigners oder gar auf dessen Betreiben durchgeführt wurde, dann kann es sehr lange dauern“, sagt der Ermittler.