Sie sind fest mit den Schanzstützen verschraubt und können viel Last aufnehmen. Hier können alle Leinen aus dem Rigg umgelenkt und belegt werden, aber auch anderes Tauwerk wie Festmacher, Springs und Verholeleinen. Warum Iroko, eine bisher auf Tally Ho noch nicht verwendete Holzart? Das Holz ist besonders fest und dauerhaft – und es gab ein besonders schönes Stück davon beim Holzhändler.
Es wird wie alles Holz an Deck nicht lackiert, sondern soll natürlich bewittern. Dadurch bildet es seine eigene Schutzpatina wie die Gelbzeder und das Teak und kann nicht rotten. Die achterste Schanzklampe läuft in den Spiegel ein und wird durch ein Viertelknie aus Robinie mit natürlichem Krummholz-Faserverlauf gehalten, worauf Bob besonders stolz ist.

Bronze-Pinne und Schotpferd
Die Pinne wird von Pete Langley und seinem Team von der Port Townsend Foundry aus Bronze gegossen. Leo und Bob haben lange überlegt und jede Menge Schablonen gebaut, damit sie wirklich passt. Sie sitzt oben auf dem Kopf des riesigen, schweren angehängten Ruders und kommt durch ein Loch durch den Spiegel an Deck.
Das Loch muss genau passen, es darf nicht zu groß und nicht zu klein sein, um den optimalen Rudereinschlag zuzulassen. Vor dem Pinnenloch sitzt der alte Halsenpuffer (der Jibe Buffer). An der Art Leuwagen hängt ein Bügel für die Großschot. Er wird durch dicke Gummipuffer in der Halse abgefedert. Man nennt ihn auch Sheethorse (Schotpferd).

Das Teil ist aus Gussstahl und Original von 1909. Ein befreundeter Schmied hat es überarbeitet, den Rost entfernt und wieder neu vernietet und mit Owatrol-Öl versiegelt. Nun sieht es aus wie ein Museumsstück, ist aber voll funktionsfähig. Der Bügel, der das Überschlagen des schweren Großbaums in einer Patenthalse abfedern soll, bekommt seinen Platz zwischen hinterem Cockpitsüll und dem Spiegel an Deck. Die Pinne läuft unter ihm durch. Alles Präzisionsarbeit, wenn es auch grob aussieht.
Kleiner Nebenjob
Ray Speck ist ein weiterer besonderer Charakter aus der Port Townsend Community. Etwas außerhalb der Stadt baut er seit 50 Jahren Holzboote und hat jetzt gerade sein letztes Projekt zu Ende gebracht: ein Dinghy aus Red Cedar nach Originalplänen aus dem 19. Jahrhundert vom San Francisco Maritime Museum. Er nennt es Shipsboat (Schiffsboot). Na klar: ein kleines Beiboot für ein großes Schiff.
Bootsbauerin Jenny hilft beim Finish. Nun soll das über Kopf liegende Boot gedreht werden. Dafür braucht es viele kräftige und sichere Hände. Clifton, Patty, Erika und Leo haben sich nicht lange bitten lassen. Quasi im Handumdrehen liegt das Boot wieder kielunten.

Ray ist ein großer Bewunderer des Tally-Ho-Projekts, nennt es sogar „vergoldet“. Nicht viele Menschen schaffen es, gute Leute um sich zu scharen, Geld aufzutreiben für die besten Materialien und Maschinen und mit Ruhe und viel Zeit solch ein besonderes Schiff wie die Tally Ho neu aufzubauen. Leo und seine Crew können sich wirklich glücklich schätzen, aber sie tun ja auch etwas dafür und behalten stets ihre gute Laune. Patty ist zum richtigen Holzkünstler geworden. Die wenigsten wissen, dass er eigentlich Keramik-Künstler ist und seine Objekte bundesweit in Galerien ausgestellt werden.
Reisekoffer finanziert Rennkutter
In Port Townsend wartet andere Arbeit: Ein Hersteller hochwertiger Alu-Reisekoffer hat ihnen einen Werbespot angeboten. Mit großem Enthusiasmus geben sie sich diesem Job hin. Patty mimt den Flug-Kapitän. Gedresst wie Gary Cooper fliegt er zum Supermarkt, um Mittagessen einzukaufen, das in dem Alu-Flightcase garantiert nicht gequetscht wird.

Bob hätte man nie zugetraut, dass er so ein guter Werbefuzzi ist, der die Ware in höchsten Tönen lobt. Wäre er nicht Rigger geworden, hätte er auch Gebrauchtwagenverkäufer werden können. ( Wieder ein paar Arbeitsschritte erledigt, wieder ein paar Dollar verdient und viel gelacht dabei. Der Herbst kann kommen und der Tag des Stapellaufs rückt immer näher. „Thanks for all, Cheers and see you next time.“