Clarisse Cremer alias „ClaCla“ ist der weibliche Star dieser Vendée Globe. Als erste Frau hat die junge Französin außerdem Geschichte geschrieben. Sie brach mit nur 87 Tagen Segelzeit den über 20 Jahre gehaltenen Rekord von Ellen MacArthur, die solo in 94 Tagen um die Welt segelte. Ellen MacArthur gratulierte Clarisse Cremer zu ihrem beeindruckenden Rennen. Wir bringen Auszüge aus dem Interview, das ClaCla gestern direkt nach ihrer Ankunft in Les Sables d’Olonne gab.
Ihre Beziehung zum Boot
„Es ist durch nichts zu ersetzen, so viel Zeit alleine auf dem Boot unter anspruchsvollen Rennbedingungen zu verbringen. Als ich im Juli 2019 anfing auf der Banque Populaire X zu segeln, hatte ich nicht viel Zeit, das Boot kennenzulernen. Aber viele andere Segler bei dieser Vendée Globe kannten ihre Boote auch nicht viel besser als ich.

Zu Anfang war ich mit dem Boot noch nicht richtig verbunden. Ich hatte ziemlichen Respekt vor dieser großen Maschine. Inzwischen habe ich mich an sie gewöhnt. Trotzdem muss ich technisch noch viel lernen. Die größte psychologische Herausforderung war, dass ich noch nicht alles beherrschen konnte.“
Ins Ziel kommen
„Der Zieleinlauf ist mit so großen Gefühlen behaftet! Ich hatte die ganze Zeit Angst, es nicht ins Ziel zu schaffen! Es war die ganze Zeit in meinem Kopf. Jetzt ist eine Menge Druck weg. Und in den der Kanal einzulaufen – nun ja, das war überwältigend!“

Wenn sie ihr Boot beherrscht…
„Ja, ich bin stolz, dass ich es geschafft habe. Aber jetzt, mit drei Monaten Erfahrung, wird mir klar, dass ich zu Anfang nicht wusste, wie ich alles an Bord schaffen sollte, auch wenn ich gut vorbereitet war. Es ist ein angenehmes Gefühl zu wissen, dass ich mein Boot beherrsche. Ich bin immer noch fasziniert von der IMOCA.
Heute Morgen bei 40 Knoten hatte ich keinerlei Angst. Diese Biester sind dafür gemacht, um die Welt zu fahren, sie sind faszinierende Maschinen. Ich bin sehr stolz das Boot und mich sicher und heile zurückgebracht zu haben.“

Schnellste Seglerin um die Welt
„Es stimmt, dass ich Ellen MacArthurs Rekord gebrochen habe, aber ihrer ist 20 Jahre her. Es sind zwei völlig unterschiedliche Ausgaben einer Vendée Globe: Die Boote sind völlig anders. Die Länge des Rennens ist dieses Mal anders als sonst, die Intensität größer. Und auch das, was Skipper heutzutage zu leisten imstande sind.
ich bin glücklich! Es macht Spaß zu hören, ich sei die schnellste Frau um die Welt auf einem Einrumpfboot im Solosegeln. Aber eine Nachricht von Ellen MacArthur zu bekommen, das ist wirklich etwas Großes für mich.“
Dame Ellen MacArthur schrieb 2005 Segelgeschichte, als sie als schnellste Soloseglerin die Welt umsegelte. Sie ist bis heute die erfolgreichste britische Hochseeseglerin aller Zeiten und bekam dafür den „Ritterschlag“: Sie trägt den Titel Dame.

„Zwölfte zu sein ist nicht so wichtig. Mein Ziel war es, die Vendée Globe zu beenden. Im vollen Rennmodus ins Ziel zu kommen, gut zu segeln war wichtig. Die Tatsache, dass ich die erste Frau bin, ist nur die Kirsche auf der Torte. Wir Frauen sind immer noch nicht sehr zahlreich bei diesem Rennen. Und ja, die Leute sprechen mehr darüber, weil die erste Frau das ganze Projekt der Vendée Globe hervorhebt.“
Frau zu sein beeinflusst nicht
„Auf dem Wasser ist nichts anders, weil ich eine Frau bin. Ob die Konkurrenten Männer oder Frauen sind, darüber denke ich auf dem Wasser nicht nach. Es beeinflusst die Art, wie ich Rennen fahre, überhaupt nicht.“

„Die erste Frau zu sein ist gut, aber es war nie mein erstes Ziel. Meine Gedanken sind bei den Frauen, die noch auf dem Wasser sind und für die wir tolle Platzierungen erwartet hatten: Sam Davies und Isabelle Joschke. Beide hatten kein Glück und mussten wegen Schäden am Boot das Rennen aufgeben. Aber sie haben den Mut wieder in See zu stechen um ihre Weltumsegelung zu beenden!“