Man treibt sich in der Welt herum und schafft Wissen. Das Citizen-Science-Projekt SeaLabs lädt Segler ein, an entlegenen Orten Meeresdaten zu sammeln und sie der Forschung zur Verfügung zu stellen. Amateure erheben die Daten, die Profis für ihre Forschung benötigen. Für dieses partizipative Umweltschutz-Konzept wurde die spanische Organisation Ambiente Europeo auf der boot Düsseldorf 2025 mit dem Ocean Tribute Award ausgezeichnet.
Ambiente Europeo baut eine Nachhaltigkeitskultur zum Schutz der Meere auf. Die gemeinnützige Organisation setzt dabei gezielt auf Bürgerbeteiligung. So will sie das Bewusstsein für die Meere und ihre Probleme stärken. Die gigantische Vermüllung der Meere und Strände ist ihr Hauptarbeitsfeld. Alleine in Spanien hat sie über 1.000 Säuberungsaktionen durchgeführt.
Mit SeaLabs geht die Organisation von der praktischen, lokalen Arbeit hin zur politischen und wissenschaftlichen Intervention. Die gesammelten Meeresdaten sollen der Wissenschaft ermöglichen, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Meere hieb- und stichfest beweisen zu können. So kann sich die Politik nicht mehr wegducken. Forschung braucht belastbare Daten in möglichst rauen Mengen. Die kommen von den Seglern, den „Agenten des Wandels“.
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Im Winter 2022/23 startete SeaLabs zur ARC (Atlantic Rally for Cruisers) in die erste Testrunde. Auf 15 Yachten kam das SeaLabs-Kit zum Einsatz. Ein Edelstahlzylinder mit elektronischen Sensoren wird von den Crews mit Meerwasser gefüllt. Über eine App werden die gewonnenen Daten zur Meerwasserqualität in eine Open-Soource-Datenbank eingepflegt.
Von den unterschiedlichsten Ecken der Welt zu den unterschiedlichsten Zeiten werden PH-Wert, Salzgehalt, Temperatur und Ähnliches gemessen. Dank der Partizipation der segelnden Bürger entsteht so ein mächtiger Datenschatz als Basis für die Wissenschaft.

Nach dem gleichen Citizen-Science-Prinzip funktioniert auch das Projekt Sailing for Oxygen, das vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung seit Sommer 2023 in der Ostsee durchgeführt wird. Jeder kann Teil der Lösung sein, ist das optimistische Versprechen dieser Partizipationsangebote.
Der Ocean Tribute Award wurde 2017 von der boot Düsseldorf, der Stiftung Fürst Albert II und der Deutschen Meeresstiftung ins Leben gerufen. Jährlich wird eine Meeresschutz-Initiative ausgezeichnet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Erhalten haben ihn in früheren Jahren zum Beispiel Greenboats und das Team Malizia mit seiner Ocean Challenge.
Dee Caffari ist voll des Lobes
Die Laudatio auf SeaLabs hielt die Offshore-Seglerin Dee Caffari. Das Engagement der sechsfachen Weltumseglerin gilt dem Meeresschutz (z.B. als Botschafterin für Fauna & Flora) genauso wie der Gleichberechtigung und Frauenförderung im Segelsport (z.B. als Sprecherin beim Magenta Project).
In ihrer Rede zu SeaLabs betonte sie: „Der Ozean ist ein Barometer für die Gesundheit unseres Planeten. Um dies zu verstehen, brauchen wir Daten. Ohne Beweise ist es schwierig, Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern. Die wertvolle Arbeit unserer Preisträger ermöglicht es uns, diese wichtigen Daten zu sammeln. Bürgerwissenschaft ermöglicht eine viel größere Reichweite und hoffentlich einen schnelleren Wandel zum Besseren.“
Und es braucht entsprechende Initiativen, um den guten Willen zu kanalisieren. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch, Ambiente Europeo!
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