Besonders nachts, wenn er nur das Geräusch des Bugs hört, der durch die Wellen pflügt. „Leider war das besonders im vergangenen Jahr viel zu selten der Fall“, sagt der Diplom-Meteorologe aus Kiel. Deswegen lautet sein Ziel für die nächste Saison, „einfach mehr auf dem Wasser zu sein“.
Das gilt sowohl für die Stunden nach dem Feierabend auf der Kieler Förde als auch für Langfahrten in anderen Revieren. Nur zu gern würde er im nächsten Sommer wieder von Glücksstadt nach Helgoland segeln: „Mir gefällt dort das anspruchsvolle Gezeitensegeln, der Versuch, trotz widriger Verhältnisse voranzukommen.“ Mal sehen, was Corona dieses Jahr noch zuläßt.

Mit dem Revier verbindet ihn viel, liegen auch die Wurzeln seiner Seglerkarriere an der Ostsee. Dort kam Sebastian mit 16 Jahren durch seine Arbeit als Schüler in einem Behindertenheim zum Segeln. Während des Studiums vertiefte er seine Segelkenntnisse, absolvierte gleich mehrere Prüfungen und trat in den SC Baltic Kiel ein. Vor sieben Jahren war er zum wiederholten Male mit einem Freund und dessen Vater auf deren Boot unterwegs von Glückstadt nach Helgoland.
„Der Vater erzählte mir, dass in ihrem Segelverein ein sehr gutes Boot zum Verkauf stünde. Als wir wieder in Glückstadt anlegten, guckten wir sie uns an.“ Wenige Wochen später brachte er die Impala-Jolle, die heute den Namen Springbok trägt, mit dem Trailer in ihren neuen Heimathafen des SC Baltic Kiel. Mit dem knapp sieben Meter langen Boot ist er noch heute auf der Förde unterwegs. Genießt es, „sich den Kopf freipusten zu lassen und mal einfach nicht zu denken“.

Viele kleine Träume
Den einen großen Traum hat Sebastian nicht, dafür gleich mehrere kleine: „Das ist ja das Schöne am Segeln – es ist so vielseitig.“ Als Gast auf Container- und Forschungsschiffen hat er schon mehrere Weltmeere bereist. Jetzt möchte Sebastian die Ozeane auf Segelschiffen erkunden. Flotillentörns in der Adria und nach Madeira stehen auf seiner persönliche Bucket-List. Zwei Monate Auszeit auf der Ostsee kann sich der Norddeutsche ebenfalls gut vorstellen, „und eine Atlantiküberquerung auf einer Segelyacht gehört auch zu meinen Träumen“.
Ein Segelevent aber ist hoffentlich noch sicher: Wie in den Jahren zuvor wird Sebastian mit einem Freund und dessen Boot an der Ærø-Rund-Regatta im Juni teilnehmen. Die zweitägige Regatta beginnt mit einer Nachtfahrt am Freitagabend von Kiel um die Nordspitze der Insel herum bis zum Ziel vor Ærøskøbing. Sonntag morgen folgt die zweite Etappe von Marstal aus zurück nach Kiel. Besonders die erste Etappe hat es ihm angetan: „Wenn sich in völliger Einsamkeit auf See die Morgendämmerung abzeichnet und dann auch noch Schweinswale um das Schiff herumschwimmen – das ist der Moment, in dem alles Sinn macht.“

Tanja Gerlach
Als gelernte Redakteurin hat Tanja Gerlach (44) unter anderem beim Hamburger Abendblatt, Weser Kurier und Berliner Tagesspiegel gearbeitet. Vor 13 Jahren schwenkte ihr Interesse auf Familiengründung um. Sechs Kinder später schreibt sie gern – und wenn die Zeit es zulässt – für die Medien, die sie interessieren. So auch für float: Die Serie über das eigene Leben mit acht Personen auf einem Segelschiff war ein voller Erfolg. Denn: Im Sommer verbringt die Großfamilie fast jedes Wochenende sowie die Sommerferien auf ihrer Hanse 588 „Panthalassa“.

Wie der Segelkalender in die Welt kam
Im November 2018 nahm sich die facbook-Gruppe fb-segeln-liebt DGzRS vor, den Seenotrettern mit einer Spendenaktion zu danken. Aus den schönsten Sonnenauf- und -untergängen, aufgenommen von Hobbyfotografen mit Liebe zum Meer und auf Facebook geteilt, wurde gemeinschaftlich ein Kalender gestaltet und zugunsten der Seenotretter verkauft. Alle Akteure steuerten ehrenamtlich das bei, was sie konnten: Bilder, Texte und Lektorat, Gestaltung und Versand.
Sieben float-Autoren haben sich mit Beiträgen an dem tollen Projekt beteiligt. Wir spielen ihre Beiträge auf float über das Jahr aus. Die Kalender wurden zum Preis von 12,50 Euro verkauft, davon wurden 10 Euro gespendet. Die Spende wurde auf der boot Düsseldorf an die Seenotretter der DGzRS übergeben. Der 2. Vormann der „Hermann Rudolf Meyer“, Andreas Brensing, nahm die respektable Spendensumme von über 4.330 Euro entgegen.
Wie der Segelkalender der Gruppe entstand, lest ihr in unserem Beitrag 12 Sonnen, morgens und abends.