Die Frage aller Fragen, die uns immer wieder gestellt wird, beginnt meist mit einem Herumdrucksen. Wir ahnen dann schon, worum es geht. Nicht, welche Route wir seit dem Verlassen der Türkei genommen haben. Auch nicht, wie es war, den Atlantik zu überqueren. Schon gar nicht geht es um den Autopiloten, die Stromversorgung oder das Wetterrouting.
Nein, diese Fragen kommen direkt, ohne Umschweife, wie aus der Pistole geschossen. Die am häufigsten gestellte Frage beginnt dagegen mit einem peinlich berührten „Also, ich hätte da mal eine Frage. Ihr habt ja einen Hund an Bord. Der muss doch sicherlich auch mal …?“
Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen. Ja, der Hund muss auch mal. Sogar mehrmals am Tag. Und nein, mitten auf dem Atlantik konnten wir nicht mal eben anhalten, um mit unserer Cingene an den nächsten Baum zu gehen. Aber für alles gibt eine Lösung. Auch für das große und kleine Geschäft auf hoher See. Doch dazu später mehr.
Mal herrlich, mal mühsam
Segeln mit Hund kann herrlich sein. Zusammen entdeckt man die schönsten Landschaften, wandert im Regenwald, entspannt an endlos langen Sandstränden unter Palmen. Viele verwunschene Orte haben wir nur Dank Cingene entdeckt. Denn ohne Hund hätten wir sicherlich manche Bucht nur vom Wasser aus gesehen. Der Anker fällt, das Bier ist kühl. Warum sollte man also von Bord gehen, hätte man keinen Hund?

Je nach Revier ist das Reisen mit Hund aber auch mühsam. Und bisweilen teuer. Wir können und wollen nicht sagen, dass wir immer alles richtig machen. Aber wir können beschreiben, wie es ist, mit Hund auf Langfahrt zu sein. Und davon erzählen, was auf Segler mit Vierbeiner an Bord zukommt, worauf man achten sollte.
Ob man das für gut oder schlecht hält, bleibt jedem selbst überlassen. Wir können auch keine generellen Empfehlungen aussprechen, ob Hunde an Bord gehören. Denn Hunde sind da wie Herrchen oder Frauchen. Die einen lieben das Segeln, die anderen hassen es. Cingene, unsere 14 Jahre alte Hündin, gehört zum Glück zur ersten Gruppe.
Bordhund ahoi
Hunde haben in der Seefahrt eine lange Tradition. Erste Überlieferungen gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, später machten Bordhunde in der Marine Karriere. Kaum ein Kriegsschiff stach ohne Vierbeiner in See.

Ebenso alt wie die Tradition dürfte die Diskussion sein, ob Hunde überhaupt etwas auf Booten zu suchen hätten. Die Meinungen dazu gehen stark auseinander. Und wie immer gibt es keine allgemein gültige Antwort.
Aber eines lässt sich mit Bestimmtheit sagen. Gerade auf Blauwasseryachten sind Hunde keine Seltenheit. Wir liegen derzeit in der Prickly Bay auf Grenada vor Anker. Und wirklich auf jedem zweiten Boot lebt ein Hund. Nicht einer macht meines Erachtens einen unglücklichen Eindruck. Und zudem, das dürfte unbestritten sein, sind Hunde an Bord die beste Alarmanlage, gerade an Orten, an denen Diebe ihr Unwesen still und heimlich treiben wollen.
Spätberufene Seglerin
Als wir vergangenes Jahr den Entschluss fassten, das Mittelmeer zu verlassen, um in die Karibik zu segeln, stand für uns fest, dass Cingene, unsere kleine türkische Promenadenmischung, natürlich mitkommt. Sie liebt das Segeln. Das glauben wir zumindest. Denn kaum ist sie im Hafen, rennt sie den Steg entlang und kann es kaum erwarten, über die Gangway an Bord zu klettern.

Cingene ist eine spätberufene Seglerin. Ihre Karriere vom Straßenstreuner zum Bordhund begann erst im betagten Alter von zehn Jahren, das war vor knapp vier Jahren, seitdem hat sie 10.000 Seemeilen auf ihrem flauschigen Salzbuckel.
Will heißen: Auch ein älterer Hund kann sich durchaus an dem Leben auf einem Boot erfreuen. Wobei es wahrscheinlich einfacher ist, bereits einen jungen Hund an das schaukelnde Zuhause zu gewöhnen.
Seekranke Vierbeiner
Bevor wir auf die große Fahrt gingen, segelten wir viele Wochen und Monate entlang der türkischen Küste. Sichtlich genoss Cingene es, dass das ganze Rudel 24 Stunden am Tag auf wenigen Quadratmetern zusammenkauerte.
Nur auf Kursen hoch am Wind und gegen die Welle fühlte sie sich etwas unwohl. Anfangs hechelte sie nervös, wenn der Rumpf in die Welle stapfte, das Boot erzitterte – und sie es ihm gleichtat. Mittlerweile hat sie sich auch daran gewöhnt.