Die sizilianische Küste ist traumhaft. Schroffe Gebirge, grüne Hügel, kristallklares Wasser, hübsche Orte – Seglerherz, was willst du mehr? Um ehrlich zu sein: einfach mal ein paar Tage ohne Angst vor Gewittern und Ankerbuchten, die nicht zu Fuß von Boot zu Boot zu queren sind. Und tatsächlich, auf Sizilien geht es mit Dilly-Dally deutlich entspannter zu als noch auf den Liparischen Inseln.
Unser erster Stopp auf Sizilien ist Cefalu, 50 Seemeilen von Lipari entfernt. Cefalu ist eine traumhafte kleine Stadt, die in jedem Sizilien-Reiseführer Erwähnung findet. Dabei ist sie längst kein Geheimtipp mehr. Der Tourismus ist aber zu 95 Prozent italienisch, da stört es auch nicht, dass am Stadtstrand Sonnenschirme aus dem Sand sprießen wie Pilze aus dem Waldboden nach dem ersten Spätsommerregen.
Neben quirligen Gassen mit Restaurants, Bars und Cafés gibt es aber auch noch die stillen Oasen in der Altstadt. Schmale Gassen mit alten Gemäuern, von deren Balkonen kleine Hunde kläffen oder Wäscheleinen die Häuserschluchten verbinden. Jeden Moment glaubt man, eine Mutter Federico rufen zu hören, der dann eiligen Schrittes nach Hause läuft, weil die Mama Spaghetti gekocht hat. Schlimm, wie Werbung unsere Sinne vernebelt.
Wenige sichere Ankerplätze vor Palermo
Wir liegen vor Cefalu vor Anker, direkt vor der Marina. Wie viele andere Yachten auch. Ähnlich wie auf den Liparischen Inseln sind die Marinas auf Sizilien ausgebucht oder sündhaft teuer. Die 320 Euro für zwei Nächte Schleudergang an einem klapprigen Steg auf Lipari haben unsere Bordkasse deutlich geschröpft.

Und außerdem wollen wir uns den Luxus einer Marina in Palermo gönnen, unserem nächsten Etappenziel auf dem Weg nach Westen. Zum einen gibt es vor Palermo nur wenige sichere Ankerplätze, zum anderen könnte ich einen Stadtbummel nicht wirklich genießen, da mein Blick permanent gen Himmel gehen würde, ob sich dort wieder etwas zusammenbraut.
Zwei Nächte bleiben wir in Cefalu. Eine mehr als geplant, weil sich wieder mal ein Unwetter zusammenbraut, das wir lieber in einer sicheren Ankerbucht abwettern als auf hoher See – auch wenn das oft ein Trugschluss ist. Aber die Nähe zu anderen Booten gaukelt uns Sicherheit vor. Zum anderen hagelt es aus Palermo Absagen von den Marinas. Alle ausgebucht. Erst als wir unsere Ankunft für einen Tag später ankündigen, finden wir einen Platz für 90 Euro die Nacht. Wir buchen gleich zwei Nächte.

In Palermo gibt es mehrere Marinas, die streng genommen nicht mehr sind als jeweils ein Steg im alten Hafenbecken unweit der Kreuzfahrt-Terminals und der Fähren. Die Preise sind hoch, der Standard niedrig. Aber wie bei Immobilien scheint auch hier zu gelten: Lage, Lage, Lage. Und die ist einzigartig. Kaum hat man den Steg verlassen, steht man auch schon in der Altstadt von Palermo. Und die ist unser bisheriges Highlight auf der Reise.
Pulsieren und flimmern
Wir sind schockverliebt in den maroden Charme dieser wunderschönen Stadt, die mit ihrem orientalischen Flair Lebensfreude und Energie versprüht, gleichzeitig aber auch stille und grüne Ecken bietet. Das Leben pulsiert, wie der Asphalt in der Nachmittagssonne flimmert. Überall duftet es nach herrlichem Essen, Gläser klirren, Geschirr klappert, Lachen hallt in Gassen. Straßenkünstler fideln sanfte Melodien oder rocken ganze Straßen. Wir sind begeistert von den Märkten, von der Streetart und mehr noch vom Streetfood, für das Palermo bekannt ist.

Palermo zieht uns in seinen Bann, und den einen oder anderen Euro aus unserer Bordkasse. Aber das ist es uns wert. Wir verlängern sogar um eine dritte Nacht, so viel gibt es zu sehen, so gierig sind wir nach ein paar Stunden Stadtleben. Auch wenn nach der Kür immer noch die Pflicht kommt. Wie Wäschewaschen. Aber selbst der Besuch eines Waschsalons macht hier Spaß, da die Wartezeiten bei einem Espresso oder einem Granita, einem fruchtigen Eisgetränk serviert mit Gebäck, im nächsten Café verfliegen.

An unserem Steg treffen wir auch andere deutsche Segler, die auf großer Fahrt sind. Eine Familie aus München, die ebenfalls als nächstes nach Sardinien übersetzen will. Und ein Pärchen, das sich vor vier Jahren ohne jegliche Erfahrung ein Segelboot gekauft hat und seitdem darauf lebt.