Was für ein Wochenende! Man wußte gar nicht, wohin man zuerst schauen sollte: Das finale Rennen des Volvo Ocean Race lief parallel zu den Ausscheidungesrennen der Kieler Woche und dem Race to Alaska – und alle drei gingen gestern zu Ende. Und das Besondere war: Bei allen drei Regatten standen Frauen auf der Siegertreppe.
Das Dongfeng Race Team hat das Volvo Ocean Race 2017/18 durch meisterhaft kluge Strategie gewonnen. Begeistert gefeiert wurde dabei gestern neben Skipper Charles Caudrelier auch Carolijn Brouwer, die Steuerfrau und Trimmerin des Teams Dongfeng, die alle Etappen gesegelt ist. Die Holländerin hat damit als erste Frau das Volvo Ocean Race gewonnen und schrieb gestern Segelgeschichte.
Frauen laufen sich beim Volvo Ocean Race warm
Aber nicht nur sie hat das Gesicht des Volvo Ocean Race für immer verändert. Skipperin Dee Caffari hat zwar mit ihrem Team „Turn the tide on plastic“ den letzten Platz in der Gesamtwertung gemacht. Aber auch sie hat unter besonderen Bedingungen Großes mit ihrem Team geleistet: Erst vier Wochen vor dem Start stand ihr Team: Es ist das, in dem niemand älter als 40 Jahre ist. Und es ist, da es zur Hälfte aus Frauen besteht, das Team mit der stärksten weiblichen Beteiligung im Volvo Ocean Race.
Die erfahrene Weltumseglerin Dee Caffari, die als erste Frau einhand nonstop die Welt in Gegenrichtung umsegelt ist, hat beim Volvo Ocean Race Seglerinnen und Segler aus zehn verschiedenen Ländern geführt. Gestern sagte sie lachend: „Jetzt sind wir bestens vorbereitet und können richtig loslegen!“ Und sie meint damit, dass ihr Team nun die Vorbereitungszeit eines Mapfre- oder Dongfeng-Teams erreicht hat.
Siegerinnen auf der Ostsee und im Pazifik
Auf der anderen Seite, im baltischen Meer, ging gestern die Kieler Woche zu Ende. Und auch hier waren Frauen ganz vorne: Im 49er FX errangen Tina Lutz und Susann Beucke Silber und sind bei der hochkarätigen Besetzung dieses Jahr mit dem zweiten Platz äußerst zufrieden. „Das Feld war sehr stark besetzt, die besten Teams waren vertreten. Der zweite Platz gibt uns viel Selbstbewusstsein für die WM,“ sagte Suann Beucke über das Ergebnis. Nun geht es weiter zur Europameisterschaft in Gdynia in Polen, wie man im Interview mit Susann Beucke lesen kann.
Und auch das ORC Team Tutima von Kirsten Harmstorf-Schönwitz konnte sich in Kiel auf Platz zwei positionieren und fühlt sich bestens vorbereitet für die WM. Bei viel Druck in der Luft kämpfte sich das Frauen-Team beim Baltic Pre Worlds auf den zweiten Platz über alles vor und ist stolz auf diese Leistung und den großartigen Teamgeist, denn der starke Wind forderte ihnen einiges ab. „Insgesamt bleibt uns die diesjährige Kieler Woche als tolles, sportliches Event in guter Erinnerung,“ freut sich Skipperin Kirsten Harmstorf-Schönwitz.
Einige tausend Meilen weiter westlich, in Ketchikan, Alaska, siegte am Sonntag beim Race to Alaska ebenfalls ein Frauenteam. Die acht Seglerinnen des Teams „Sail like a girl“ erreichten nach 750 Meilen und sieben Tagen als erste das Ziel. Auch hier hat ein reines Frauenteam erstmals gewonnen.
Es hat sich in diesem Jahr eine Menge getan für die Sichtbarkeit von Frauen im Segelsport. Lange wurden sie nicht als starke Gegnerinnen wahrgenommen. Heute kann niemand mehr sagen, Frauen könnten nicht ganz vorne mitsegeln. Sie haben es an diesem Wochenende gleich dreimal bewiesen.