Cole Brauer steht auf dem Deck im kurzen rosa Kleidchen, rosa High-Heels in der Hand, Wollmütze auf dem Kopf und tanzt. Dann ein Cut, es ist Nacht und sie wedelt mit einer aufgeblasenen Plastikpalme. Es ist ihr Silvester-Reel auf ihrem Instagram-Account. Die Frau hat Humor!

Von klassischen Langkielern bis zu neueren Racern sind auch Rennyachten wie die Class40, Open 50 und Open 60 zugelassen. Die Regatta über 26.000 Seemeilen begann im August 2023 mit den kleineren und langsameren Booten. Die letzten sind im Dezember aufgebrochen.
float ist frei
… und offen lesbar für alle. Unterstütze uns jetzt als 💙 float friend, damit das so bleibt. Dein Beitrag macht float stark. Ich bin dabei!

Auf einer Class 40 startete Cole Brauer am 29. Oktober zusammen mit sechs anderen Booten in A Coruña. Ihre „First Light“ im Owen-Clarke-Design von 2008 segelt sie bereits seit acht Jahren. Zuerst wollte Brauer am Transat Jacques Vabre teilnehmen, aber ihr Boot wäre wegen des älteren Designs nicht schnell genug für eine gute Platzierung gewesen. So entschied sie sich für die Global Solo Challenge. Die US-Amerikanerin aus Long Island, New York, ist die einzige Frau in diesem Rennen. Unter den 16 Skippern ist sie auch die jüngste – und mit knapp 1,60 m und 50 kg auch die kleinste und leichteste Teilnehmerin.

Rippe gebrochen als Autopilot aussetzt
Doch nicht immer war es lustig während des Rennens. Als der Autopilot Ende November ausfiel, musste sie im Sturm steuern und brach sich eine Rippe. Tagelang musste sie unter starken Schmerzen selbst segeln, bis sie den Autopiloten reparieren konnte.

Am 26. Januar hat Cole Brauer als Zweite im Rennen das Kap Hoorn umrundet. Sie rechnet damit, Anfang März ins Ziel zu kommen. Die Zweitplatzierte unter allen Booten befindet sich aktuell im Südatlantik und hat noch etwa 5.000 Seemeilen bis ins Ziel vor sich. Vor ihr liegt der französische Skipper Philippe Delamare auf Mowgli, der nur etwa 2.800 Seemeilen vorm Bug hat. 1.400 Seemeilen hinter ihr hat Brauers Landsmann Ronnie Simpson gerade das Kap umrundet.
Ihr großes Ziel ist die Vendée Globe 2028
Cole Brauer kommt weder aus einer Seglerfamilie, noch hat sie eine klassische Segelkarriere gemacht. Sie lernte im Pazifik segeln, als sie zum Studium nach Hawaii ging. Nach ihrem Abschluss zog sie nach Maine und begann, Boote auszuliefern. Zuletzt wurde sie Boatcaptain der First Light und lieferte das Boot zu Regatten aus und half bei der Instandhaltung, so dass sie die Stärken und Schwächen genau kennenlernte.

Nachdem das Boot verkauft wurde, boten die neuen privaten Besitzer ihr an, es bei der Bermuda 12 (von Newport zu den Bermudas) zu segeln. Die Regatta wird erst solo, dann doublehanded gesegelt. Cole und ihre Co-Skipperin Cat Chimney waren die ersten weiblichen Siegerinnen in der Geschichte des Rennens. Für Cole Brauer war das ein Wendepunkt in ihrer Karriere.
Hier kannst Du Cole auf dem Tracker folgen.
Schon 2018 wusste die damals 24-Jährige, dass sie um die Welt segeln will – in einem Team beim Volvo Ocean Race, so war damals ihr Wunsch. Heute ist ihr großes Ziel die Vendée Globe 2028, so wie auch für Sanni Beucke. Als Brauer Ellen MacArthurs Buch „Taking on the World“ liest, weiß sie, dass sie solo um die Welt segeln will. Sie liebt das Solosegeln.
Chatten am Point Nemo
Brauer hat bereits ein starkes Landteam aufgebaut, das sie beim aktuellen Rennen unterstützt. Das Team und ihre Familie begleiten sie eng über den Satelliten-Internetdienst Starlink. Das ermöglicht ihr zu telefonieren, per Facetime mit Freundinnen zu chatten und sogar gestreamte Filme zu schauen. Das Seltsame ist, dass man immer noch dasselbe Leben lebt, nur eben aus der Ferne, findet sie.


Cole Brauer war auch Mentee bei The Magenta Project (so wie aktuell ihre Media-Beauftragte Lydia Mullan). Sie setzt sich dafür ein, dass der männerdominierte Segelsport offener und weniger „traditionell“ wird.
„Als Profiseglerinnen kämpfen wir seit vielen Jahren für gleiche Bezahlung und gegen Belästigung.“ Im Interview mit der Rennleitung sagt sie: „So gut diese Gemeinschaft mich aufgebaut hat, so sehr hat sie mich und meine weiblichen Teamkolleginnen ausgebremst. Ich mache dieses Rennen für sie!“
Wenn Dir der Beitrag gefallen hat: Spendier’ uns einen Kaffee. ☕️