Endlich ist es soweit: Die Spanten-Aufstellparty kann beginnen. Seit Ende Januar ist Leo Sampson mit seinem Team von freiwilligen Helfern mit dem Bau des Achterstevens seines Gaffelkutters „Tally Ho“ von Albert Strange aus dem Jahr 1910 beschäftigt. Gebaut wird im US-Staat Washington an der Salish Sea – die trennt die USA von Kanada.
Ende März wurden die letzten Stevenbolzen auf dem Bauplatz in Sequim angezogen. Der nächste Schritt des Wiederaufbaus kann beginnen, die „Frame Raising Party“.
Party heißt nicht feiern gehen
Party bedeutet für das Team nicht feiern, sondern drei Wochen harte Arbeit. Sechs Tage die Woche von 9 bis 18 Uhr werden die hinteren zwölf Spanten ausgesägt, zusammengebaut, eingepasst und fest verbaut. Leos Chef-Organisator Kurt hatte diesen Arbeitsabschnitt geplant und gut vorbereitet. Und so kommen dafür insgesamt acht Volunteers zusammen – es sind so viele wie noch nie! In einem eigens angemieteten Haus wohnen sie während der „Party“ und werden von einem Ehepaar in Rente bekocht.
Zu Arnaud, Finn und Thom, die schon am Achtersteven mitgearbeitet haben, stoßen nun die beiden Youngster hinzu: Robert, ein Gärtner aus Brighton in Südengland, und Max, seines Zeichens Möbeltischler aus Oregon. Ebenfalls aus Oregon stammt der Volunteer Pat, ein IT-Beamter und Freizeitbootsbauer in den besten Jahren. Er möchte zu seinen Erfahrungen im Sperrholz-Dinghy- und Kanu-Bau noch professionelle Schiffszimmerei hinzufügen.
Kochen, einer der wichtigsten Jobs
Last but not least ist das Pärchen Glenda und Bill dabei. Die beiden suchen nach ihrem aktiven Arbeitsleben eine sinnvolle Beschäftigung. Sie haben das Projekt Tally Ho auf YouTube gesehen und sich gedacht: „Verrückt, macht aber bestimmt viel Spaß“. Jetzt haben sie den wichtigen Job, während des drei Wochen dauernden Projekts für das leibliche Wohl der hungrigen Bootsbauer zu sorgen.

Das Anlernen der neuen Volunteers braucht seine Zeit. Arnaud hat sich der beiden jungen Leute angenommen, denn Möbeltischlerei ist kein Bootsbau. Und Gärtnerei ist es schon gar nicht. Mit der richtigen Einstellung, einem guten Gefühl für Holz und Respekt vor den Maschinen klappt es für die beiden nach einer kurzen Eingewöhnungsphase schon recht gut.
Leo bedient die Kettensäge wie andere eine Stichsäge
Leo hat einen genauen Arbeitsplan aufgestellt und die Teams eingeteilt. Finn schneidet auf dem Holzplatz die Spanten-Rohlinge aus dem Krummholz der Live Oak. Er bedient die Kettensäge wie andere eine Stichsäge. Das feine Aussägen auf Schmiege an der Schiffssäge und das Abrichten, Hobeln und zusammenbauen macht das Team – bestehend aus Arnaud, Max und Robert. Das Einbauen besorgen Thom und Pat mit den helfenden Händen der anderen und wer gerade nichts zu tun hat schneidet Holznägel. Keile oder fegt die Werkstatt.

Die Oberaufsicht hat Leo übernommen. Er macht die Feinarbeiten wie das finale Anpassen und Einlassen der fertigen Spanten in Kiel und Achtersteven. Kurt sollte Schnürbodenarbeit machen und sich um das Video kümmern. Leider ist sein Hund krank geworden, und er musste das Team verlassen und nach Hause fahren. Nun wird er schmerzlich vermisst.
Amazing, einfach beeindruckend
Der Plan sieht für jeden Spant 40 Arbeitsschritte vor, die abgearbeitet und abgehakt werden müssen, bevor er schließlich mit Bleimennige und Holzteer fest eingebaut werden kann. Nach anderthalb Wochen intensiver Arbeit sind sechs Spanten gesetzt. Leo ist sehr zufrieden und begeistert vom enormen Teamgeist und der geballten Arbeitsenergie seiner Leute.
Alle haben richtig Spaß am Projekt. Im Video sind die Bootsbauer bei ihrer Arbeit meist im Zeitraffer zu sehen, mit schöner Bluesmusik unterlegt. Das sieht ein bisschen aus wie bei „Die kleinen Strolche“ – durchaus charmant.

Leo blickt seiner Deadline optimistisch entgegen. In der zweiten Hälfte der drei Wochen sind die Teams eingespielt, und keiner muss mehr angelernt werden. So können sie die restlichen sechs Spanten bequem schaffen. Wir werden sehen. Die Stimmung ist gut, das sieht man beim Feierabendbier und Thom und Finn versprühen sowieso immer gute Laune.


Das Segel-Dinghi wird von der Decke abgeseilt
Zur Belohnung wird am Sonntag das Segel-Dinghy von der Decke abgeseilt und aufgeriggt – und ab geht’s per Handkarre zur Sequim Bay. Es ist ein schöner Frühlingstag mit viel Sonne und wenig Wind, aber im Zeitraffer rasen sie nur so über die stille Bucht. Ob das Team das Ziel erreicht und wie wild die Party am Ende gefeiert wird, sehen wir im nächsten Video in zwei Wochen.
Wer das Tally-Ho-Projekt unterstützen möchte, kann das hier tun. Jede Spende ist wilkommen.