Beim verrücktesten Rennen, dem Race to Alaska, starten heute die härtesten Teilnehmer und Teilnehmerinnen, um nur mit Wind und Muskeln 750 Meilen (1.207 km) von Port Townsend, Washington, nach Ketchikan, Alaska zurückzulegen. Wenn der Wind fehlt oder man gar kein Segel hat, wird gerudert, gepaddelt oder getreten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das R2AK findet jetzt zum vierten Mal statt und hat bereits Kultstatus. Wir haben im Februar schon ausführlich berichtet.
Es zählt gleichzeitig zu den härtesten Regatten der Welt, denn es gibt keinerlei Unterstützung: keine Beiboote, kein Essen, keine Unterkünfte. Ausgedacht haben sich die Quälerei drei Freunde, als sie in einem Bierzelt saßen und darüber nachdachten, wie sie Menschen inspirieren könnten, wieder mehr Abenteuer zu wagen. Wahrscheinlich ist der zweite Preis deshalb ein Steakbesteck. Wer das Rennen schadlos überstanden hat, kann einem Bären die Kehle mit bloßen Händen zudrücken und das Tier anschließend mit Messer und Gabel verspeisen. Wir raten allerdings davon ab, Tiere zu töten.
Aber schauen wir uns an, wer dieses Jahr die Traute hat, bei Flaute, wenn der Wind nicht mitspielt und das Segel wie ein Sack herunterhängt, 16 Stunden zu pullen oder in die Kette zu treten. Einige Teams haben vielleicht deshalb gleich auf Segel verzichtet und tauchen, wenn der Wind richtig bläst, flach darunter hinweg. So unser erster Kandidat.
Team Extreme Sobriety
Steve Rhoades ist sich selbst sein Team. Er nimmt am Race liegend auf einem „Prone Board“ teil und paddelt extrem schlicht die 750 Meilen mit den Armen. Dabei versucht er das zu tun, „was kein Mann bisher getan hat“. Den Muskelkater will man nicht haben! Wer wissen will, was prone boards sind und wie man sie benutzt, schaue hier.
Team Liteboat
Sie sind die Helden aus Frankreich. Das Team Liteboat verkörpert nach eigener Aussage zwei Lieblingsqualitäten des Races: Hardcore und Seefahrtabenteuer. Ihr persönlicher Held ist Bernard Moitessier, der das Golden Globe Race 1968 um die Welt nicht dadurch beendete, indem er als Erster ankam, sondern indem er seine Führung aufgab, um woanders hin zu segeln.
Sie betreiben eine eigene Firma, die Hochleistungs-Ruder- und Segelboote baut. Mit einem dieser Boote ruderten sie einen großen Teil der Nordwestpassage und dann alleine durch den Atlantik. Beim R2AK treten sie jetzt zum zweiten Mal an, diesmal unter Segeln.
Team Sail like a girl
Nicht nur an der Alster gibt es Frauen, die den weiblichen Segelsport voran bringen wollen. Auch beim Race to Alaska sind sie aktiv. Für das 8-köpfige Frauenteam Sail like a girl ist das R2AK ein Spaziergang im Vergleich zu ihrem täglichen Leben. „Kinder wecken, Frühstück machen, zur Schule bringen – Jobs in Beratung, Gesundheitswesen, Schiffselektronik, Datenverarbeitung, Unternehmensführung – Pendeln per Boot, Auto, Bus, Fahrrad und Flugzeug – Wäsche, Geschirr, Kochen, Gartenarbeit – Geburtstagsfeiern, Reiten, Schwimmen, Hausaufgaben – Vorträge, Seminare, Besprechungen – immer über Telefon, Computer, E-Mail messanger erreichbar.“
Kein Wunder also, dass sie den Motor aus ihrem One-Designer Melges 32 herausgerissen haben, die Ruder schultern und nach Alaska fahren. Tagelang salzige Seeluft atmen, frei von allen Pflichten – nur 750 Meilen unberechenbare See, ein Boot und acht Frauen mit Haferflocken, Proteinpulver und Powerbars. Ein Spaziergang im Vergleich zum Alltag!
Bis zum bitteren Ende
Die Teams starten von Port Townsend nach Victoria BC mit einer ersten 40 Meilen-Wettfahrt über das offene Meer und überqueren dabei zwei Schifffahrtsstraßen und die Grenze zu Kanada. Diese erste Etappe ist als Qualifier für das gesamte Rennen und als Stand-alone-Sprint für Leute gedacht, die beim R2AK nur mal naschen wollen. Von Victoria BC geht es dann 710 Meilen weiter bis Ketchikan, Kanada. Die Teams starten in Victoria am Sonntag, den 17. Juni und fahren weiter bis Ketchikan oder sie werden vom Kehrschiff aufgenommen. Abgesehen von zwei Wegpunkten entlang der Strecke in Seymour Narrows und Bella Bella gibt es keinen offiziellen Kurs. Um den Barden zu zitieren, „Du kannst deinen eigenen Weg gehen.“
Der Gewinner erhält 10.000 US $. Der Zweite bekommt das legendäre Set Steakmesser.
Wer das Rennen live mitverfolgen möchte, kann den Tracker aufrufen.