Streetstyle – dieser Begriff kommt ursprünglich von den Skatern und wurde von Snowboardern übernommen, die statt auf der Piste in der Stadt unterwegs sind. Jeder kennt z.B. die Skateboarder, die an Treppengeländern entlang rutschen oder auf Betonsockeln surfen statt in die Halfpipe zu gehen. Streetstyler nehmen, was sie in den Städten und Straßen finden.
Der Wiener Surf-Profi und Künstler Max Matissek bringt den Streetstyle mit einem ungewöhnlichen Projekt auch aufs Wasser. Mit seiner zweiten “True Wind” Inszenierung begab sich der 29-Jährige auf das Dach einer Wohnanlage. Der Wohnpark Alt-Erlaa, ein berühmtes 70er-Jahre-Werk des erst kürzlich verstorbenen Architekten Hans Glück, verfügt über acht Dachschwimmbäder in rund 100 Meter Höhe. Zuvor begab er sich beim ersten True-Wind-Shooting unter Wiens Erde und surfte in einem Kanalisations-Speicherbecken.
Matissek möchte mit dem True Wind Projekt „unmögliche und abstrakte Windsurf-Phantasien real darstellen, abfotografieren und danach auf Leinwand weiter bemalen”. Die Locations, die er dafür sucht, stehen im krassen Gegensatz zu dem, was man sich unter Windsurfing vorstellt. Die teilweise sehr surreal wirkende Wohnanlage im 23. Bezirk eignet sich dafür ebenso perfekt wie die zuvor gewählte Kanalisation Wiens. Matissek setzt die Fotos seiner Aktionen in seinen eigenen Artwork-Stil um. True Wind verbindet Surfen mit Kunst und der Straße und inszeniert den Sport auf nie gesehene Art und Weise. „Jedes Bild soll seine eigene, außergewöhnliche Geschichte erzählen. Durch den Einsatz einer Winch, und Obstacles wie Kicker oder künstlichen Anfahrten, bin ich flexibel und kann an Spots Windsurfen, an denen es zuvor physikalisch unmöglich war. Unabhängig vom „wahren Wind“ – TRUE WIND.“


Was auf den Fotos und Videos einfach und locker aussieht, ist in Wahrheit harte Arbeit und aufwändige Vorbereitung. In dem Wien-Kanal-Speicherbecken vollzog Matissek satte acht Stunden seine Moves, was bei einer Temperatur von nur 5 Grad Celsius sehr kräftezehrend ist. Tief unter der Erde Wiens macht er meterhohe Sprünge und atemberaubende Tricks. Matissek ist auch in künstlerischer Hinsicht ein Perfektionist, der nicht aufhört, bevor alles genau passt.
Ebenso schwierig waren die Bedingungen auf dem Dachpool. Für die Tricks ist die Fläche mit nur 25 Metern einfach zu kurz. Mit einer Seilwinde, die den PWA-World-Tour-Surfer auf rund 40 km/h beschleunigte und einer 12 Meter langen Anfahrtrampe wurde das Problem jedoch gelöst.
Den Grund für den Aufwand beschreibt Max Matissek so: „In meiner True Wind Serie geht es darum andersartige Windsurf-Bilder zu schaffen und in Umgebungen Windsurf-Moves zu machen, an denen es eigentlich unmöglich ist. Nach 16 Jahren, in denen ich nun windsurfe, habe ich erkannt, dass sich die klassischen Fotos von Windsurfern auf Hawaii oder in Kapstadt einfach immer wiederholen. Die Action ist zwar großartig, jedoch verändert sich von Jahr zu Jahr meistens nur die Farbe des Segels. Versteht mich nicht falsch, Maui und Capetown sind Windsurfmekka und liefern grandiose Windsurf-Bedingungen. Ich reise selbst jeden Winter nach Südafrika und mache dort Bilder und Videos, aber mit der Zeit wuchs in mir der Wunsch mal etwas anderes zu machen. Ich wollte in meinen Fotos mehr als nur Strand und Palmen. So etwas wie Streetstyle beim Snowboarden, Wakeboarden oder Skaten. Deshalb hab ich True Wind erschaffen.“
