Die Seenotretter veranstalten ihren jährlichen Besucher-Tag auch dieses Jahr im Juli – allerdings wieder ausschließlich online im Internet, der noch grassierenden Pandemie wegen. Am Sonntag, 25. Juli, werden viele Einheiten und Crews der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wieder vor die Webkamera treten. Denn der Tag der Seenotretter zieht regelmäßig Tausende Freunde und potenzielle Nachwuchs-Retter an.
Die Vorführungen und Präsentationen sind wie schon 2019 aufs Web-Video beschränkt: Aus Corona-Gründen seien Live-Veranstaltungen noch nicht zu verantworten, teilen die Seenotretter mit Bedauern mit. In den vergangenen Jahren hatten zum Tag der Seenotretter regelmäßig eine fünfstellige Zahl neugieriger Zuschauer die Boote und Stationen besucht.
Die Einblicke des virtuellen Version gehen weit über das hinaus, was sonst an einem Tag der Seenotretter auf der Station zu sehen ist. Wie kommen die freiwilligen Seenotretter eigentlich auf der autofreien Insel Langeoog zu ihrem Boot? Wie sieht es an Bord des Seenotrettungskreuzers „Arkona“ aus? Und wie läuft ein gemeinsamer Rettungseinsatz ab?
Schon jetzt sind die Seenotretter online zu besuchen. Dank neuester 3D-Kameratechnik kann mensch sich an Bord der Rettungseinheiten umsehen (seenotretter.de/rundgang), im Filmarchiv stöbern (seenotretter.de/classics) und an Webinaren teilnehmen (seenotretter.de/webinare).
Auf einen regulären Tag der Seenotretter hoffen die Retter für 2022, dann im Optimalfall wieder mit bis zu 30.000 Menschen an Bord der Rettungseinheiten auf den Stationen zwischen Borkum und Ueckermünde.
Seenotretter als Corona-Helfer
Dass die Seenotretter auch für Einsätze im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie selbst aktiv sind, zeigt ein Insel-Einsatz im vergangenen April in der Nordsee: Damals hat ein Schiff der DGzRS medizinische Proben von Patienten, die dringend auf das neuartige Coronavirus getestet werden sollten, von der Insel Norderney ans Festland transportiert.
Der Seenotrettungskreuzer „Eugen“ brachte sie nach Norddeich in Ostfriesland. Von dort aus erfolgte der Weitertransport ins Labor. Auf Norderney sind neun festangestellte Seenotretter im Einsatz, acht Freiwillige unterstützen sie.

Die Rettungseinheiten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sorgten damit für einen Teil der Versorgungssicherheit auf den Nordsee-Inseln. Sofern sie in keinem Einsatz zur Suche und Rettung auf See gebunden sind, können sie solche Hilfsangebote durchführen.
Da die Inselfähren aufgrund des für Touristen geltenden Betretungsverbotes der Inseln seltener und nicht immer zu medizinisch notwendigen Zeiten verkehren, haben die Seenotretter den Transport der Proben übernommen. „Wir können dies in dringenden Fällen leisten, wenn keine anderen Möglichkeiten zur Verfügung stehen“, erläutert Peter Henning, Vormann des Seenotrettungskreuzers „Eugen“.
Einsätze bei Seenot bleiben Priorität
Denn selbstverständlich hat der maritime Such- und Rettungsdienst – kurz SAR, also „Search and Rescue“ genannt – auch weiterhin Vorrang. Das ist schließlich die Hauptaufgabe derDGzRS. Genauso selbstverständlich springen die Seenotretter jedoch bei ausreichenden Kapazitäten im Rahmen der Amtshilfe ein.
In der 155-jährigen Geschichte der DGzRS sind die Seenotretter schon oft im Einsatz gewesen, wenn es um die Versorgungssicherheit der Menschen auf Inseln und Halligen ging. Stichwort: Eisnotdienst im Winter. Auch bei Sturmfluten oder bei Bränden, wenn es an Löschwasser mangelte, waren die Helfer zur See im Einsatz.
Ebenfalls für Krankentransporte steht die DGzRS zur Verfügung, doch bisher sei das nicht nötig gewesen, so eine Sprecherin zu float. Das stimmt, beinahe. Im Frühjahr leisteten die Sylter Seenotretter Hilfe, als für eine werdende Mutter der Weg zum Krankenhaus zu weit war. Nachts um zwei Uhr piept der Notruf. Die hochschwangere Sylterin Lara Müller-Maron (25) muss zur Entbindung ans Festland gebracht werden. Aber der Hubschrauber kann nicht fliegen.
Also soll die Gebärende auf dem Seenotrettungskreuzer von der Station List in den dänischen Hafenort Havneby auf Rømø gebracht werden, wo sie ein Rettungswagen nach Flensburg in die Klinik bringen soll. Doch bereits auf der knapp 25-minütigen Überfahrt zur Nachbarinsel deutet sich an, dass die Zeit zu knapp ist und das Baby kommt.
Um 4.02 Uhr kommt der kleine Bosse schließlich auf dem Boot der Seenotretter zur Welt. Er ist damit der jüngste Gast auf einem Einsatzschiff der Seenotretter.