Die harte Beschichtung könnte durch das Quellen und Schwinden des Holzes reißen und absplittern. Daher nehmen die Holzboot-Enthusiasten lieber in Kauf, alle paar Jahre eine neue Schicht Alkydharz-Lack oder Lacköl aufzutragen.
Leo und Pete sind keine Lackier-Experten. Und so machen sie die schmerzliche Erfahrung, dass der Auftrag nur mit der Rolle Orangenhaut und harte Übergänge ergibt. Also muss der Überwasserbereich noch einmal geschliffen werden. Malen im Zweierteam bringt das beste Ergebnis: Einer trägt mit der Rolle die Farbe auf und sein Team-Mate verschlichtet mit dem Pinsel – das so genannte Tipping.
Wasserlinienkunst
Die Außenhaut oberhalb der Wasserlinie bekommt zwei Schichten weiße Vorstreichfarbe. Darauf kommen mehrere Lagen Alkydharzlack. Er hat den eigens bei Kirby entwickelten Farbton „Tally Ho Off-White“. Ein öliges Additiv hilft, die Farbe nach dem Auftrag länger flüssig zu halten, um eine homogene Fläche ohne sichtbare Übergänge hinzukriegen.
Unter der Wasserlinie werden zwei Schichten aus dickem orange-farbenem Unterwasserprimer als Grundierung für das Antifouling aufgetragen – ein Tipp der amerikanischen Holzschiffsbauer.
Die Wasserlinie anzuzeichnen ist eine Kunst für sich. Denn das Schiff schwimmt nicht immer auf der vom Konstrukteur erdachten Linie. Sie hängt vom Rigg, den Aufbauten und der Verteilung aller Einrichtungsgegenstände ab.
Durch Innenballast kann die aufgetragene Konstruktions-Wasserlinie (die CWL) auf dem Rumpf der tatsächlichen Schwimmwasserlinie angepasst werden. Um sie so genau wie möglich anzureißen, wird die Tally Ho zu den Seiten und in Kielrichtung ausgerichtet. Zuerst wird der orangefarbene U-Schiff-Primer 15 Zentimeter in den Überwasserbereich laufend aufgetragen. Mithilfe eines Linienlasers klebt Leo dann eine breite gerade Linie mit blauem Krepp ab. Sie liegt fünf Zentimeter unter der eigentlichen Wasserlinie.
Mit einem Bettgestell geübt
Bis hierhin wird der Überwasseranstrich gezogen. Das gibt den nötigen Spielraum, um später, wenn nötig, die Linie etwas höher zu setzen. Dann wird ein paar Tage intensiv mit der ganzen Crew gestrichen. Aber erst, nachdem sie an einem Bettgestell geübt haben. Am Ende wird das blaue Tape abgezogen und die Tally Ho steht in ihrem Farbkleid da wie ein stolzer Vogel. Für Leo ist es, man merkt es, einer der schönsten Momente des Wieder-Aufbaues.
Während die Crew schon das Gerüst und die alte Schiffsäge abbaut, verrät Leo Sampson uns die nächsten Schritte. Der alte Ballastkiel muss überarbeitet und unter den Rumpf gebolzt werden. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Mehr davon sehen wir in Episode 100. Wir sind gespannt.
Wer Leo Sampsons Refit-Projekt unterstützen möchte, folge diesem Link.