Es ist Zeit an die Segel zu denken! Leo erklärt in dieser Folge, nach welchen Kriterien er sein Rigg ausgewählt hat und stellt seinen Segelmacher und den Rigg-Konstrukteur vor. Auch wenn „Tally Ho“ noch nicht einmal fertig beplankt ist, möchte Leo schon jetzt das Tuch bestellen und die Aufträge vergeben, damit sie parallel zum Schiff fertig werden.
Was verbindet die Tally Ho mit Boris Herrmanns Imoca?
Was verbindet eigentlich eine klassische Yacht wie Tally Ho mit einem modernen Imoca 60 Racer wie die „Seaexplorer-YC de Monaco“, mit der Boris Herrmann gerade in 80 Tagen um den Globus gesegelt ist? Das Kutter-Rigg. Beide Schiffe sind Sloops, tragen also nur einen Mast mit viel Segelfläche im Großsegel, die bei Bedarf kleiner gerefft werden kann. Entscheidend aber sind die zwei bis drei Vorstagen, die es erlauben, mehrere Vorsegel zu tragen.
Wenn es zu stark weht, können kleinere Vorsegel gesetzt werden um den Druck heraus zu nehmen. Auf vielen Langfahrt-Yachten wird die Sturmfock am Kutterstag gesetzt. Auf raumen Kursen und bei wenig Wind kommt dann ein Spinnaker oder Gennaker am Klüverbaum angeschlagen zum Einsatz.
Die „Seaexplorer“ hatte wie Tally Ho einen Bugspriet, jedenfalls bis zu der unglücklichen Begegnung mit dem spanischen Fischer, kurz vor dem Ziel. Das weit ausgestellte Fathead-Groß auf Boris’ IMOCA sieht mit etwas Fantasie nach einer Gaffel aus und die 7,5 Knoten mit denen Boris Hermann das Rennen beenden mußte, schafft auch Tally Ho als maximale Rumpfgeschwindigkeit. Ins Gleiten wird Leo sie nicht bringen, da helfen auch keine Foils.
Das war’s auch schon mit den Ähnlichkeiten. Denn während Leo die Tally Ho, den englischen Albert-Strange-Kutter von 1909, den er seit mehr als zwei Jahren in Sequim nahe Port Townsend an der US-amerikanischen Westküste mit einem kleinen Team wieder aufbaut, nur mit der nötigsten Technik ausrüsten möchte, ist eine Vendée-Globe-Teilnahme ohne Hightech nicht möglich.
Fastnet-Race muss sein
Auch Leo hat Regatta-Ambitionen. Das erste Rigg, das Albert Strange für die Tally Ho gezeichnet hatte, ist dem englischen Bootsbauer aber zu zahm. Er tendiert zu dem vergrößerten Rigg, mit dem das Schiff 1927 mit Mark Spinks an der Pinne das Fastnet-Rennen gewann. Der damalige Eigner war Lord Stalbridge. Nach ausführlichem Studium alter Fotos kommt Leo darauf, dass das Renn-Rigg nur eine zusätzliche Topp-Stange am ursprünglichen Mast bekam, um den Segelplan zu erhöhen und ein größeres Jackyard-Toppsegel fahren zu können.

Das Rigg soll nun wieder genauso aufgebaut sein. Allerdings mit losen Backstagen, denn Leo möchte im Jahr 2025 zum 100-jährigen Fastnet-Race-Jubiläum wieder dabei sein. Und natürlich in seiner Klasse gewinnen!
Profis aus der Community
Glücklicherweise gibt es in der Bootsbauer-Szene rund um Port Townsend viele gute Leute. Einige hatten in jungen Jahren mit den damals modernen Renn-Yachen zu tun und unterstützen heute gerne Klassiker-Projekte wie Tally Ho.
Segelmacher Sean Rankins hat seit 1976 bei North Sails in San Diego gearbeitet und unter anderem Segel für Maxi-Racer gebaut. Zusammen mit seiner Frau Inga betreibt er heute eine Segelmacherei.