Auch ein alter Brauch darf nicht in Vergessenheit geraten: Unter jeden Mast müssen Münzen gelegt werden. Sie sollen dem Schiff Glück bringen, ihr Kupfergehalt das Holz schützen und der armen Crew im Falle eines Untergangs als Lohn für den Fährmann Charon zur Fahrt über den Styx dienen.
Leo hat viele Münzen zugeschickt bekommen, wofür er sich brav bedankt. Die Auswahl war schwer, er hat sich für zwei entschieden: eine britische Silber-Münze von 1910 mit einem Löwen und dem Konterfei von King Edward VII. Sie symbolisiert das Entstehungsjahr und -land der originalen Tally Ho. Die zweite ist ein amerikanischer Gold Eagle, eine Zehn-Dollar-Münze mit Adler und Lady Liberty darauf. Sie steht für das Jahr des Stapellaufs der neuen Tally Ho in den USA und die in ihr verbauten modernen Materialien.
Der Mast steht
Dann ist es endlich so weit. Der Kranführer entscheidet: nicht zu viel Wind. Der Mast wird an den Mobilkran angehängt und wie bei der Generalprobe ohne Zwischenfälle genau in das Loch im Deck abgefiert. Leo packt noch schnell die Münzen unter den Mastfuß. Der Mast steht fest und soll die nächsten Jahre nicht mehr bewegt werden, natürlich vorausgesetzt, alles läuft gut. Leo hält die Finger gekreuzt, Seeleute sind immer etwas abergläubisch.
Das Brion-Toss-Team schlägt alle unteren Wanten an, das Vorstag wird zunächst provisorisch befestigt, Fallen und Backstagen werden in Position gebracht. Ein junger Mann zieht sich in atemberaubender Geschwindigkeit mit einer speziellen Mastkletterhilfe bis zur Saling in den Mast, um den Kranhaken abzuschlagen.
Ein schönes Bild
Es sieht schon imposant aus, wie Tally Ho nun mit dem aufgeriggten Untermast auf dem Hafenvorfeld steht. Wenn erst der Obermast gesetzt ist, wird sie den Hafen von Port Townsend überragen. Bugspriet, Baum, Gaffel und Toppstenge sind noch in den Werkstätten und kommen später. Mit der Drohne entstehen wieder ganz besondere Aufnahmen von der Port-Townsend-Marina, wo auch im November die meisten Schiffe noch im Wasser liegen.
Über der Bucht zeigt sich ein wunderschöner Abendhimmel, um diesen großen Tag zu beschließen. Mit diesen Bildern verabschiedet sich Leo für dieses Mal, nicht ohne allen Teams, die am Mastbau und Rigging beteiligt waren, zu danken.
Aber wo sind eigentlich Clifton, Pat und Erica an diesem großen Tag? Leos Rücken geht es wieder besser, was vielleicht auch an der Freude liegt, dass sein Projekt einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist dank des tollen Teamworks. Nun kann er beruhigt nach England fliegen.
Kirschbaum für die Pantry
Eine Woche vor dem Maststell-Video wurde ein kurzes „Bonus-Video“ veröffentlicht. Es zeigt ein weiteres Kapitel von Pattys genialem Küchenbau. Patty, der eigentlich Töpfer ist, verpasst der Tally Ho Hängeschränke über der Küchen-Arbeitsfläche. Er baut Schablonen, schneidet genau die Innenwände und Borde aus Sperrholz und die Frontflächen aus Kirschbaumholz. Es gibt einen Versatz mit einer wunderschönen halbrunden Ecksäule, um dem Verlauf der Arbeitsfläche zu folgen.
Nic, laut Patty „weltbester Türenbauer“, baut die Klappen, die mit Kugelschnäppern zugehalten werden. David der Lacker lässt alles in wunderschönem Glanz erstrahlen, während Patty die Sperrholzplatten mit Epoxyd-Harz versiegelt, damit auf keinen Fall Feuchtigkeit in die Laminatschichten eindringen kann.
Weißer Lack sorgt für Helligkeit in den Schränken. Über der Spüle gibt es sogar einen Trockenständer für Teller und Handtücher. Ob Patty die zehn Teller für die spätere Tally Ho Sailing Crew töpfern wird? Einen Auftrag von „oben“ hat er noch nicht.
Ein Schiff ist kein Haus
Wieder sehr lustig, diese Episode mit handfestem Bootsbau vom Feinsten. Hier zeigt sich, wie sich Tischlerei (Cabinetry) im Bootsbau von der Möbeltischlerei für Häuser unterscheidet: Jedes Bauteil muss genau den Rundungen des Rumpfes folgen, kein Stück Holz ist wie das andere. Und dann gibt es noch die Bronze-Zugstangen, die in die Frontplatten eingelassen werden. Sie sorgen neben vielen anderen Verbänden für die Stabilität des Schiffes.
Leo beobachtet derweil von Ferne und gibt nur geringfügige Anweisungen, ansonsten lässt er sein Team die Arbeiten an der Tally Ho machen. Das Filmen und Editieren übernimmt immer mehr Raquel, eine eigene Handschrift ist allerdings noch nicht zu erkennen. Anyway, am Ende heißt es wie immer: „A huge thank you to all supporters. Cheers and see you next time.“