Am Ende steht der Mast der Tally Ho „for good“, was im Englischen so viel heißt wie „für immer“. Nun kann Leo beruhigt das Heft an seine Crew abgeben und nach England fahren, um Freunde und Familie zu besuchen.
Im letzten Video wurde der Mast nur zur Probe gesetzt, um die letzten Maße für das stehende Gut (Wanten und Stagen) zu überprüfen. Nun kommt Ian Weedman mit seiner Crew von Brion Toss Yacht Riggers, um den Mast endgültig zu setzen und fest zu verstagen. Sie sind genau die richtigen für Tally Ho, denn der Claim von BTYR ist „die Verbindung traditioneller Takelage mit modernen Anwendungen und Materialien“.
Sie haben denn auch das stehende Gut aus thermo-fixiertem Dyneema entworfen, gespleißt und bekleedet. Ian sieht zufrieden aus, wenn auch etwas angespannt. Denn obwohl sie schon hunderte Riggs gebaut und Masten gestellt haben und eigentlich immer alles geklappt hat, ist es doch immer wieder ein super-spannender Moment: „Passt alles?“

Auch Leo steht etwas unter Strom. Bei seinem letzten Interview vor dem großen Tag muss er sich unter seiner Tally Ho unterstellen, um dem Regen zu entfliehen. Der Herbst hält Einzug im Nordwesten der USA, heftige Windböen beuteln die Schiffe im Hafen von Port Townsend. Den armen Leo plagen arge Rückenschmerzen. Außerdem steht er etwas unter Druck, denn die Tickets für einen Familienbesuch in Süd-England sind schon gebucht.
Trotzdem sieht man auch ihm die Freude auf das kommende Ereignis an. Den Nachmittag und die letzte Nacht vor dem großen Ereignis wird er auf dem harten Fußboden in einer dunklen Kammer verbringen, vielleicht hilft’s ja.
Pancho droht Schlachtung
Pancho, die Papageiendame aus Sequim, ist mal wieder zu Besuch und wird auch gleich als Darstellerin für den neuesten Spot engagiert. Es muss mal wieder Geld verdient werden. Diesmal mit Werbung für ein gesundes Bio-Fertigessen. Bevor Patty den armen Papagei mit der Japansäge schlachtet, bietet ihm Zeal schnell eine Schale Factor 75 an.

Das Fastfood spart Zeit, damit zum Beispiel Nic seiner liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen kann: Schlafen auf dem Rasen. Am Ende teilen sich Pancho und Leo einen Teller Reis mit Bohnen. Warum der sonst so auf Ästhetik bedachte Leo sein Healthfood mit der Plastikgabel isst, wird sein Geheimnis bleiben. Einen Schnabel wie Pancho hat er ja nicht.
Die Magie des Teams
Was wäre Leo nur ohne sein Team? Da ist Bob mit seiner Bobtailfrisur. Er baut fast alles, was an Tally Ho mit dem Rigg zu tun hat, ob es rollt oder fest ist. Zum Beispiel die großen Salinge (Spreaders), die die Wanten abspreizen. Beim Gaffelmast beschränken sie sich traditionell auf ein Paar, dafür stark und solide im Gegensatz zu modernen Hochriggs mit bis zu fünf filigranen Paaren. Tally Hos Salinge sind oben weiß lackiert, um sie vor der Sonne und den UV-Strahlen zu schützen, von unten sind sie natur.

Alle Bronzebeschläge kommen mal wieder aus Pete Langley‘s Port Townsend Foundry. Bob schraubt alles perfekt zusammen: die sauberen Saling-Endbeschläge, durch die die Wanten laufen, sowie die Bronze-Augen, die die Wanten nach oben fixieren, so dass man auf ihnen stehen und Ausguck halten kann.
Wieder mal ein Anachronismus, der der Sicherheit dient: die große Radarschüssel, die Tally Ho auch im Nebel sicher ans Ziel bringen soll. Das große weiße Plastikteil wird sauber mit einer speziell gefertigten Bronze-Halterung auf die Saling geschraubt. Auch Joe the Mec ist dabei, als der Mast noch neben der Tally Ho liegt, und zieht die letzten Kabel. Die Salingsleuchten – natürlich auch aus glänzendem Messing – müssen noch angeschlossen werden. „Eigentlich wollte ich das morgen machen, aber dann steht der Mast schon und hier unten ist das Arbeiten gemütlicher.“
Patty kommt vom Kurs ab
Raquel, die Medienfrau, und Nic, der Türenbauer, stehen derweil in der Loge: auf dem Mezzanine hinter dem Heck, das inzwischen zum Wintergarten umgebaut wurde. Mit dem Kaffeebecher in der Hand lassen sie Patty, der sich auf Reisen in Kopenhagen befindet, per Facetime an dem Ereignis des Mastsetzens teilhaben. Plötzlich großes Gelächter: Patty hat vor lauter Faszination seine Haltestelle verpasst.

Derweil wuseln gefühlt zehn Rigger um den Mast und sortieren Fallen, Stagen, Wanten, Backstagen und die Klettertalje. Währenddessen bündelt Joe am Mastfuß Kabel, bevor der Mast an den Kran gehängt wird.
Masthoops und Münzen
In der Nacht auf dem harten Boden ist es Leo durch den Kopf geschossen: „Oops, die Hoops (Mastringe) müssen noch aufgezogen werden.“ Das sind dampfgebogene und vernietete Holzringe aus Esche, über die das Vorliek des Gaffelsegels mit dem Mast verbunden ist und hoch und runterrutscht. Wenn der Mast steht, sind die schwer zu montieren.
Auch ein alter Brauch darf nicht in Vergessenheit geraten: Unter jeden Mast müssen Münzen gelegt werden. Sie sollen dem Schiff Glück bringen, ihr Kupfergehalt das Holz schützen und der armen Crew im Falle eines Untergangs als Lohn für den Fährmann Charon zur Fahrt über den Styx dienen.

Leo hat viele Münzen zugeschickt bekommen, wofür er sich brav bedankt. Die Auswahl war schwer, er hat sich für zwei entschieden: eine britische Silber-Münze von 1910 mit einem Löwen und dem Konterfei von King Edward VII. Sie symbolisiert das Entstehungsjahr und -land der originalen Tally Ho. Die zweite ist ein amerikanischer Gold Eagle, eine Zehn-Dollar-Münze mit Adler und Lady Liberty darauf. Sie steht für das Jahr des Stapellaufs der neuen Tally Ho in den USA und die in ihr verbauten modernen Materialien.
Der Mast steht
Dann ist es endlich so weit. Der Kranführer entscheidet: nicht zu viel Wind. Der Mast wird an den Mobilkran angehängt und wie bei der Generalprobe ohne Zwischenfälle genau in das Loch im Deck abgefiert. Leo packt noch schnell die Münzen unter den Mastfuß. Der Mast steht fest und soll die nächsten Jahre nicht mehr bewegt werden, natürlich vorausgesetzt, alles läuft gut. Leo hält die Finger gekreuzt, Seeleute sind immer etwas abergläubisch.

Das Brion-Toss-Team schlägt alle unteren Wanten an, das Vorstag wird zunächst provisorisch befestigt, Fallen und Backstagen werden in Position gebracht. Ein junger Mann zieht sich in atemberaubender Geschwindigkeit mit einer speziellen Mastkletterhilfe bis zur Saling in den Mast, um den Kranhaken abzuschlagen.
Ein schönes Bild
Es sieht schon imposant aus, wie Tally Ho nun mit dem aufgeriggten Untermast auf dem Hafenvorfeld steht. Wenn erst der Obermast gesetzt ist, wird sie den Hafen von Port Townsend überragen. Bugspriet, Baum, Gaffel und Toppstenge sind noch in den Werkstätten und kommen später. Mit der Drohne entstehen wieder ganz besondere Aufnahmen von der Port-Townsend-Marina, wo auch im November die meisten Schiffe noch im Wasser liegen.
Über der Bucht zeigt sich ein wunderschöner Abendhimmel, um diesen großen Tag zu beschließen. Mit diesen Bildern verabschiedet sich Leo für dieses Mal, nicht ohne allen Teams, die am Mastbau und Rigging beteiligt waren, zu danken.
Aber wo sind eigentlich Clifton, Pat und Erica an diesem großen Tag? Leos Rücken geht es wieder besser, was vielleicht auch an der Freude liegt, dass sein Projekt einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist dank des tollen Teamworks. Nun kann er beruhigt nach England fliegen.
Kirschbaum für die Pantry
Eine Woche vor dem Maststell-Video wurde ein kurzes „Bonus-Video“ veröffentlicht. Es zeigt ein weiteres Kapitel von Pattys genialem Küchenbau. Patty, der eigentlich Töpfer ist, verpasst der Tally Ho Hängeschränke über der Küchen-Arbeitsfläche. Er baut Schablonen, schneidet genau die Innenwände und Borde aus Sperrholz und die Frontflächen aus Kirschbaumholz. Es gibt einen Versatz mit einer wunderschönen halbrunden Ecksäule, um dem Verlauf der Arbeitsfläche zu folgen.

Nic, laut Patty „weltbester Türenbauer“, baut die Klappen, die mit Kugelschnäppern zugehalten werden. David der Lacker lässt alles in wunderschönem Glanz erstrahlen, während Patty die Sperrholzplatten mit Epoxyd-Harz versiegelt, damit auf keinen Fall Feuchtigkeit in die Laminatschichten eindringen kann.
Weißer Lack sorgt für Helligkeit in den Schränken. Über der Spüle gibt es sogar einen Trockenständer für Teller und Handtücher. Ob Patty die zehn Teller für die spätere Tally Ho Sailing Crew töpfern wird? Einen Auftrag von „oben“ hat er noch nicht.
Ein Schiff ist kein Haus
Wieder sehr lustig, diese Episode mit handfestem Bootsbau vom Feinsten. Hier zeigt sich, wie sich Tischlerei (Cabinetry) im Bootsbau von der Möbeltischlerei für Häuser unterscheidet: Jedes Bauteil muss genau den Rundungen des Rumpfes folgen, kein Stück Holz ist wie das andere. Und dann gibt es noch die Bronze-Zugstangen, die in die Frontplatten eingelassen werden. Sie sorgen neben vielen anderen Verbänden für die Stabilität des Schiffes.

Leo beobachtet derweil von Ferne und gibt nur geringfügige Anweisungen, ansonsten lässt er sein Team die Arbeiten an der Tally Ho machen. Das Filmen und Editieren übernimmt immer mehr Raquel, eine eigene Handschrift ist allerdings noch nicht zu erkennen. Anyway, am Ende heißt es wie immer: „A huge thank you to all supporters. Cheers and see you next time.“