Bei Olympia 2021 hat Susann Beucke mit Tina Lutz im 49FX die Silbermedaille geholt. Jetzt zieht sie den Schlussstrich unter ihr Olympia-Engagement. Hochseesegeln ist die neue Disziplin, „This race is female“ ist der Name ihrer Kampagne.
„Als ich meine Kampagne gestartet habe und sah, wie viele junge Frauen ich inspirieren konnte, war ich beeindruckt“, sagt Susann Beucke zu der ausgewählten Runde von Journalisten beim Pressetermin im Hamburger NRV. „Frauen brauchen diese Vorbilder. Ich habe von meiner starken Mutter, die selber auch Seglerin ist, viel Selbstbewusstsein gelernt. Das möchte ich an junge und auch ältere Frauen weitergeben.“

Ihr Vorbild ist Sam Davies. Die englische Profiseglerin schafft es, Hochleistungsegeln und Mutterschaft in Einklang zu bringen. Susann Beucke hat sie bereits im Trainingshafen von Lorient getroffen. Sie hat von Sam Davies gelernt, dass Frauen ihre physische Benachteiligung zum Vorteil umdrehen können. Frauen müssen vorausschauender segeln, müssen mehr planen.
Sam muss es wissen. Sie hat schon mehrere Weltumsegelungen gemeistert, unter anderem beim Volvo Ocean Race 2014 im Frauenteam SCA. Als sie bei der letzten Vendée Globe nach einer Kollision in Kapstadt abbrechen musste segelte sie im Anschluß außerhalb des Rennes weiter.
Susann Beucke möchte erreichen, dass in der Sportberichterstattung Frauen auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen wahrgenommen werden. Dafür will sie auf ihrem Weg junge Mädchen mitnehmen und eine Bewegung starten. „This Race is female“ meint auch, dass sie für ihre Kampagne ein weiblich geprägtes Team rekrutieren wird.
Neue Verbündete
Manche hatten erwartet, dass Beucke mit Boris Herrmann das nächste Ocean Race segeln würde. Doch Herrmann hat vor kurzem die Niederländerin Rosalin Kuiper ausgewählt. Susann betont, dass es für sie nie eine Option war, Teil von Herrmanns Team zu werden. „Ich bin jemand, die gerne selber entscheidet. Ich glaube, an Boris Seite ist kein Platz für eine Frau, die gerne ihr eigenes Projekt macht.“

Zum Hochseesegeln kam sie in rasanten Sprüngen. Anfang des Jahres wusste Susann Beucke noch nicht, wo sie den Startpunkt setzen würde. Dann fand sie mit Krugmedia ihre Agentur, die ihre Kampagne orchestriert. Mit Marcus Hutchinson steht ihr in Frankreich ein Unterstützer internationaler Seglerinnen und Segler zur Seite, der ihr seine Figaro verchartert. Und seit dem 1. Juni hat sie einen Hauptsponsor.
Der wurde auf der Pressekonferenz im Club des Norddeutschen Regatta-Vereins allerdings noch geheim gehalten. Erst auf der Kieler Woche wird er mit mehr medialer Aufmerksamkeit präsentiert. Klar ist jedoch: Für Sanni Beucke sind seglerisch die nächsten zwei Jahre finanziell gesichert. Und zwar schon mehrfach, denn ein zweiter Sponsor hat auch schon gezeichnet.
Offshore-Rookie auf Figaro
So kann sich die junge Offshore-Seglerin ganz den Elementen hingeben und trainieren. Denn die Class Figaro, in der sie sich jetzt tummelt, ist eine der größten Herausforderungen im Hochseesegeln. Die schwierigste Challenge liegt auch schon in nächster Nähe: Das Solitaire du Figaro startet bereits diesen August.