Es war wie verhext. In seinem „wahren“ Leben hatte Thomas Lipton alles erreicht. Mit 15 Jahren war der in der Arbeiterstadt Glasgow geborene Schotte mit irischen Wurzeln in die USA emigriert und hatte dort – wie viele andere, die in den 1860er-Jahren in die Neue Welt aufbrachen – die verschiedensten Jobs angenommen, um das Glück zu finden. Schon fünf Jahre später kehrte er auf die Britische Insel zurück und eröffnete, gerade erst 20 Jahre jung, sein erstes Lebensmittelgeschäft.
Dieses Unternehmen erwies sich bald als so erfolgreich, dass weitere Läden hinzukamen. Im Jahr 1892 eröffnete er in Glasgow einen zweiten Betrieb, schließlich waren es rund 150 Verkaufsfilialen in England.

Erst Unternehmer, dann US-Herausforderer
Um seine Geschäfte selbst mit Waren versorgen zu können, tummelte sich der Selfmademan am anderen Ende der Welt. Im Jahr 1890 segelte er auf der Suche nach den besten Tees der Welt nach Ceylon – die Idee für den „Lipton’s Tea“ war geboren. Damit war Thomas Lipton einer der ersten globalen Unternehmer. 1898 wurde er, noch keine 50 Jahre alt, sogar zum Ritter des Royal Victorian Order geschlagen und erhielt den Titel „Sir“.
Nur in einem war Lipton kein Erfolg beschieden: dem America’s Cup. Als großer Freund des Segelsports forderte er zwischen 1899 und 1930 die US-amerikanischen Pokalinhaber im Namen des Royal Ulster Yacht Clubs heraus.
Seiner irischen Abkunft entsprechend nannte er die Segelyachten „Shamrock“. Bei jeder dieser Herausforderungen trat er mit einer speziell dafür neu gebauten Yacht an. Fünf Schiffe sollten es in mehr als drei Jahrzehnten werden. Damit ist Thomas Lipton bis heute einer der hartnäckigsten Herausforderer in der Geschichte des America’s Cups.
Not his cup of Tea
Den Schlusspunkt bildete der 14. America’s Cup, für den erstmals J-Class-Yachten zugelassen waren. Lipton ließ die „Shamrock V“ nach dieser Regel 1929 von Charles E. Nicholson konstruieren und läutete damit eine neue Ära im America’s Cup ein.
Im Unterschied zu allen anderen J-Class-Yachten wurde der Rumpf aus Mahagoniplanken auf Stahlspanten gebaut. Das mit 0:4 unterlegene Schiff wurde nie abgewrackt. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb es 1986 die Lipton Tea Company und stiftete es dem Museum of Yachting in Newport auf Rhode Island.


Eine spannende Biografie widmet sich der Unternehmerpersönlichkeit ebenso wie dem Sportsmann Lipton – in allen wesentlichen, manchmal tragisch anmutenden Details. Die atemberaubende, kenntnisreich und kurzweilig erzählte Geschichte des Seglers und Unternehmers Thomas Lipton ist wie eine gute Tasse schwarzer Tee – stark, heiß, exotisch und jedes Mal mit neuen Facetten.

Insgesamt fünf Mal forderte Thomas Lipton die Pokalinhaber des „America’s Cup“ auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans heraus, scheiterte jedoch immer wieder, was ihm den Ehrentitel „Bester aller Verlierer“ eintrug. Das wiederum steigerte in den Vereinigten Staaten nachhaltig den Bekanntheitsgrad seines Namens – und von seiner Teemarke, die bis heute einen Weltmarktanteil von mehr als zehn Prozent besitzt.
Lipton selbst erlesen
Die deutschsprachige Fassung der Lipton-Biografie von Laurence Brady ist unter dem Titel „America’s Cup und Cup of Tea“ erschienen und nur noch antiquarisch erhältlich.

Pietsch, Stuttgart 2013
256 Seiten
21 x 14,6 cm, gebunden
ISBN 978-3-61350-728-9
antiquarisch ab 12 Euro