Mitte Februar hat der Winter das Örtchen Sequim im äußersten Nordwesten USA voll im Griff. Die Werft, in der Leo Sampson seinen 47 Fuß langen Gaffelkutter „Tally Ho“ als Refit-Projekt wieder aufbaut, ist tief verschneit. Aber die Arbeit an der Konstruktion von Albert Strange aus dem Jahr 1909 geht weiter. Finn und Leo bauen diese Woche den Achtersteven zusammen – bestehend aus Totholz, Knie und Heckbalken.
Vorher befreien sie den Bauplatz aber erst einmal vom Schnee. Die bis zu 16 Zoll (rund 40 cm) starken Bohlen aus Purple Heart Hartholz müssen exakt auf Maß geschnitten und angepasst werden. So entsteht ein großes Puzzle, das die beiden Bootsbauer am Ende mit Schraubzwingen zusammenfügen und mithilfe des Gabelstaplers aufstellen. Die Abweichungen betragen nicht viel mehr als 1/16 Zoll, also rund 1,5 mm. Und alle Passungen sind absolut rechtwinklig. Auf das 3 x 3 m große Baustück können die beiden mit Recht stolz sein.
Vorschlaghammer und vereinte Kräfte
In der Wintersonne leuchtet das Holz dunkellila – wie der Name schon sagt: purple eben. Papagei-Lady Poncho ist meistens dabei, und das fleißige Werft-Winterteam hat immer Zeit für einen kleinen Scherz. Leo hat mit Finn einen stets gut gelaunten, kompetenten Volunteer an seiner Seite, dem die Arbeit sichtlich Spaß macht. Zunächst muss der alte verfaulte und rissige Achtersteven vorsichtig aus „Tally Ho“ herausoperiert werden. Und das möglichst ohne die Struktur und Form des Rumpfs zu beschädigen.

Vorsichtige Schnitte mit dem Elektro-Fuchsschwanz, Keile, Vorschlaghammer und vereinte Kräfte führen zum Ziel. Überhaupt ist der eingesetzte, teilweise ladenneue Maschinenpark beeindruckend: Es kommen große Elektrohobel, Riesenhandkreissägen, eine Stihl-Motorkettensäge mit Führungsschlitten und nicht zuletzt der Gabelstapler zum Einsatz. Sie glätten das schwer zu bearbeitende Holz mit einer Oberfräse in einem speziellen Schlitten. Der funktioniert nicht immer hundertprozentig und macht manchmal mehr Arbeit als er einspart.


Lieber mit dem Handhobel
Die letzten genauen Passungen macht Leo dann doch wieder selbst mit Handhobel, Rauhbank und Stecheisen. Alle Maße überprüft er immer wieder mit den Schablonen vom Schnürboden. Leo Sampson arbeitet dabei so genau, dass man sich manchmal fragt: Wie haben die Bootsbauer vor hundert Jahren das hingekriegt. Und vor allem: Wie lange haben sie dafür gebraucht ohne diesen ganzen Maschinenpark, der Leo und seiner Crew zur Verfügung steht?

Und dann steht der Achtersteven endlich. Leo ist schon ein echtes Organisationstalent, ein 1 A Bootsbauer und ein sympathischer Werbeträger in eigener Sache. Der ganze Film ist wieder mit wunderbarer Musik unterlegt. Im nächsten Video wird Leo den Achtersteven einbauen.
Freiwillige Helfer sind willkommen
Leo bekommt viele Anfragen von Leuten, die ihn besuchen möchten und ihm bei der Restaurierung der Tally Ho helfen wollen. Um den Anfragen gerecht zu werden, hat er Regeln festgelegt, wie man sich für ein Volunteering bei ihm bewerben kann. Es sollten schon sechs Wochen sein, die man in der Werkstatt verbringen möchte – damit das Projekt effektiv vorankommt.
Wer Leo Sampson und sein Refit-Projekt der Tally Ho finanziell unterstützen möchte, kann das hier tun.