Im Sommer 2017 hat Mark von Associated Boat Transport das damalige Wrack der Tally Ho vom Süden Oregons nach Sequim im US-Staat Washington gebracht. So ist es festgehalten in der Video-Episode 2 „Moving Tally Ho“. Jetzt hat Leo Samspon ihn gebeten, auch den wesentlich kürzeren Bootstransport von Sequim nach Port Townsend durchzuführen. Hiervon handelt Episode 102, das jüngste Video über das seit vier Jahren laufende Refit-Projekt des britischen Bootsbauers.
Marks Familie hat ihr über 100 Jahre altes Bootstransport-Unternehmen inzwischen verkauft, und er selbst ist im Ruhestand. Doch für das Tally-Ho-Projekt stellen ihm die neuen Eigentümer gerne einen Truck und ein paar Leute zur Verfügung. Er selbst übernimmt mit Freude den Transport.
In 35 Jahren hat Mark schon viele Restaurationsobjekte gefahren und von einigen wusste er, dass sie nie wieder das Wasser sehen würden. Leo Sampsons Enthusiasmus und seine gut organisierte Handwerksarbeit beeindrucken ihn sichtlich. Er ist davon überzeugt, dass die Tally Ho bald wieder segeln wird. Und so verlässt der neu gebaute und frisch gestrichene Rumpf nach genau vier Jahren wieder den Hof von Raul und Darlene.
Gastgeber für ein Herzensprojekt
Leos Gastgeber waren 2017 sofort Feuer und Flamme, nachdem sie gehört hatten, dass es da einen jungen Engländer gibt, der die Albert-Strange-Kutteryacht von 1909 restaurieren wollte. Selbst begeisterte Klassiker-Segler und Bootsbauer, hatten sie sich eine Werkstatt hinter ihrem Haus in Sequim eingerichtet.
Doch dann hatte Raul einen Segel-Unfall. Seitdem ist er behindert und konnte seine Träume nicht verwirklichen. Sie sind bisher noch nie in einem der Videos aufgetaucht, und es ist eine berührende Geschichte, die die drei verbindet.

Leo hatte einen Traum und etwas Geld, ihre Wege haben sich genau im richtigen Moment gekreuzt. Die Tally Ho brauchte einen Bauplatz, und Darlene und Raul konnten ihm ihren Hinterhof anbieten. So hat es sich für alle gelohnt. Leo ist Teil der Familie geworden, und er war immer da, wenn Raul Hilfe brauchte.
Durch seine positive Art, das besondere Bootsprojekt und die vielen engagierten Volunteers hat er Raul neuen Lebensmut gegeben – und Darlene bei Ihrer aufopferungsvollen Pflege entlastet. Nun sind beide traurig, dass die Tally Ho weiterzieht und es wieder still wird auf ihrem Hinterhof. Port Townsend ist aber nur eine knappe Autostunde entfernt und sie wollen Leo und der Tally Ho treu bleiben und sie öfter besuchen.
Dennoch ist es ein sehr emotionaler Abschied, auch für Leo. Wie gut, dass zur Moving Party noch einmal so viele Leute auf Darlenes und Rauls Hof zusammenkommen. Man sieht auch zwei junge Leute, die nicht zu Leos Team gehören – wahrscheinlich sind es Rauls und Darlenes Kinder.
Tropfnasse Planen gegen die Gluthitze
Vorher musste Leos Team der Hitzewelle trotzen, die nicht weit von Sequim zu verheerenden Waldbränden geführt hat. Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius drohten das Holz auszutrocknen. Und so musste der ganze Rumpf mit wassergetränkten Baumwollplanen abgehängt werden.

Nach dem missglückten Bleiguss am Ballastkiel hat Leo diesen Teil des Projekts auf später vertagt. Es wird wohl ein neuer Blei-Ballast gegossen werden, nun bleibt der alte erst einmal in Sequim.
Fertig für die Fahrt auf dem High-Tech-Trailer
Nachdem die Außenhaut mithilfe einiger Kollegen aus Port Townsend fertig kalfatert wurde, hat die Tally Ho genug Stabilität, um den Transport zu überstehen.
Leo erklärt es ganz einfach: Es sei wie bei einem verklebten Bündel Stroh. Dennoch setzt er zur Sicherheit ein paar Stützbretter ein.
Nun kann das Team endlich den Schuppen abbauen, und die Abendsonne lässt die Tally Ho in ihrer ganzen Schönheit glänzen. Es ist das erste Mal, ohne dass die Streben des Schuppens ihre Linien stören.
Pete ist völlig begeistert von dem High-Tech-Hydraulik-Hufeisen-Bootstrailer. Der nimmt unter der professionellen Steuerung von Mark und seinem Team die Tally Ho mühelos und sicher auf.
Überlandfahrt ohne besondere Vorkommnisse
Nachdem die enge Einfahrt millimetergenau ohne Schrammen passiert ist, die Zufahrt zur Straße rückwärts absolviert und das Gespann gewendet ist, geht die Fahrt nach Port Townsend problemlos über die Landstraße. Das ganze Manöver wird natürlich von Leo und einem Freund gefilmt, der beeindruckende Drohnen-Aufnahmen macht.
In Port Townsend wird die Tally Ho völlig unspektakulär rückwärts in eine moderne Halle gestellt, und das Klapptor schließt sich hinter dem Rumpf. Mark und sein Transportteam ziehen ab. Megan, Pete, Patrick und Leo bleibt nur noch aufzuräumen. Pancho, die Papageiendame, ist noch dabei. Sie wird aber zurück nach Sequim gebracht, um Raul Gesellschaft zu leisten.
Und noch ein Abschied
Megan ist mit ihren gerade 20 Jahren eine hervorragende Mechanikerin. Sie bastelt, seitdem sie 13 ist, an Motorrad- und Rasenmäher-Motoren – und an ihrem 1991er Chevi-Silverado-Truck. Sie hat Leos Bike und Patricks neu erworbene Honda Elsinore auf Vordermann gebracht und das Bleischwein gebaut. Jetzt ist es nach zwei Monaten Zeit für sie, ihr Maschinenbaustudium fortzusetzen.

Eine versierte und kräftig zupackende junge Frau. Sie hofft, wiederzukommen und in die Segel-Szene einzusteigen. Wer weiß, vielleicht wird sie Chief Engineer für Tally Hos ausgeklügelten Antrieb. Leo wird sie mit offenen Armen aufnehmen.
Keine Besuche, bitte
Die Tally Ho steht jetzt in einer Halle direkt am Hafen von Port Townsend, quasi im Zentrum der Westküsten-Klassiker-Szene. Klar, dass viele Fans das Projekt und Leo persönlich besuchen und mit ihm schnacken möchten. So gerne Leo jeden empfangen würde: Sein straffes Arbeitspensum – zwei Tage alle zwei Wochen allein dafür, die Videos zu schneiden – lässt es nicht zu.
Daher wendet er sich zum Schluss mit einer Bitte an seine Follower. Er ist nach wie vor völlig begeistert und dankbar über die große Anteilnahme und die vielen Spenden, ohne die dieses Projekt so nicht durchführbar wäre. Dennoch bittet er um Verständnis, dass er auf der Baustelle keinen Besuch empfangen kann. Tally Ho würde sonst wohl nie fertig werden.

Er verspricht tolle Bilder von der neuen Umgebung in Port Townsend Haven, wo in kleinem Umkreis viele Holzboot-Werften mit interessanten Projekten zu finden sind. Und er verspricht, dass die Zeit kommen wird, wo er stolz die fertige Tally Ho der Öffentlichkeit und vor allem seinen Volunteers und Fans vorstellen kann. Wann das sein wird? Wie Leo immer sagt: „In zwei Jahren …“ Und hoffentlich kommt Raul dann mit zum Segeln.
Wer Leo Sampsons Refit-Projekt unterstützen möchte, folge diesem Link.